Der Pakt
Sin ihre Schwester beschützen.
Wie eine dunkle Wolke am Horizont dämmerte Sin Maes dritter Grund und verwandelte alles in etwas Düsteres und Bedrohliches.
Natürlich. Mae trug ein Dämonenmal. Sie wurde beobachtet und kontrolliert.
Diese Perle, eine Schranke für die Macht der Dämonen, würde für sie die Freiheit bedeuten.
»Warum hast du nur dieses Mal genommen?«, flüsterte sie zurück. »Hat er dich dazu gezwungen?«
Mae starrte Sin an.
»Woher weiÃt du das?«
Sin zuckte die Achseln, sodass ihre Schulter an Maes stieÃ. »Nick hat es mir gesagt.«
»Wirklich?« Mae schloss die Augen. »Es war meine Idee. Ich wollte, dass er es tut. Ich habe ihn darum gebeten. Ich wollte einfach etwas tun. Ich fühlte mich zu der Zeit so hilflos und musste irgendetwas tun. Wenn es eine falsche Entscheidung war, dann liegt es an mir, es wieder gutzumachen.«
Sin hob die Augenbraue, obwohl Mae das nicht sehen konnte. » Wenn es eine falsche Entscheidung war?«
»Ein anderer Dämon war hinter mir her«, erklärte Mae. »Anzu.«
Da sie so dicht nebeneinander lagen, konnte Sin ihre plötzliche Anspannung nicht verbergen. Mae machte die Augen auf.
»Du kennst ihn?«
Sin erinnerte sich an Anzus Lächeln, als sie ihm gesagt hatte, dass sie Dämonen nicht liebenswert fände. Doch nach einem kurzen Augenblick hatte sie sich ausreichend gefasst, um ihre Rolle spielen zu können.
Sie wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger und lächelte Mae träge an. »Kleines, ich kenne sie alle.«
»Dann weiÃt du, warum ich wollte, dass, wenn mir ein Dämon schon sein Mal aufdrückt, es wenigstens Nick ist«, sagte Mae.
»Traust du ihm?«
Mae zögerte, dann sagte sie ernst: »Ja, ich vertraue ihm.«
»Na«, meinte Sin, die Hand immer noch auf Maes Arm. »Das tut dann wenigstens einer von uns.«
»Aber es ist doch egal, oder?«, fragte Mae. »Egal was ich von ihm halte, niemand sollte so viel Macht über mich haben. Also werde ich mir die Perle holen, dann hat keiner je wieder Macht über mich.«
»Na gut«, meinte Sin, rollte sich von Mae weg auf den Rücken und starrte an die Decke. »Dann bin ich ja jetzt gewarnt.«
Mae stieg aus dem Bett und verlieà das Zimmer. Sin blieb noch liegen und sah eine Weile Lydie beim Verkleiden zu. Dann zog sie ihre Sachen wieder an und ging zurück ins Wohnzimmer, wo Mae und Alan auf dem Sofa saÃen. Nick lag auf dem anderen Sofa und hatte die Nase wieder in seine Zeitschrift gesteckt.
»Du könntest helfen«, mahnte Mae.
»Ich wünschte, ich könnte«, gab Nick gelangweilt zurück. »Aber lesen ist so anstrengend.«
Vorwurfsvoll betrachtete Mae die Zeitschrift.
»Ich sehe mir nur die Bilder an«, erklärte Nick grinsend. »Die sind echt ⦠faszinierend.«
Mae sprang auf und entriss ihm die Zeitschrift.
»Nick! Hier sind Kinder!«
Erst dann betrachtete sie die Zeitschrift. Sin konnte das Cover erkennen.
Es ging um Autos.
Nick stützte sich auf einen Ellbogen und zog sich selbst am Haar. Dann grinste er Mae an.
»Ich weië, flüsterte er verschwörerisch. »Es ist ein Skandal!«
Mae errötete leicht und schlug Nick die Zeitschrift auf den Kopf.
Sin bedeutete Nick, die Beine vom Sofa zu nehmen, damit sie sich setzen konnte. Stirnrunzelnd tat er es, lieà sich tief in die Kissen sinken und widmete sich wieder den Autos.
»Gib mir mein Telefon wieder.«
»Entschuldige«, sagte Sin und reichte es ihm. »Vielen Dank dafür. Und danke, dass wir noch eine Nacht hier bleiben können. Wir werden euch nicht mehr lange belästigen.«
»Schon gut«, knurrte Nick. »Alan schleppt ständig irgendwelche Streuner an, um mich zu ärgern.«
Mae sah ihn finster an. »He!«
»Du ärgerst mich weniger als früher«, sagte Nick zu ihr und fügte gleich darauf hinzu: »Aber immer noch ziemlich viel.«
»Ich wünschte, ich könnte das gleiche sagen«, meinte Mae. »Der Ãrger wächst und wächst.«
»Wirf mir mal ein Buch rüber, Mae, dann helfe ich euch«, bot Sin an, und Mae wandte sich von Nick ab, um ihr eines zu geben.
Nachdem sie sich eine Weile mit elisabethanischen Sprüchen beschäftigt hatte, sah sie wieder zu Nick hinüber. Lydie saà ihm zu FüÃen und betrachtete ihn intensiv. Nick las seine
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