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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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steinerne Bogen der London Bridge.
    Die Leute drängten sich vor den Ständen mit den bunten Früchten und dem warmen Brot. Sin beobachtete sie. Sie hatte die Magier des Aventurin-Zirkels erst einmal gesehen.
    Doch das reichte. Sie war es gewohnt, sich die Gesichter von Menschen zu merken, seit sie laufen konnte. Die Leute fühlten sich gut, wenn sie wiedererkannt wurden, und Leute, die sich wohl fühlten, zahlten gut.
    Sie erkannte Celeste Drake sofort, als sie sie sah.
    Man machte ihr Platz, denn Celeste war eine kleine, wunderschöne Blondine, was ihr wahrscheinlich eine Menge einbrachte, auch dass sie die Leute nicht immer ernst nahmen. Ihr weißes Leinenkleid flatterte im warmen Herbstwind, als sie, ohne einen zweiten Blick auf Sin zu werfen, an ihr vorbeirauschte.
    Sie hatte jemanden bei sich, einen kleinen, blonden jungen Mann in einem weißen T-Shirt mit einem Korb am Arm. Er ging vor Celeste, daher konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, aber als sie weiterlief und sie aus dem Augenwinkel beobachtete, sah sie, wie sich Celestes Lippen bewegten. Der Junge wandte leicht den Kopf, um sie besser verstehen zu können, und dabei konnte Sin einen Ohrring aufblitzen sehen und hörte ihn fröhlich lachen.
    Sie schienen an diesem schönen Morgen in London zufrieden und sorglos einen Einkaufsbummel zu machen. Sin hätte wetten mögen, dass der Junge ebenfalls ein Magier war und den Dämonen Menschenkörper verkauft hatte wie die Standbetreiber ihre Orangen.
    Die Rattenfänger hatten recht gehabt. Sie mussten in der Nähe wohnen.
    Sin strich mit den Fingern über das raue Holz an einem Stand. Sie bemühte sich, nicht immer das gleiche Tempo beizubehalten, sondern langsamer oder schneller zu laufen, als würde sie sich tatsächlich die Waren ansehen. Vor einem Stand zwang sie sich, stehen zu bleiben und interessiert auszusehen.
    Â»Fantastische englische Erdbeeren«, bot ihr der Standbesitzer aufmunternd an.
    Sin lächelte ihn an und er lächelte mit einem Anflug von Interesse zurück. Sie wollte nicht auffallen und schon gar nicht, dass man sich an sie erinnerte, daher schaltete sie das Lächeln ab, kaufte einen Apfel und ging weiter.
    Die beiden Magier waren nicht mehr zu sehen.
    Sin biss in den Apfel und erlaubte es sich, sich ein wenig zu beeilen, aber nicht zu viel: rasche Schritte, ein Mädchen, das einen Apfel isst, nichts weiter. Sie erreichte das andere Ende des Marktes und sah zwei blonde Köpfe die gewundenen Stufen zu einem Platz hinuntergehen, zu dem ein Schild mit der Aufschrift Green Dragon Court wies.
    Sin zählte bis fünf und schritt dann die Stufen hinunter, während die beiden an der Kathedrale vorbeigingen, die sich wie eine Burg gegen den dunklen Himmel abhob. Vom obersten Turm wehte ein Wimpel und die Fenster erstrahlten in Orange, Blau und Dunkelgrün.
    Sin folgte ihnen in einigem Abstand, während Jogger mit wichtigeren Zielen als den ihren an ihr vorbeieilten. Sie hatte immer noch die Zähne in ihrem Apfel vergraben, denn sie wusste, dass sie keinen Bissen herunterbringen würde.
    Die Magier tauchten in den Schatten unter der London Bridge ein und gingen an der Themse entlang zu einem großen weißen Boot mit silbernen Linien und gewölbten Flächen, die den strahlend blauen Himmel reflektierten.
    Ein Boot, das dort schon früher gelegen hatte, das Sin aber noch nie zuvor bemerkt hatte.
    Ein verzaubertes Boot.
    Da ein Dämon hinter ihnen her sein konnte, zogen die Magier es vor, auf dem Fluss zu wohnen.
    Erst als die beiden an Bord gingen, warf Sin den Apfel fort und erlaubte sich endlich, den abschüssigen Weg hinunterzurennen. Als der Motor des Bootes angeworfen wurde, erreichte sie es. Sie stand dicht neben dem Deck, eine Hand an der glänzend weißen Oberfläche. So ein Glück würde sie wahrscheinlich nicht noch einmal haben. Vielleicht war das ihre einzige Chance, in die Nähe der Magier zu gelangen. Wenn sie an Bord kletterte und die Kette in die Finger bekam, hatte sie gewonnen.
    Wenn die Magier sie fanden, würden sie sie umbringen.
    Sie betrachtete das glatte weiße Deck und versuchte, sich zu entscheiden.
    Â»Was machst du denn da?«
    Noch im Umdrehen wurde sie sich bewusst, dass sie zusammengezuckt war und so ein schlechtes Gewissen offenbart hatte. Die Frau vor ihr hatte auftoupiertes rotes Haar und schürzte missbilligend die pflaumenblau bemalten Lippen. Sin erkannte in ihr

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