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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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nicht vielleicht auch irgendetwas Sinnvolles in Erfahrung gebracht?«
    Wieder grinste Jorge. »Selbstverständlich. Ich habe in der Zwischenzeit herausgefunden, was hier gespielt wird.«
    »Ach?« Hippolit verengte ungläubig die Augen. »Du weißt also, wer unser Serienmörder ist?«
    »Genau! Na ja, zumindest habe ich einen echt konkreten Ansatzpunkt.« Jorge breitete die Arme aus und sagte: »Ghoule!«
    »Ghoule?«
    »Ganz recht, Ghoule. Meister Kotkopp hat mir davon erzählt. Wusstest du …« Jorge lehnte sich verschwörerisch nach vom. Hippolit musste sich zwingen, nicht zurückzuweichen. Die Vulvatte kam ihm für seinen Geschmack erheblich zu nah.
    »Wusstest du, dass es hier früher Unmassen von Ghoulen gegeben hat? Fleischfressende Bestien, groß wie Häuser, die einen Menschen mit bloßen Händen in Stücke reißen konnten! Kamen nach Torrlem, um sich an den Kaputten gütlich zu tun, sie zu verspeisen, was weiß ich. Weißt du, was Ghoule sind? Ich wusste es nur sehr grob. Es gibt da ein altes Trollsprichwort, und das geht so: Ghoule, oder wie oder was?«
    »Jorge, ich weiß nicht, ob es dir klar ist, aber …«
    »Pompom und ich haben daraufhin mal eingehend über dieses Thema diskutiert«, behauptete Jorge und tätschelte väterlich den lappigen Haufen piepsender Haut auf seiner Schulter. »Hatten ja genügend Zeit dafür. Dabei ist uns ein weiteres altes Trollsprichwort ins Gedächtnis gekommen. Es geht so: Könnte es nicht sein, dass unser Orkmörder ein Ghoul ist, M.H.?« Er grinste voller Stolz.
    Hippolit seufzte und warf einen ungeduldigen Blick auf die erleuchteten Fenster hinter Jorges Rücken. »In Ordnung, kurz und schmerzlos.« Er massierte sich sekundenlang die Schläfen und begann zu referieren: »Bei der Lebensform, die man gemeinhin als ›Ghoul‹ bezeichnet, handelt es sich um eine aufrecht gehende Kreatur von rudimentärer Intelligenz, deren Physiognomie meist als Mischung aus einem Schakal und einem bemitleidenswerten Brandopfer beschrieben wird. Die Größenangaben schwanken zwischen mannshoch und annähernd doppelt so groß.«
    »Klingt doch bestens bis jetzt«, stellte Jorge fest. Pompom fiepte bestätigend.
    »Extrem kräftige Kiefer mit fingerlangen Reißzähnen, fähig, ohne Mühe dickste Knochen zu zermalmen. Gebogene Klauen an allen vier Extremitäten. Schwankendhupfender Gang, überdurchschnittlich ausgeprägter Sexualtrieb, nicht allein auf Angehörige der eigenen Rasse beschränkt.«
    »Das wird ja immer besser!« Jorges Grinsen war während der kurzen Aufzählung ständig breiter geworden. »Also, wenn du mich fragst, passt das alles wunderbar …«
    »Laut gängiger Lehrmeinung ernähren sich Ghoule vorzugsweise von Aas«, fuhr Hippolit ungerührt fort. »Dabei sollen sie menschliche Leichname denen anderer Rassen oder Tierkadavern vorziehen. Je stärker verwest das Gewebe, desto besser. Steht kein totes Fleisch zur Verfügung, verschmäht ein hungriger Ghoul allerdings auch lebende Beute nicht. Seine ausgeprägte Muskulatur und der auf hohe Endgeschwindigkeiten ausgelegte Bewegungsapparat befähigen ihn, die meisten Lebewesen nach kurzer Hatz zur Strecke zu bringen. Handelt es sich dabei um ein vernunftbegabtes Wesen wie einen Menschen …«
    »… oder einen Troll!«
    »… wird der Ghoul zunächst mit den Zähnen dessen Schädeldecke öffnen, um sein frisches Hirn zu Verzehren, das unter diesen Kreaturen offenbar als Delikatesse gilt. Weit zurückreichenden, unbestätigten Berichten zufolge vermag ein erwachsener Ghoul anschließend für mehrere Stunden die Identität des ehemaligen Besitzers des Gehirns anzunehmen, ihn in Körper und Verhalten täuschend echt nachzuahmen. Ein wissenschaftlich nie zur Gänze erforschtes Phänomen, das quer durch die sdoomische Geschichte zu zahlreichen fatalen Missverständnissen und Unglücksfällen geführt haben soll …«
    »Ho. Ho-hol« Jorge riss beide Hände in die Luft und schnitt Hippolit mit einer weitschweifigen Geste das Wort ab. Dies hatte zur Folge, dass Pompom, die während Hippolits Ausführungen gelangweilt in eine Art Halbschlaf gefallen war, von seiner Schulter ab- und zappelnd an seiner Brust hinabrutschte. Gerade noch rechtzeitig langte Jorge zu und presste den rosigen Körper an sich wie einen Säugling.
    »Das ist alles echt interessant, oder, wie wir Trolle gerne sagen: Du bist ein verdammtes wandelndes Lexikon, M.H.!« Er grinste jetzt so apokalyptisch, dass nahezu sämtliche seiner großen gelben Zähne zu sehen

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