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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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ihm am Feuer saß. »Nun, Großer, beantwortet das deine Frage?«
    Jorge runzelte die Stirn. Rassische Diskriminierung hatte er immer als abwegig und verwirrend empfunden, besonders dann, wenn sie so unverhohlen zur Schau getragen wurde.
    Nach seiner Unterredung mit den Orks war er eine ganze Weile durch das Lager geschlendert. Er dachte über die rätselhaften Andeutungen der Grünhäutigen nach, die ihn einigermaßen unbefriedigt zurückgelassen hatten. Dabei erreichte er einen Teil des Lagers, in dem ausschließlich menschliche Krieger untergebracht waren. Ungefähr zu dieser Zeit stellte er fest, dass er Brand hatte. Das scheußliche Orkbier klebte ihm noch am Gaumen und stellte verrückte Dinge mit seinen Därmen an. Wahrscheinlich, dachte Jorge, konnte ein Trollmagen zwar alles verdauen, aber wozu ein Risiko eingehen? Am besten, er kippte ein paar Humpen ordentlicheres Gesöff obendrauf.
    Auch in diesem Sektor des Lagers war kaum noch jemand auf den Beinen. Nach längerer Suche hatte Jorge eine Dreiergruppe langhaariger Männer entdeckt, die grölend um ein schmächtiges Feuer etwas abseits der breitesten Zeltstraßen saßen. Sie hatten ihn sofort zu einem Bier eingeladen, möglicherweise, weil Jorge ihnen seinen IAIT-Siegelring unter die Nase gehalten hatte, vielleicht auch aus anderen Gründen. Nach außen gaben sie sich freundlich, aber sie nannten Jorge unentwegt »Großer«.
    Jorge konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn ihn jemand »Großer« nannte!
    »Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dir überhaupt eine Frage gestellt zu haben, bei Batardos.« Jorge suchte Kiemwheys Blick. Statt ihn zu erwidern, glotzte der Soldat jedoch selbstzufrieden, über seine gewitzten Sprüche grinsend, in seinen Krug, nahm einen Schluck und schmatzte, als genieße er einen edlen, kostbaren Tropfen und kein billiges Kräuterbier.
    »Orks«, fuhr er ungerührt fort »Eine üble Zucht, wenn du mich fragst, Großer. Und ich spreche nicht nur von den Vertretern aus unserer lyktischen Heimat. Eine Schande, dass die überhaupt an unserer Seite in einem anständigen Heer kämpfen dürfen.«
    Jorge ließ sein Gegenüber keine Sekunde aus den Augen. »Du scheinst hier ja ein großes Tier zu sein, Kiemwhey«, sagte er.
    Kiemwhey entging die Ironie in Jorges Stimme gänzlich. »Du sprichst weise, Großer. Pass auf, ich weiß es durchaus zu schätzen, dass du deinen Urlaub unterbrochen hast und dich als Ermittler unter uns Krieger mischst, wirklich. Aber die Sache liegt doch auf der Hand. Orks werden kaputt gemacht. Da frage ich zu Recht: Und wenn schon?«
    Eine Ratte flitzte in den Lichtschein des Feuers, stoppte unmittelbar vor Jorges rechtem Schuh. Plötzlich zischte ein Schwert nach vom und teilte das Tier mit einem Hieb in der Mitte entzwei, ohne ihm auch nur Zeit zu lassen, ein Todesquieken auszustoßen. Heißes Rattenblut spritzte gegen Jorges Knie. Er verzog die Mundwinkel.
    »Du kannst Orks also nicht ausstehen.« Jorge wischte sich das Blut von der Hose. »Das ist eine gewagte Aussage, meinst du nicht auch, Kiemwhey?«
    Kiemwhey grinste Jorge von der Seite an, als vermute er hinter seinen Worten eine Neckerei. »Warum das, Großer?«
    Jorge lehnte sich zurück, betrachtete die Glut des Feuers, die sich in Kiemwheys Augen spiegelte. »Nun, offensichtlich findest du, es geht vollkommen in Ordnung, dass mittlerweile zehn Soldaten des Heeres, in dem auch du tätig bist, auf mysteriöse Weise ermordet wurden, oder?«
    »Wie schon gesagt: Orks sind Abschaum, Großer!«
    Jorge nickte. »Ich erinnere mich sehr gut an das, was du gesagt hast. Also, wenn ein Ork getötet wird – auch wenn er zu deiner eigenen Kompanie gehört –, dann spendest du erst mal lautstark Applaus? Hab ich das richtig verstanden?«
    »Genau erkannt, Großer! Es ist ja nicht nur so, dass Orks stinken und dumm sind. Sie sind – und ich muss das wissen, arbeite ja lange genug mit ihnen zusammen – niedere Kreaturen.
     
    Wie kommt es, dass ich, Kiemwhey, Sohn des Cuennwhey, mich unentwegt mit Niederen herumschlagen muss?«
    »Nieder, ich verstehe«, sagte Jorge. »Ein Begriff aus dem Ersten Zyklus, als die Höheren noch Kriege gegen die Niederen führten, nicht wahr?«
    Kiemwhey schlug mit der Faust auf den nackten Boden. »Damals gab es noch eine Ordnung. Heute versinkt alles im Chaos.«
    »Dir ist aber schon klar«, Jorge trank einen Schluck Bier, »dass du damit eben auf der Liste meiner Verdächtigen gelandet bist, Kiemwhey? Du spazierst durch

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