Der Pakt
dunkle Wiese kam.
Kurz darauf schloss Nick zu Mae auf und sagte etwas zu ihr, das Sin nicht verstehen konnte, woraufhin Mae herumwirbelte und ihm ins Gesicht schlug.
»Was war das denn?«, fragte Nick.
Einen Augenblick lang konnte man Mae den Schrecken über das, was sie getan hatte, am Gesicht ablesen, doch gleich darauf wurde er von ihrer Wut verdrängt.
»Im Ernst, was war das?«, wiederholte Nick. »Schlag nie jemanden mit dem Daumen in der Faust. Dabei kannst du dir den Daumen brechen.«
»Mach dich nicht über mich lustig!«, schrie Mae. »Wag es ja nicht! Ich habe dir vertraut! Ich habe dir Jamie anvertraut! Wo warst du? Wie konntest du das zulassen?«
»Wo ich war?«, fragte Nick. »Oh, ich habe nur faul herumgesessen. Was sollte ich sonst schon tun? Da ich ja schlieÃlich die absolute Macht über alles auf dieser Welt habe. Ich habe geglaubt, es sei lustig zu sehen, wie Jamie verletzt wird. Tut mir nur leid, dass ich verpasst habe, wie Alan von einem Dämonen besessen wurde.«
»Da hast du wahrscheinlich nicht viel verpasst«, schrie Mae zurück. »Wahrscheinlich war es genauso wie die vielen Male, als du selbst von einem Menschen Besitz ergriffen hast. Die hatten auch Familie!«
»Sag jetzt bloà nicht, ich hätte verdient, was mit Alan passiert ist«, knurrte Nick. »Ich weiÃ, dass ich es verdient habe. Ich habe Menschen in Besitz genommen, ich habe seit Tausenden von Jahren getötet, und es war mir völlig egal. Ich konnte mir nie auch nur vorstellen, dass ich es je bereuen könnte. Aber jetzt kann ich es. Jetzt tut es mir leid. Bist du jetzt zufrieden? Es tut mir leid. Es tut mir leid wegen Jamie. Ich hätte alles getan, um zu verhindern, dass ihm etwas passiert, aber ich konnte nichts tun. Es tut mir leid, aber das spielt überhaupt keine Rolle.«
»Ich weià es dennoch zu schätzen«, rief Jamie aus dem Wageninneren.
Laut und deutlich war seine Stimme drauÃen zu hören. Mae und Nick sahen sich um und Sin gab ihnen von der offenen Tür aus ein Zeichen.
»Wir können euch hören«, verkündete Seb hilfsbereit.
»Könntet ihr vielleicht reinkommen und euch hier drinnen weiter anschreien?«, bat Jamie. »Ich ⦠ich würde euch gerne dabei zusehen.«
Mae lief auf die Tür zu. Sin trat beiseite, ging die Treppe hinunter und auf die nachtfeuchte Wiese.
Sie wollte nicht wieder hineingehen. Das war nicht ihre Tragödie. Sie kannte Jamie kaum und das, was sie kannte, mochte sie nicht besonders. Er hatte Nicks Freiheit verschachert, egal, wie gut seine Absichten dabei gewesen waren.
Sie wollte nicht sehen, wie Mae weinte und versuchte, Jamie in die Arme zu nehmen, wobei die Leere an seinem Handgelenk ein furchtbares Hindernis zwischen ihnen sein würde. Die beiden Menschen dort drinnen waren die beiden, die Jamie liebten, und er verdiente es, in der dunkelsten Nacht seines Lebens von Liebe umgeben zu sein.
»Nick auch!«, verlangte Jamie gedämpft und ein wenig unsicher.
Ohne Sin zu beachten, leistete Nick dem Befehl des Magiers Folge. Seinem ausdruckslosen Gesicht war nicht zu entnehmen, was er von diesem Befehl hielt.
Er musste tun, was Jamie befahl und Jamie hatte ihn verraten. Dennoch tat es Nick leid, dass Jamie verletzt worden war.
Sin verstand Magier und Dämonen nicht, und sie wusste auch nicht, wohin sie jetzt gehen sollte. Sie wollte niemanden auf dem Markt um Unterschlupf bitten, und jetzt, da sie mit ihren Gedanken allein war, musste sie unwillkürlich an Alan denken und daran, dass er im Gegensatz zu Jamie niemals gerettet werden konnte.
Sie ging über das nasse Gras durch die dunkle Nacht zu dem Ort, wo sie Alan das BogenschieÃen beigebracht hatte.
Im Schneidersitz lieà sie sich mitten auf dem Feld nieder und betrachtete die Lichter des Marktes, der zum ersten Mal in ihrem Leben nicht ihr Zuhause war. Sie war froh, dass Lydie und Toby in Sicherheit waren, aber sie war es gewohnt, sie um sich zu haben, sie machten ihr zwar stets Sorgen, waren ihr aber auch Trost und Gesellschaft.
Jetzt war sie allein in der Nacht, ohne etwas zu tun zu haben und ohne jemanden, der von ihr abhängig war. Sie wusste nicht, wie sie noch eine Sekunde länger stark sein konnte.
Sin legte den Kopf auf die Arme und weinte.
Nach einer Weile sah sie mit zuckenden Schultern auf, denn obwohl der Markt sie verstoÃen hatte, wusste sie doch noch, wann ein kalter
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