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Der Olivenhain

Der Olivenhain

Titel: Der Olivenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Miller Santo
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niemand etwas gesagt hatte, polterte der Verursacher herum, er sehe es überhaupt nicht ein, für den Schaden aufzukommen.
    Zwanzig andere, standfestere Senioren drängelten sich um die Verkostungstheke, pickten mit Zahnstochern in die Schälchen und fragten immer wieder besorgt, ob die Oliven auch wirklich keine Steine hätten. Die Truppe war aus verschiedenen Altersheimen der Gegend zusammengewürfelt. Mehrmals in der Woche wurden sie von Bussen, die der Betreiber des Casinos im Norden anheuerte, abgeholt. Callie gab den Fahrern Gutscheine, wenn sie auf dem Rückweg vom Casino beim Pit Stop anhielten.
    »Ein Stein, und mein Gebiss wäre ruiniert«, klagte eine hagere Frau mit Altersflecken auf den Handrücken.
    Ihre Begleiterin, eine füllige Person mit Krückstock, nahm daraufhin sofort ihre Teilprothese heraus und verstaute sie in ihrer Tasche. »Sicher ist sicher«, sagte sie.
    »Ich hab noch nie einen Stein erwischt, das kommt wirklich nie vor«, versicherte ein gepflegt wirkender Mann. Er sah Deborah an und sagte: »Sie sind neu hier, nicht wahr?«
    Deborah füllte Paprikaoliven nach, stellte neue Zahnstocher hin und murmelte: »Kann man so sagen.«
    »Sie sind hübscher als die andere, die sonst hier steht«, sagte er.
    Die hagere Alte verdrehte die Augen. »Nehmen Sie sich vor dem in Acht, er ist ein unverbesserlicher Casanova.«
    »Das heißt noch lange nicht, dass es nicht wahr ist«, erwiderte er galant und pickte sich eine Olive mit Parmesanfüllung heraus.
    Unwillkürlich musste Deborah lächeln. »Danke.«
    »Wo kommen Sie her?«
    »Der Laden gehört meiner Mutter.«
    Mit großen Augen starrte er sie an. »Callie kann unmöglich eine Tochter in Ihrem Alter haben! Sie sehen eher aus wie Schwestern!«
    Es überraschte Deborah nicht, dass ihre Mutter sie offenbar nie erwähnt hatte. »Ich war eine Weile weg.«
    »Das haben Kinder so an sich«, brummte er und rückte weiter ans andere Ende der Theke.
    Nach einer halben Stunde war der Laden wieder leer. Deborah machte sauber und naschte dabei ein paar Oliven mit Mandelfüllung, die sie besonders mochte, weil sie so knackig waren. Nancy half ihr beim Aufräumen. Deborah fühlte sich in ihrer Nähe wohler als mit ihrer Mutter. »Schön, dass du hier arbeitest«, sagte Deborah. »Du tust meiner Mutter gut, das merkt man.«
    »Dinge, die ihr guttun, mag deine Mutter aber gar nicht.« Nancy seufzte und sah sich in dem leeren Laden um. »Ich habe nur ein paar Postkarten, vier Gläser Oliven und eine Flasche Öl verkauft.«
    »Ist Mum deshalb so gereizt? Laufen die Geschäfte immer so schlecht?«
    Nancy zuckte mit den Schultern und lehnte sich gegen die Theke. »Ich glaube, die alten Leute haben heute im Casino Pech gehabt. Wenn sie gewinnen, sind sie spendabler. Dann kaufen sie Geschenke für all die Verwandten, die sie nie besuchen kommen. An solchen Nachmittagen muss ich dann viele Päckchen schnüren.«
    »Wer hat denn früher an der Verkostungstheke gearbeitet? Ich meine, bevor ich wiederkam?«
    »Eigentlich niemand. Ich habe nur die Schälchen hingestellt und die Leute dann essen lassen. Da sieht man dann, wie gierig die Leute sind. Keine Ahnung, ob es daran liegt, dass sie als Kinder nichts hatten, oder daran, dass sie Kinder geblieben sind. Von der Kasse aus habe ich Frauen beobachtet, die sich die Oliven schalenweise in die Handtasche geschaufelt haben.«
    »Ich hab’s gemerkt«, sagte Deborah und dachte an ihre ersten Jahre in Chowchilla.
    Nancys Miene verriet, dass Callie im Anmarsch war. Sie nickte Deborah zu, zog einen Putzlappen aus der Schürzentasche und wischte damit wahllos über ein paar Regale auf dem Weg zurück zur Kasse.
    »Was hast du gemerkt?«, fragte Callie. Sie nuschelte etwas.
    »Dass die Leute zwar gern umsonst Oliven essen, aber keine kaufen wollen.«
    »Die haben alle keinen Anstand. Eigentlich sollten sie sich verpflichtet fühlen, etwas zu kaufen, wenn sie etwas umsonst bekommen. Dein Vater und ich haben eine Schulung gemacht, bevor wir den Laden eröffneten. Eine Regel, die uns der Kursleiter einbläute, hieß: Umsonst ist nie umsonst. Kulturelle Evolution. Das Bedürfnis, niemandem etwas schuldig zu bleiben. Kann man überall nachlesen, sogar die Gorillas im finstersten Urwald machen das so. Sie bieten dem anderen wertlosen Plunder an – ein Büschel Gras, einen Zweig oder kleinen Stein – und bekommen dafür was zu essen.«
    Die sprunghafte Rede und die glasigen Augen verrieten Deborah, dass Callie wieder mehr Tabletten

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