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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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so stark, daß sie den osmanischen Staat
gleichsam als Tributzahler im Dienste der industrie nationale betrachtete [638:
Et.DEM]. Das Chaos der Revolution beendete ein Jahrhundert intensiver Handelstätigkeit. Der Warenaustausch mit Österreich kam erst im 18. Jahrhundert,
nach Beendigung der Feindseligkeiten, in Gang. Die Stellung des osmanischen
Marktes in den letzten hundert Jahren des Osmanenstaates hat PAMUK [584]
herausgearbeitetet. Sein Buch bietet auch eine zusammenhängende Periodisierung der Wirtschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts an. Die Frage nach dem
Grad der „Integration" in die Weltwirtschaft beantwortet der Autor für das Jahr
1914: Die Osmanen waren weniger integriert als Lateinamerika oder Ägypten,
aber stärker als Süd- oder Ostasien. QUATAERT [581] neigt bei der Diskussion der Zolltarifpolitik des 19. Jahrhunderts der Auffassung von SAYAR [653] und BACi~
[658] zu, die in der Senkung der Exportzölle nicht nur eine Reaktion auf ausländischen Druck erkennen, sondern auch einen Schutzmaßnahme für einheimische Manufakturen [gegen 649: IssAwi].

    STEENSGARDS These
    Die schon angesprochen These von N. STEENSGARD („The Asian Trade Revolution of the Seventeenth Century. The East India Companies and the Decline of
Caravan Trade", Chicago 1973) provozierte eine osmanistische Antwort. MASTERS
[573] bestreitet die Annahme von einer erfolgreichen Umgehung des Karawanenhandels durch europäische Händler. Die STEENSGARDschen Annahmen betreffen allerdings vor allem die europäische Seite und gelten für die Zeit vor 1622
(Fall von Hormuz), während MASTERS die Wirtschaft Aleppos zwischen 1600 und
1750 untersucht. Abgesehen davon enthält MASTERS Arbeit Anregungen zum
Verständnis einer als islamisch verstandenen „moral economy". Ihre Merkmale
sind Schutz des Privateigentums, die Heiligkeit der Verträge, die Einschränkung
des Mißbrauchs von Reichtum und soziale Gerechtigkeit.
    Verkehrswesen
    Nach TAESCHNERS erster Kartierung des anatolischen Wegenetzes in hochosmanischer Zeit [641] sind Monographien zu einzelnen Fernstraßen [z. B. 642:
Z1ROJEVuc] und den Poststationen (menzil) [644: YAZICI] entstanden. Der Gesandtschaftsbericht des Ebu Bekir Rätib Efendi aus dem 18. Jahrhundert über das
österreichische Straßen- und Postwesen beleuchtet in indirekter Weise die Verhältnisse im osmanischen Staat [643: STEIN]. Die Nutzung des Telegraphen wurde
zuerst als Hilfe bei der Zentralisierung des Reiches beschrieben [645: DAMBON]. Es
konnte aber auch der wachsende und zunehmend selbstverständliche Gebrauch
durch jedermann gezeigt werden.
    Bahnbau

    Zur sogenannten Bagdadbahn und ihrer Vorgängerin, der anatolischen Bahn,
gibt es eine umfangreiche Literatur. Hier kann nur ein osmanistischer Beitrag [659:
QUATAERT] herausgestellt werden. QUATAERT macht deutlich, daß sich die osmanische Regierung aus strategischen Gründen für den Bahnbau entschied. Tatsächlich konnten so in den Kriegen von 1897 und 1912/13 Truppen rasch verlegt
werden. Gleichzeitig läßt sich ein Ansteigen des Agrarsteueraufkommens bis 1910
beobachten. Es hängt zum Teil mit dem Bahnbau zusammen, zum Teil aber auch
mit einer wirkungsvolleren Eintreibung durch die Schuldenverwaltung. Die
Verbindung von wirtschaftlichen und strategischen Motiven mit den Bahnbau
wird auch bei den Arbeiten zur Hedschas-Bahn und ihrer Zweiglinie nach Haifa
(1906) diskutiert [Art. Hidjäz Railway in EI2].
    h) Industrialisierung und Arbeiterbewegung, wirtschaftliche Doktrinen
    Die Türkei bot günstigere Voraussetzungen für die Industrialisierung als Ägypten
und Iran: Eine ausreichend große und nicht allzu arme Bevölkerung, Reichtum an
Kohle, Kupfer, Blei und anderen Mineralien und ein weites Spektrum von
Agrarprodukten. Dem stand ein kaum ausgebautes Verkehrssystem und die Ballung der Bevölkerung im küstennahen Bereich gegenüber. Die größten Hindernisse waren allerdings sozialer und politischer Natur [64: IssAwt]. Von O.
KURMUS [669] stammt ein Beispiel aus dem Jahr 1874, als ein Brite in eine
Textilfabrik 6 000-7 000 £ investieren wollte. Der Staat forderte unter Absehung
der Produktion und des Profits eine jährliche Abgabe in Höhe von £ 1700 an
Steuern und Gebühren. Das Gesetz über Arbeitsniederlegungen aus dem Jahr 1909
ist ein wichtiger Markstein der Arbeiterbewegung [Text und Analyse bei 670:
OKC,ÜN]. Eine Auflistung von Streiks seit 1872 findet man in den Beiträgen von M.
und S. GÜZEL zum

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