Der Pakt
menschliches Spielzeug kaputt gemacht wurde, vielleicht war er sogar wütend, aber er war ein Dämon wie alle anderen. So gefühllos, dass es keine Rolle spielte, was Alan alles für ihn aufgegeben hatte, so kalt, dass er Alans Leid betrachten konnte, ohne sich davon beeinflussen zu lassen. Er war nun mal ein Dämon, dachte sie entsetzt, denen war so etwas einfach egal.
»Nick weià es nicht«, erklärte Alan. »Die Magier geben mir ihre Botschaften für ihn. Ich richte sie ihm aber nicht aus. Ich ahne, wann sie mich angreifen, und habe es bislang immer geschafft, von ihm wegzukommen, damit er mich nicht hört oder sieht. Er hat keine Ahnung, was der Zirkel tut.«
»Du Irrer.« In Sin mischten sich Ehrfurcht und Abscheu. »Was ist, wenn sie zu dem Schluss kommen, dass du wertlos bist und dich umbringen?«
Alans Mundwinkel zuckten leicht nach oben. »In dem Fall haben sie überhaupt keine Macht mehr über Nick, oder? Dann ist er vor ihnen sicher. Wenn er etwas Schreckliches tut, dann höchstens ihnen. Er wird mit den richtigen Leuten verbündet sein. Er wird schon klarkommen.«
»Und du wirst tot sein!«, erinnerte ihn Sin.
Alan wirkte ruhig, auch wenn er immer noch elend und mitgenommen aussah. »Ich muss zugeben, die Situation ist alles andere als ideal.«
»Dämonen nehmen immer mehr, als man sich leisten kann«, sagte sie leise. Sie erinnerte sich daran, wie Merris Augen sich verdunkelten.
Alan schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Er war zu erschöpft, um sie offen zu halten. Sin verspürte plötzlich den Drang, ihm das Haar aus der Stirn zu streichen und sich um ihn zu kümmern wie um Lydie oder Toby. Er sah so verloren aus, als hätte sich seit Jahren niemand mehr um ihn gekümmert.
Aber ihre Fürsorge würde ihn nicht freuen, das hatte er nur allzu deutlich gemacht.
»Liebe kostet immer mehr, als man sich leisten kann«, erwiderte er. »Und sie ist immer jeden Preis wert.«
Schweigend saÃen sie eine Weile zusammen im Gras, während die Dämmerung hereinbrach. Sin hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. Sie hatte recht, er war verrückt. Normale Menschen taten so etwas nicht. Normale Menschen liebten keine Dämonen.
»Ich verstehe das nicht«, gab sie schlieÃlich leise zu. »Ich verstehe nicht, warum du all das tust.«
»Würdest du das nicht auch für deinen Bruder oder deine Schwester tun?«
Sin schwieg. Einen Augenblick später griff sie nach seiner Hand, sie meinte es als tröstende Geste und kam ihm dabei nicht näher. Alan war offensichtlich verwundert, vielleicht störte es ihn sogar ein wenig, aber er schloss dennoch die Finger um die ihren. Vielleicht brauchte er den Trost so dringend, dass es ihm egal war, woher er kam.
Sie hätte gerne länger bei ihm gesessen, aber es wurde bereits dunkel, und sie wusste gar nicht, was sie zuerst tun sollte.
»Ich muss gehen«, erklärte sie nach einer Pause verlegen. »Die Kinder â¦Â«
»Natürlich«, sagte Alan. »Tut mir leid, dass ich dich so lange von ihnen ferngehalten habe. Vielen Dank.«
»Oh, um Himmels willen, bedank dich bloà nicht bei mir!«, stieà Sin grob hervor. Sie wollte nicht weinen.
Stattdessen half sie Alan auf, was er sich sogar gefallen lieÃ. Doch er weigerte sich, sich auf sie zu stützen, und so ging sie neben ihm her, während er langsam und schwankend über die Felder zu seinem Auto ging.
Etwa auf halbem Weg zerriss das Klingeln seines Telefons die Stille des Abends. Alan fischte das Handy aus der Hosentasche. Es überraschte Sin nicht, dass seine Stimme plötzlich wieder stark und sicher klang.
»Hi Nick«, sagte er und gleich darauf: »Ja stimmt, ich hatte dir eine SMS geschickt. Wenn du darauf bestehst, Leute mit dem Pinsel umzubringen, musst du eben die U-Bahn nehmen. Das sind die Regeln. Streng, aber gerecht.« Und nach einer weiteren Pause: »Ich denke doch nicht, dass du vergessen hast, wie der Herd angeht, während ich weg war.«
Er sprach noch eine Weile weiter, neckend und liebevoll, und trug dabei offensichtlich zwei Drittel zur Konversation bei. Er klang absolut normal.
Wenn sie Nick wäre und von seiner Lüge erführe, dachte Sin, dann wäre es gar nicht sicher, ob die Magier überhaupt die Gelegenheit bekommen würden, Alan zu töten. Sie würde das vielleicht selbst übernehmen.
Sin lieÃ
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