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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Schulmädchen. Es war lustig zu sehen, welche Vorstellung den Jungen manchmal am besten gefiel.
    Doch ihm war es offensichtlich gar nicht aufgefallen, daher gab sie sich ganz geschäftsmäßig.
    Â»Das hier ist der traditionellste unserer Bogen«, erklärte sie. »Bei den olympischen Spielen ist er nicht zugelassen, und es ist ziemlich schwer, damit zu schießen. Aber er ist am besten dafür geeignet, jemanden umzubringen. Ich könnte mir vorstellen, dass er dir gefällt.«
    Â»Ich mag die Herausforderung«, stellte Alan fest. »Auch wenn ich damit meine olympischen Träume wohl beerdigen muss.«
    Er drehte den Langbogen in den Händen wie ein Musikinstrument, vorsichtig und ein wenig neugierig, so wie er alles berührte. Dann legte er ihn ins Gras, zog das Hemd aus, sodass er nur noch sein T-Shirt trug, und streifte einen Handschuh über. Dann nahm er den Bogen wieder auf.
    Â»Okay«, verlangte er. »Zeig’s mir!«
    Â»Gut«, begann Sin. »Also … du stellst die Füße schulterbreit auseinander und nimmst eine standsichere Position ein.«
    Sin wusste nicht genau, welche Position für jemanden, der nie wirklich die Balance halten konnte, die beste war, und stellte fest, dass sie ein wenig durcheinander war. Es war offensichtlich etwas dran, dass man früher Frauen so eingepackt hatte, dass Männer schon beim Anblick eines Knöchels ohnmächtig wurden. Sin war ständig von Männern in T-Shirts umgeben, aber Alan hatte sie noch nie in einem gesehen. Und das beeindruckte sie mehr, als sie zugeben wollte.
    Er war nicht so muskelbepackt wie sein Bruder, doch er war auch nicht mager, wie Sin geglaubt hatte, sondern schlank, seine Schultern waren kräftig und sein Rücken straff wie der Bogen. Wäre sein Bein nicht gewesen, hätte Sin gesagt, er hätte die Figur eines Tänzers.
    Sie legte ihm eine Hand auf die Hüfte und prüfte, ob er sicher stand. Ihre Finger strichen über Baumwolle und den Rand eines Hüftknochens, und sie fragte sich, ob es nicht an der Zeit war, dass sie sich einen festen Freund suchte.
    Â»Jetzt legst du den Bogen an, so. Halt die Sehne fest«, befahl sie und legte ihm die Hand an den Ellbogen. »Halte den Ellbogen des Arms, mit dem du die Sehne spannst, hoch.«
    Alan war größer als sie, es war gar nicht so einfach, seinen Arm richtig zu positionieren und sich seine Zielrichtung vorzustellen. Sie musste sich ein wenig an ihn lehnen und war sich seiner körperlichen Nähe nur allzu bewusst.
    Â»Nicht«, warnte Alan angespannt.
    Â»Ich habe doch gar nicht …«, fuhr Sin auf, doch dann erkannte sie, dass sie sich an jemanden mit einem lahmen Bein gelehnt hatte. »Das wollte ich nicht«, entschuldigte sie sich schnell. »Tut mir leid.«
    Â»Schon gut«, gab Alan zurück. Er klang ein wenig zu glatt, als versuche er, den Moment so schnell wie möglich vergessen zu machen. »Was mache ich jetzt?«
    Sin kam auf seine andere Seite, mit ein wenig mehr Abstand als nötig. Sie merkte, dass er es aus dem Augenwinkel wahrnahm und wollte ihm erklären, dass sie ihm nur nicht wieder wehtun wollte, aber sie bezweifelte, dass das die Sache besser machen würde.
    Â»Finde deinen Ankerpunkt.«
    Â»Was ist ein Ankerpunkt?«
    Â»Das ist der Punkt, an dem deine Hand sich befindet, wenn du den Bogen spannst. Wähle einen Punkt in deinem Gesicht«, befahl sie und legte ihre Finger leicht an seinen Kiefer. »Hier oder ein Augenwinkel oder dein … Mundwinkel«, fuhr sie fort und ärgerte sich, dass sie unwillkürlich gezögert hatte. »Der Ankerpunkt ist beim Bogenschießen das Wichtigste. Er bestimmt deine Zuglänge und daraus resultiert die Kraft deines Schusses. Du musst deinen Ankerpunkt finden und den Pfeil immer von dort aus fliegen lassen.«
    Sie zog ihre Hand fort. Konzentriert hob Alan den Bogen von Punkt zu Punkt und entschied sich dann für den Mundwinkel.
    Â»Dann halt fest.« Sin strich lächelnd mit der Handfläche über die Muskeln auf seinem Rücken. »Genau so. Ziele, konzentrier dich und dann lass los.«
    Alan ließ ohne zu zögern los, und der Pfeil verfehlte nur knapp die Zielscheibe.
    Â»Gar nicht mal schlecht«, fand Sin ehrlich.
    Sie hatte Enttäuschung oder Stolz erwartet, aber Alan lächelte nur.
    Â»Könnte besser sein.«
    Er nahm einen weiteren Pfeil und spannte die Sehne. Diesmal

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