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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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machte er es sofort richtig, fand den Punkt am Mund und in einer leichten und fließenden Bewegung ließ er den Pfeil los.
    Er traf die Zielscheibe ganz am Rand.
    Â»Also das war wirklich gut.«
    Alan lächelte. Immer noch war in seinem Gesicht nichts zu lesen als gute Laune und Entschlossenheit.
    Â»Danke«, sagte er. »Kannst du mir jetzt beibringen, wie ich ins Schwarze treffe?«
    Alan übte weiter und seine Bewegungen wurden immer geschmeidiger, obwohl ihm langsam die Arme wehtun mussten. Zwischendurch unterhielt er sich mit Lydie und Toby, die es offenbar als Ehre ansahen, bei ihm sitzen und zusehen zu dürfen.
    Sins Rolle als Lehrerin beschränkte sich zu diesem Zeitpunkt nur noch darauf, ihm ein paar Tipps zu geben, daher setzte sie sich neben Lydie, legte ihr den Arm um die Schulter und sah ihm zu.
    Lydie schmiegte sich an sie.
    Â»Vielleicht möchte er gerne zum Abendessen bleiben«, schlug sie schüchtern vor.
    Normalerweise aß man auf dem Markt gemeinsam, Eintopf, Curry, im Sommer wurde viel gegrillt. Für Sin war das in Ordnung, da sie nicht gerade gut kochen konnte. Doch gelegentlich blieben sie auch im Wohnwagen, nur sie drei, und aßen einfache Gerichte wie Bohnen auf Toast. Sie überlegte, ob sie Alan dazu einladen sollte.
    Plötzlich ließ Alan ihr den Bogen vor die Füße fallen. »Ich muss gehen«, sagte er angespannt.
    Â»Wieso?«, fragte Sin. »Was ist los?«
    Â»Nichts ist los«, gab Alan zurück und drehte sich auf dem Absatz um. Ihr fiel auf, dass er nicht zum Auto ging.
    Sie kannte ihn zwar nicht gut genug, um zu erkennen, wenn er log. Dafür kannte ihn wahrscheinlich niemand gut genug. Aber eine schlechte Vorstellung konnte sie immer erkennen. Und Alan war ausgezeichnet darin, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Wenn er dabei eine schlechte Vorstellung ablieferte, dann musste etwas wirklich Schlimmes passiert sein.
    Das musste sie wissen.
    Sie lief zu Jonas und bat ihn, kurz auf die Kinder aufzupassen und sie zu Trish zu bringen, falls sie zu lange wegblieb, damit sie etwas zu essen bekamen. Toby spielte mit einem kleinen Bogen und sah zufrieden aus, daher störte sie ihn nicht, aber bei Lydie blieb sie stehen, umarmte sie und sagte, sie wolle nur Alan fragen, ob er nicht doch zum Essen bleiben wollte.
    Erst dann konnte sie loslaufen. Leichtfüßig und schnell rannte sie über die Felder in der Richtung, die Alan eingeschlagen hatte. Ein paar Zäune waren ihr im Weg. Einige davon übersprang sie, auf einige setzte sie den Fuß und überwand sie, ohne groß an Geschwindigkeit zu verlieren. Sie wusste, wo sie hin wollte und was sie tat. Alan zu verfolgen war leicht.
    Schwieriger wurde es erst, als sie ihn eingeholt hatte, weil sie keine Ahnung hatte, was sie tun sollte, als er entschlossen neben ihr an einem weiteren Zaun entlang hinkte.
    Mit leichenblassem Gesicht drehte er sich zu ihr um und herrschte sie an: »Was willst du?«
    Â»Glaubst du, du kannst einfach so davonlaufen?«, fragte Sin. »Du hättest wissen müssen, dass ich dir nachkomme.«
    Alan verzog den Mund. »Und ich kann dir natürlich nicht davonlaufen.«
    Â»Niemand kann mir davonlaufen«, entgegnete Sin.
    Es war die reine Wahrheit. Aber Alan schien es ein wenig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er brachte fast so etwas wie ein Lächeln zustande und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, sodass seine glänzenden Locken den Aufstand probten.
    Â»Cynthia«, sagte er, »glaub mir, du willst nicht hier sein. Geh doch einfach.«
    Â»Dir glauben?«, wiederholte Sin. »Dir, einem zwanghaften Lügner? Nein, ich habe die Absicht, genau hier zu bleiben.«
    Demonstrativ lehnte sie sich gegen den Zaun.
    Aber Alan beharrte darauf: »Du willst wirklich nicht …«
    War er zuvor blass gewesen, so wurde er mit einem Mal grau und sein Gesicht verzog sich. Einen Augenblick lang zischte er vor Schmerz, dass man seine Zähne sah, zog eine Grimasse und stürzte nach vorne ins Gras.
    Erschrocken kniete sich Sin neben ihn.
    Â»Alan! Oh mein Gott, Alan!«
    Er konnte nicht antworten, so viel war klar. Er stöhnte, aber es klang nicht so, als täte er es bewusst, es war eher wie die lang gezogenen Schreie eines Tieres in Todesqualen.
    Sin warf ihn grob auf den Rücken, ohne auf sein Bein zu achten, zu besorgt, um auf irgendetwas zu achten. Er schrie dabei kurz auf, aber sie war eine Tänzerin und das

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