Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
Vom Netzwerk:
schnell wie möglich ging.
    Sin hatte nicht die Absicht, ihm die Hand zu reichen, nur um erneut abgewiesen zu werden, daher wandte sie das Gesicht ab und betrachtete die vorbeiziehenden Gebäude, graue Hochhäuser, die sich mit sandsteinfarbenen viktorianischen Bauten abwechselten.
    Â»Ich würde gerne mit dir über gestern Abend reden.«
    Widerwillen und Verlegenheit ließen Sin blutrot werden. Aber es wäre absolut unakzeptabel, sich ihre Gefühle anmerken zu lassen, und da sie verdammt noch mal eine Schauspielerin war, lachte Sin und meinte leichthin: »Echt? Das war doch keine große Sache.«
    Â»Ja, das weiß ich«, erwiderte Alan milde. »Aber wir werden noch einige Zeit zusammen arbeiten. Ich möchte, dass wir besser miteinander auskommen als in der Vergangenheit. Das sollte eigentlich nicht so schwer sein.«
    Er hält auch nicht viel von dir.
    Â»Klingt gut!«, fand Sin. Sie bemühte sich, ein wenig verwundert zu klingen, dass Alan so ein Aufhebens um die Sache machte, keinesfalls wollte sie durchblicken lassen, dass sie das Gespräch am liebsten so schnell wie möglich beenden würde.
    Â»Ich habe mich gestern auf dem Markt gut amüsiert«, fuhr Alan fort. »Weit mehr als sonst.«
    Bis Sin sich ihm an den Hals geworfen hatte. Ja, das verstand sie nur zu gut. Was sie nicht verstand war, warum Alan so viel reden musste.
    Â»Ich wollte nur sagen, dass ich dich verstehe«, erklärte Alan. »Und ich will nicht, dass es dir peinlich ist oder dass du glaubst, ich hätte es irgendwie anders aufgefasst als es gemeint war.«
    Â»Es ist mir nicht peinlich«, behauptete Sin. »Mir liegt nicht genug an deiner Meinung, dass es mir peinlich sein könnte.«
    Â»Dann ist ja gut.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, und Sin überlegte, ob Alans Antwort ein wenig ungläubig oder nur gleichgültig geklungen hatte. Es war zu heiß im Auto, offenbar funktionierte die Klimaanlage nicht richtig. Die Herbstsonne schien durch die Fenster und erfüllte ihn mit Wärme. Sin warf einen kurzen Blick auf Alan – nicht unter den Wimpern hervor, denn das bemerkten die Jungen und das beabsichtigte sie auch immer so, sondern von der Seite her und sehr beiläufig.
    Er trug ein T-Shirt unter dem Hemd – was angesichts der Sonne lächerlich war, aber das tat er immer – und sah mit seinen dunkelblauen Augen unter den hellen Wimpern auf die Straße vor ihnen. Fast sofort sah sie wieder weg.
    Â»Nur damit das klar ist«, sagte Alan. »Du schuldest mir gar nichts.«
    Â»Okay, Alan, ich hab’s verstanden!«, fuhr Sin auf.
    Â»Solange du immer noch dazu stehst, mir das Bogenschießen beizubringen«, fuhr er ruhig fort. »Ich meine, das schuldest du mir schon irgendwie.«
    Â»Was?«, fragte Sin so überrascht, dass sie lachen musste.
    Â»Nun, schließlich habe ich auf dem Markt ja gesungen«, erinnerte sie Alan. »Ich bin ein schüchterner Mensch. Ich hatte furchtbares Lampenfieber.«
    Â»Lampenfieber kenne ich gar nicht.«
    Â»Das ist ganz schön schrecklich«, erklärte Alan ernst. »Zum Schluss muss man sich das komplette Publikum in Unterwäsche vorstellen. Und Phyllis war unter den Zuschauern.«
    Â»Aber Alan, ich wusste gar nicht, dass das dein Geschmack ist!«
    Â»Phyllis ist eine sehr nette Dame«, verteidigte sich Alan. »Und ich betrachte sie weniger als alt denn als reif, wie ein guter Wein. Trotzdem glaube ich, dass du mir eine Lektion in Bogenschießen schuldest.«
    Die Brüder waren ihre Verbündeten, sie waren die Verbündeten des Marktes, und er hatte recht: Es war für alle Beteiligten besser, wenn sie miteinander auskamen. Und bevor er sie abgewiesen hatte, hatte sie sich mit ihm besser amüsiert, als sie erwartet hatte.
    Sie würde nicht die Chance vertun, sich mit ihm auszusöhnen, nur weil er ihr eine Abfuhr erteilt hatte. Es gab viele Leute, die sich nicht von ihr angezogen fühlten. Merris zum Beispiel. Phyllis, wenn sie Glück hatte. Sollte sie je so verrückt werden, sich lustvoll auf Matthias zu stürzen, würde er wahrscheinlich davonrennen und kreischen: Du hast eine nasale Singstimme! Unrein! Unrein!
    Alan hatte ihren Bruder gerettet. Sie hatte ihn öfter, als ihr lieb war, falsch eingeschätzt, aber in einem Punkt war sie sich jetzt sicher: Es war gut, ihn zu kennen. Und er hatte recht. Es war keine große

Weitere Kostenlose Bücher