Der Osmanische Staat 1300-1922
bekannt [538: PANZAC]. Andere
Seuchen wie Cholera und Typhus wurden noch nicht monographisch behandelt.
Zu vielen Themen der Gesundheitspolitik, einschließlich des ab 1831 in Gang
gekommenen Quarantänesystems, gibt es Vorarbeiten [vgl. N. YLLDIR1M, Art.
Saglik, in 446].
Ethnische Gruppen
Unter den Einwanderern im 19. Jahrhundert haben vor allem Georgier [554:
MAGNARELLA] und Nordwestkaukasier (Tscherkessen, Abchasen, Ubychen) [555:
Porovic] die Forschung beschäftigt. Die Literatur über die Zigeuner der osmanischen Länder ist weit verstreut und zum großen Teil sprachwissenschaftlich ausgerichtet, wie der „Klassiker" von A. G. PASPATI [556; über die
Zigeuner in ihrem Verhältnis zur osmanischen Verwaltung 557: Mujic; GÖKBILGIN, Art. (~ingeneler in IA]. Im Gegensatz zu den großen nichtmuslimischen
Konfessionen gibt es keine Unterlagen, die eine Aufteilung der muslimischen
Mehrheit in Kurden, Araber usw. erlaubt. Über die Schwierigkeiten, linguistische und ethnische Gruppen im Raum Diyärbekir zu unterscheiden, kann
beispielhaft ein Beitrag von BRUINESSEN stehen [546]. Eine solide Darstellung der
osmanischen Kurden ist in dem Buch von STROHMEIER und YAL(~IN-HECKMANN
enthalten [547].
Araber
Zum arabischen Faktor in der Tanzimät-Zeit und unter Abdülhamid II. gibt es
eine immense Forschungsliteratur [als Auswahl: 703-739]. Dabei bleibt auffällig,
wie selten die arabische Frage aus der Perspektive der Zentrale bzw. der arabischen
Vertreter in der Zentrale betrachtet wird [548: PRÄTOR; 549: KAYAL.I]. PRÄTOR
kann am Beispiel der arabischen Parlamentarier zeigen, daß ein Großteil der
arabischen Führungsschicht an Reformen, nicht aber an einer Loslösung vom
osmanischen Staat interessiert war. Forscherpersönlichkeiten, die wie Rossi für
Tripolitanien [posthum 709] oder AKARI.] für den Libanon [737], das osmanischtürkische und arabische Quellenmaterial nutzen, sind Ausnahmen. KARSH und KARSH [550] überraschen mit der Behauptung, daß die Haschemiten in die Einzelheiten des Sykes-Picot-Abkommens von 1916 eingeweiht waren. Die Forschung hatte stets angenommen, daß die arabische Welt später, etwa gleichzeitig
mit der Balfour-Deklaration (2. 11. 1917) von den Aufteilungsplänen der Entente
Kenntnis erlangt hatte.
Albaner
Die Auseinandersetzung serbischer Autoren mit der albanischen Siedlung im
Kosovoraum und im Sandschak von Novi Pazar reicht bis in die Anfänge des
20. Jahrhunderts zurück. Die serbische Seite sieht in der Abwanderung nach
den osmanischen Gegenoffensiven von 1690 bzw. 1738 den Hauptgrund für
die rasche Albanisierung des Raums. Diese Position findet sich in der
offiziellen „Istorija narodov Jugoslavije" (1960) und wird auch im postkommunistischen Jugoslawien vertreten. Gleichzeitig betont sie den bis
dahin erhaltenen ethnischen Charakter von „Alt-Serbien". Andere Forscher
wie der tschechische Balkanologe K. JLRECEK (1854-1918) erkannten albanische
Bevölkerungselemente im vorosmanischen Serbien. A. HANDCtc (im Skanderbeg-Symposium Prishtina 1969) akzeptierte nur eine albanische Minderheit.
Dagegen wandte sich S. PULAHA [551]. Der Kataster von 1455 beweise eine
albanische ackerbäuerliche Präsenz in der Kosovoebene und Ostmazedonien.
HANDGIGS Fehler sei die Zuschreibung von Trägern slawisch-griechischer
Namen zum Serbentum. Die muslimischen Albaner waren bis zur Unabängigkeit ihres Landes (1912) eine der am stärksten mit der osmanischen
herrschenden Klasse verbundenen Nationalitäten [511: MAJF:R]. GAWRYCH
will zeigen, daß das osmanische Regime im 19. Jahrhundert dem Begriff des
„kulturellen Pluralismus" in Theorie und Praxis gerecht wurde [552; 5531.
Städte und
Stadtbewohner
Die osmanische Stadt als selbständiger Typus, verschieden von einer postulierten „orientalischen" oder „islamischen" Stadt, wurde zum ersten Mal von
kulturgeographischer Seite thematisiert [559: BUSCH-ZANTNERI. Urbanisten [560:
AKTÜRE] und Historiker [559: KREIsER] haben sich angeschlossen. Die Transformationsprozesse der Metropolen der arabischen Welt verglich RAYMOND in
souveräner Zusammenfassung [705]. Der größte Einzelbeitrag zur Forschung
stammt von S. FAROQHI, deren Bücher und Aufsätze zu den anatolischen Städten die demographischen Verhältnisse, das Immobilienwesen und vor allem die
Stadt-Umland-Beziehung zum Gegenstand haben [562; 5631. Auf diese Weise
gelingt es ihr, den physischen Habitus aus wirtschaftlichen und rechtlichen
Weitere Kostenlose Bücher