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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Vater war eher klein. »Schön, dich zu sehen. Wie hübsch du bist.«
    Â»Ja, es hat sich nicht viel geändert«, sagte Sin und schenkte ihm ein Lächeln.
    Als er sie losließ, berührte er ihr Gesicht mit der Hand.
    Â»Du siehst müde aus«, stellte er fest. »Du weißt, wenn du kommen und eine ganze Woche lang bleiben möchtest, würde mich das sehr freuen.«
    Â»Ich weiß«, antwortete Sin und bemühte sich, leichtfüßig in die Küche zu schweben, wo Großmutter Tess Sandwiches zubereitete. Sie warf Sin ihren üblichen Blick zu, missbilligend wie der der rothaarigen Frau am Fluss, ein Blick, der vermuten ließ, dass sie genug von Sin gesehen hatte, um über sie urteilen zu können.
    Normalerweise, wenn Großmutter Tess Sin ansah, sah sie in ihr ihre Mutter, die wunderschöne, unzuverlässige weiße Frau, die einen guten Mann geködert und ihm das Herz gebrochen hatte, weil sie sich weigerte, mit ihm zu leben.
    Ihre Großmutter wusste nichts über den Jahrmarkt der Kobolde, nicht, was er wirklich bedeutete. Aber ihr Vater wusste es, und er konnte nicht verstehen, warum Mama nie aufhören wollte zu tanzen.
    Â»Wäre schön gewesen, wenn du ein wenig früher Bescheid gesagt hättest«, meinte Großmutter Tess und schob Sin ein Hühner-Sandwich mit Pommes zu, ihr Lieblingssandwich. Ihre Großmutter hätte so gerne einen Haufen Enkel gehabt, die sie verwöhnen und vollkommen verstehen konnte.
    Sin bedankte sich bei ihr.
    Â»Lasst uns zusammen eine Tasse Tee trinken, dann kannst du uns erzählen, wie es in der Schule so läuft«, schlug ihr Vater vor.
    Während Sin ihr Sandwich aß, gab sie einen überarbeiteten Bericht zum Besten, der Anspielungen auf Magie enthielt, die zwar ihr Vater, nicht aber ihre Großmutter verstehen konnte, doch keiner von beiden bekam die ganze Geschichte zu hören.
    Nachdem Großmutter Tess ihren Tee ausgetrunken hatte, ging sie nach oben, um fernzusehen. Sie war immer sorgsam darauf bedacht, nicht zu viel Interesse an Sin zu zeigen. Sin wusste, dass sie der Meinung war, ihr Vater würde, wenn Sin zu Besuch kam, sich zu offensichtlich freuen und sie damit verraten, während Sin sich nur selten die Mühe machte, sie zu besuchen.
    Â»Wie geht es mit der Arbeit, Dad?«, fragte Sin ein wenig verlegen, nachdem ihr die Halbwahrheiten ausgegangen waren.
    Da er genauso verzweifelt nach einem Gesprächsthema suchte wie sie, begann er über das Konto eines besonders schwierigen Kunden zu sprechen. Sin stützte den Kopf auf den Arm, hielt mit der anderen Hand die Teetasse und versuchte, aufmerksam zuzuhören, obwohl ihr die Welt der Buchhaltung ebenso fremd war wie ihm das Leben einer Tänzerin.
    Sie erwachte, als das Licht, das durchs Fenster fiel, in der Abenddämmerung dunkler wurde, als hätte jemand Tinte in die Luft gemischt. Ihr Vater saß ihr gegenüber und betrachtete den kalten Tee in seiner Tasse. Er wurde ziemlich grau, stellte sie fest, das Silber an seinen Schläfen drang immer tiefer in seine schwarzen Locken vor.
    Â»Es tut mir leid«, sagte sie leise. »Es tut mir wirklich leid.«
    Â»Du bist doch nicht mehr böse, oder?«, fragte er. Er klang müde.
    Als sie noch kleiner war, war sie immer sehr zornig gewesen, darüber, dass er den Glanz des Marktes und die Tatsache, dass Mama zum Tanzen geboren war, nicht sehen wollte. Und dass er sie verlassen hatte, auch wenn Dad sich immer bemüht hatte, Kontakt zu halten. Als Victor Mama verlassen hatte, hatte er sich nie wieder gemeldet und kein bisschen Interesse an Lydie und Toby gezeigt. Manche Männer versuchten es eben nicht einmal.
    Sin war nicht mehr zornig. Schließlich hatte Dad recht gehabt: Ihre Mutter hatte sich in Gefahr begeben. Und sie war darin umgekommen. Es war wohl doch zu viel von einem verlangt, immer wieder zusehen zu müssen, wie die Frau, die man liebt, ihr Leben für etwas riskiert, das man für reinen Nervenkitzel hält.
    Â»Worüber redest du?«, sagte Sin und nahm den Rest ihres mittlerweile trockenen Sandwiches und kaute darauf herum. Sie war immer noch müde und ihr war ein wenig schlecht, aber sie bemühte sich immer aufzuessen, was Großmutter Tess ihr vorsetzte.
    Außerdem musste sie diese Mahlzeit nicht bezahlen.
    Sie schluckte und sagte: »Ich muss gleich gehen.«
    Â»Willst du nicht zum Essen bleiben?«
    Sin war so voller

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