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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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seine Macht unter ihren Befehl stellte.
    Sin hatte keine Ahnung, wie sie dagegen ankommen konnte.
    Der Markt neigte sich dem Ende zu. Sin dirigierte die Leute, die die Drähte aus den Bäumen nahmen, an denen die Laternen und Vorhänge befestigt waren.
    Â»Vorsichtig damit!«, rief sie einem ihrer Tänzer zu. »Wenn du eine Leuchtturmlaterne kaputt machst, kriegen wir das ewig zu hören! Und rollt die Drähte auf, wir müssen das alles noch verstauen.«
    Sie stemmte die Hände in den Rücken und wölbte sich zurück. Es knackte ein wenig, was ihr sagte, dass sie die Anstrengung des Tages morgen noch spüren würde. Sie würde nur ein paar Stunden schlafen können, bevor die Kinder geweckt und in die Schule gebracht werden mussten.
    Â»Hi«, erklang Maes Stimme hinter ihr. Gleich richtete Sin sich auf, trotz des schmerzenden Rückens. »Ich habe heute Abend nicht viel von dir gesehen.«
    Â»Ich hoffe, dein vierter Markt ist gut verlaufen?« Sin bemühte sich, freundlich zu klingen und gleichzeitig die Tatsache, dass sie selbst schon an über hundert Märkten teilgenommen hatte, deutlich zu machen.
    Mae verstand den Hinweis offensichtlich und zog die Augenbrauen hoch. Sie nahm stets eine Art Kampfhaltung ein, indem sie trotz ihrer Kleinheit so viel Platz beanspruchte wie möglich. Im Moment hatte sie die Arme verschränkt und ihre Ellbogen standen ab.
    Â»Ja, das war er«, sagte sie ein wenig steif. Doch dann legte sie Sin die Hand auf den Arm, die türkis lackierten Fingernägel hoben sich hell von ihrer eigenen dunklen Haut ab. »Sin, ich will nicht, dass Merris es schafft, dass wir beide uns an die Kehle gehen.«
    Sin erinnerte sich daran, dass Maes Mutter tot war, und soweit sie wusste, waren auch ihr Vater und ihr Bruder nicht mehr da. Sie wohnte in London bei ihrer Tante Edith, um ihnen nahe sein zu können.
    Â»Ich will das auch nicht«, antwortete Sin langsam. Die Worte blieben ihr fast im Halse stecken. »Ich hätte dich auf dem Koboldmarkt willkommen geheißen, das weißt du. Aber ich kann … ich will dich nicht auf meinem Platz sehen.«
    Â»Ich muss es einfach versuchen«, erklärte Mae. »Diese Sache mit Celestes Perle. Ich will es.« Sie schluckte und fuhr fort: »Aber wenn du sie vor mir bekommst, dann schwöre ich, dass ich alles tun werde, um dir zu helfen. Du wirst auch meine Anführerin sein.«
    Sin konnte nicht erwidern, dass Mae auch ihre Anführerin sein würde. Sie konnte nicht einmal an die Möglichkeit denken. Aber Mae hielt ihren Arm fest und eigentlich hatte sie sie fast vom ersten Augenblick an gemocht.
    Â»Danke«, sagte sie verlegen. »Ich weiß das zu schätzen.«
    Normalerweise erfüllte sie der Markt mit Energie, sie war erfüllt von all den kleinen Siegen, die sie im Laufe der Nacht errungen hatte, und voller Zuversicht. Doch nicht heute Nacht. Dennoch brachte sie für Mae ein schalkhaftes kleines Lächeln zustande.
    Â»Mir gefallen deine Zöpfe«, sagte sie und musste daran denken, wie Mae lachend mit Alan am Buchstand gestanden hatte. »Gibt es da jemand Interessanten?«
    Mae zuckte mit den Achseln. »Meine Zöpfe sind nicht die unwiderstehlichen Männermagneten, für die du sie vielleicht hältst.« Sie nahm ihre Hand von Sins Arm und grinste sie an. »Es muss schon irgendwie toll sein, wenn man … du weißt schon …«
    Â»Nein, sag’s mir«, neckte Sin sie amüsiert.
    Â»Na ja, wenn man … einfach umwerfend aussieht.« Mae errötete leicht. »Du könntest jeden haben, den du willst. Du müsstest dich nicht einmal bemühen.«
    Sin musste an die Jungen in der Schule und auf der Straße denken, die sie belästigten, weil sie dunkelhäutige Mädchen für exotisch hielten, für leicht zu haben und für nichts, was man ernst nehmen musste. Sie hatte das nicht verhindern können, nicht völlig jedenfalls, und daher hatte sie gelernt, es sich zu Nutze zu machen.
    Sie dachte daran, dass sie um sechs Uhr morgens aufgestanden war, um sich draußen in der kalten Morgenluft, während der Nebel noch feucht über dem Gras lag, mit einer Schüssel und kaltem Wasser die Beine zu rasieren. Sie hatte sich die Haare gemacht, die Laternen aufgehängt, sich die Vorstellung und die Kostüme für die Tänzer überlegt, und jetzt wurde der Markt zusammengepackt, und mit dem

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