Der Pakt
boten seinen Fuß- und Fingerspitzen einigermaßen Halt, da der junge Maya kein sonderliches Schwergewicht war.
Am meisten machte ihm noch seine Ausrüstung zu schaffen. Immer wieder behinderte sie ihn, während er einer viergliedrigen Spinne gleich in die Tiefe kletterte, und ein paarmal hätte er sie ums Haar verloren, wenn er sich besonders strecken oder verrenken mußte, um den nächstmöglichen Halt zu erreichen. Im Nachgreifen geriet er dann in durchaus brenzlige Lagen, wäre sogar zwei- oder dreimal beinahe abgestürzt.
Ob ein Sturz wirklich gefährlich gewesen wäre, konnte Bonampak nicht beurteilen - er wußte nicht, wie tief es unter ihm noch hinabging. Zumindest waren die Sichtverhältnisse so schlecht, daß er den Grund der Kluft nicht erkennen konnte.
Andererseits - wenn sich lockeres Gestein und Erdreich unter seinen Füßen und Händen lösten, vermochte er kein Aufprallgeräusch zu hören. Was wohl darauf hindeutete, daß der Boden noch sehr weit entfernt war . und vielleicht auch darauf, daß er Lilith Eden nur noch tot auffinden würde.
»Verflucht«, zischte Bonampak. Zwar hatte er sich oben noch mit der Aussicht darauf begnügt, wenigstens ihren Leichnam zu sehen -Lilith tot zu seinen Füßen zu sehen! -, aber insgeheim hatte er doch darauf spekuliert, ihr selbst den Todesstoß versetzen zu können. Sollte ihm denn nicht einmal das mehr vergönnt sein - nachdem sein Leben sonst schon sinnlos geworden war?
Nach weiteren zwei oder drei Metern, für die Bonampak etliche Minuten brauchte, hielt er inne. Wieder war unter ihm loses Gestein weggerutscht - und diesmal hörte der Maya etwas! Aber es war kein Laut von jener Art, mit der Stein aus großer Höhe auf festen Grund fiel - sondern . ja, was? Es war ein dumpfes Platschen, als befände sich dort unten - Wasser? Ein unterirdischer See?
Bonampak versuchte in der Tiefe etwas auszumachen, aber das spärliche Licht von oben genügte gerade, um ihn noch die Hand vor Augen erkennen zu lassen.
Also stieg er vorsichtig weiter hinab, bis er eine Stelle erreichte, die ihm sicher genug schien, daß er die Hände von der Wand lösen konnte. Dann griff er über die Schulter, zog einen mit Pech präparierten Stab aus seinem Köcher und entzündete ihn mittels zweier Feuersteine.
Als die Fackel endlich brannte, reckte Bonampak sie hinab und schwenkte sie langsam hin und her. Ein Schimmer zeichnete sich unter ihm in der Dunkelheit ab, der seine Bewegung widerspiegelte.
Tatsächlich erstreckte sich dort unten also ein See - aber war es wirklich Wasser?
Erst jetzt bemerkte Bonampak den eigenartigen Geruch, der zu ihm hochstieg. So roch selbst verdorbenes Wasser nicht, befand er, gestand sich aber ein, daß er den stechenden Geruch nicht näher zu definieren wußte.
Ein brennender Span löste sich von der Spitze seiner Fackel. Trudelte flackernd in die Tiefe. Berührte die Oberfläche des Sees dort unten. Verlosch noch immer nicht, sondern - Bonampak schrie auf!
Feuer fauchte und brüllte zu ihm empor, als der See sich in ein Flammenmeer verwandelte!
Gluthitze versengte ihm die Haut. Schmerz ließ seinen Körper sich krümmen.
Bonampak verlor jeglichen Halt.
Und stürzte hinab in den brennenden Pfuhl.
*
Kurz zuvor
Kälte und Nässe weckte Liliths Lebensgeister. Reflexhaft öffnete sie die Lider - und schloß sie sofort wieder, als sie glaubte, etwas wie Säure würde ihr die Augäpfel verätzen!
Instinktiv widerstand sie einem weiteren Reflex - dem, den Mund zu öffnen und zu atmen. Trotzdem schmeckte sie etwas Stechendes, Öliges auf der Zunge. Das Zeug mußte ihr über die Lippen gedrungen sein, als sie, noch besinnungslos, hierher geraten war.
Hierher .?
Wo bin ich? schrie es in Lilith.
Sie merkte, wie sie tiefer und tiefer sank, nicht schnell wie in freiem Fall, sondern langsam, fast wie schwebend.
Ein See? Bin ich in einem See gelandet? fragte sie sich. Aber es war gewiß kein Wasser, sondern - - Petroleum?
Raus hier! befahl sie sich selbst und begann automatisch Arme und Beine zu bewegen.
Sekundenlang meinte Lilith, nicht vom Fleck zu kommen. Dann stieg sie, noch immer mit fest geschlossenen Augen, endlich doch in die Höhe, so langsam jedoch, als müsse sie gegen zähen Widerstand angehen.
Wie lange kann ich ohne Luft sein? fragte sie sich bang. Längst tanzten feurige Kreise hinter ihren Lidern, bettelten ihre Lungen um Sauerstoff.
Nach jeder Bewegung ihrer Glieder fiel es Lilith schwerer, sich zur nächsten zu zwingen. Ihre Kräfte
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