Der Pakt
Gestalt, die durch den Regen davonging, den verlorenen Menschen, den einsamen Dämon.
Sie hatte schon genügend Schlachten geschlagen, um zu wissen, dass ein Sieg immer bitter schmeckte, und je gröÃer der Kampf war, desto höher war der Preis des Sieges. Doch sie hoffte, dass sie nie wieder einen so bitteren Sieg schmecken musste.
22
Die Leitung des Koboldmarktes
D ie Lichter des Jahrmarkts der Kobolde leuchteten in den tief hängenden Zweigen der Bäume in Kensington Gardens. Sie trieben auf der silbrigen Oberfläche des Sees wie Seerosen mit Kerzenflammen als Blüten.
Sin tanzte.
Sie war eingehüllt in Leuchtturmlichter von der Art, wie sie sie in Black Arthurs Haus benutzt hatte, mit hauchzarten Silberfäden zusammengenäht. Das Kostüm lieà die Augen der alten Kunden leuchten und blendete die, für die es die erste Nacht auf dem Markt war.
Der Jahrmarkt der Kobolde breitete sich zu allen Seiten des Sees aus, gröÃer als je zuvor. Es war fast eine kleine Stadt.
Sin war klar, dass nichts wirksamer war als ein Knalleffekt zur Eröffnung der Show.
Sie tanzte schweigend am See, eine leuchtende Erscheinung mit einem weiÃen Schatten im Wasser, während ihre FüÃe über das Gras huschten. Die Leute liefen zusammen und ein bewunderndes Gemurmel hob an.
An den beiden Seeufern brannten zwei groÃe Fackeln, die ein warmes Licht verbreiteten. Ein kalter Wind lieà die Fackeln in seltsamen Formen flackern wie weitere Tänzer.
Die Musik setzte ein und leitete eine weitere Szene ein. Zuerst begannen die Markttrommeln, die die Herzen aller in einem neuen Rhythmus schlagen lieÃen, dann führte Matthias das sich windende, wirbelnde und verzaubernde Flötenspiel an. Sin wirbelte mit den Tönen, von Licht umflossen, als wäre die Musik selbst zu einem schimmernden Geist geworden, in dessen Armen sie sich drehte.
Langsam und süà erklang Alans Stimme, verändert, aber immer noch schön. Er sang ein Lied über Liebe und Vertrauen im Dunkeln.
Sin bog ihren Körper, als sei es einfach, sich so zu bewegen, als bestünde sie aus Wasser und Licht. Ihr Haar wehte im Wind, und in ihren Locken fing sich noch mehr Licht, und sie lieà sich vom Nachtwind tragen, hob die Arme über den Kopf und lieà sie langsam wieder sinken, bis ihre Handflächen an ihrem Körper lagen.
Sie tanzte vom See, an dem die Bäume vom Sonnenuntergang und dem Herbst orange gefärbt waren, über den Markt bis zu einer Pagode.
Sie hielt ihr Gesicht so, dass sie niemanden direkt ansah und doch alle im Blick hatte und ihr Publikum willkommen hieÃ.
Aus ihrem Hemd zog sie ein langes Messer und warf es in gerader Linie auf den Vorhang vor der Pagode, den Chiara auf das Stichwort hin hochgezogen hatte. Das Messer fuhr in eine Holzsäule und hielt den Vorhang dort fest.
Dahinter standen in der Mitte der Pagode Merris Cromwell und Mae. Ãber ihren Köpfen leuchtete in der Ferne einer Krone gleich eine goldene Turmspitze, das Denkmal für den Geliebten einer Königin.
Merris war ganz in Schwarz gekleidet und auch ihr Haar war schwarz. Es war zu dunkel, um das Rot erkennen zu können.
Mae trug wie Sin winzige Leuchtturmlampen. Sin hatte ihrer beider Kostüme entworfen, da Mae noch der Blick für Showeffekte fehlte, sie neigte zur Ãbertreibung. Doch Maes Kleid war länger und tiefer ausgeschnitten, ein sanft leuchtendes Abendkleid, das die grelle Farbe ihres Haares dämpfte. Ihre Augen leuchteten.
»Mae vom Markt«, hallte Merrisâ Stimme durch die Nacht. »Wirst du meine Leute als die deinen annehmen, über sie wachen und für sie sorgen, sie mit deinem ganzen Geist und Körper und mit aller Kraft schützen?«
»Ich will«, antwortete Mae, »wenn sie es wollen. Und wenn ich es nicht gut genug mache, dann werden sie es ändern können. In sieben Jahren wird es ein Treffen wie dieses geben und ich werde Cynthia Davies rufen. Ich werde hören, ob der Jahrmarkt der Kobolde sie als Anführerin nehmen oder mich behalten möchte. Ich werde ihn so gut leiten, wie ich kann, und in sieben Jahren werde ich ihr mit ganzem Herzen folgen, wenn der Markt es wünscht.«
Merris sah den Markt mit schwarzen Augen an. Sie hatte nicht zurückkommen wollen, aber Sin hatte den Nekromanten, der jetzt das Haus des Mezentius leitete, als Boten zu ihr geschickt. Sie hatte nicht gebettelt und gefleht, sondern
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