Der Pakt
sie alle weiÃ. Dort war Helen, hell und gerade wie eine Klinge in einem weiÃen Seidenanzug, und dort die Frau, die Laura genannt wurde, in einem schlichten weiÃen Kleid.
Celeste, ganz in elfenbeinfarbene Gaze gehüllt, lief in Begleitung von Gerald umher. Sie nickten allen zu, schüttelten Hände und unterhielten sich kurz mit jedem. Sie machten ihre Sache sehr gut, denn einer von ihnen schaffte es immer, den Magier, mit dem sie gerade sprachen, zum Lachen zu bringen.
Doch nie berührten sie sich. Am ersten Markttag nach dem Tod ihrer Mutter, als Sin aus dem Haus des Mezentius zurückgekehrt war, hatte Merris sie herumgeführt und sie überall als die zukünftige Erbin vorgestellt. Sin war nicht halb so gut gewesen wie Gerald dort unten, aber Merris hatte ihr die ganze Zeit über die Hand auf den Arm gelegt und ihr ein Gefühl der Sicherheit gegeben.
Seb lehnte mit hochgezogenen Schultern in einem weiÃen T-Shirt an der Wand und machte den Eindruck, als würde er davonlaufen wollen, sobald ihn jemand ansprach.
Jamie saà auf einem der leichten Stühle, als wäre es ein Thron, und betrachtete die Gesellschaft mit der Geringschätzung eines verwöhnten jungen Prinzen und den Augen eines verrückten Wahrsagers. Seine blendend weiÃe Kleidung passte zu seinen strahlenden, opalartigen Augen. Die einzigen dunklen Stellen an ihm waren das Dämonenmal an seiner Wange und der Dämon selbst, der zu seinen FüÃen hockte.
Nick sah aus, als wäre er jederzeit mit Vergnügen bereit, jemandem an die Kehle zu springen. Er trug die gleiche abgetragene Kleidung wie zuvor, doch sie wirkte gut, ähnlich wie Celestes schwarze Perle an ihrem weiÃen Hals.
Sin musste Celestes Showtalent bewundern. Der Zirkel des Aventurin hob sich strahlend von allen anderen Magiern ab, sie waren eine Armee mit einer deutlich sichtbaren Waffe.
Die Waffe, der Rottweiler zu FüÃen des verwöhnten jungen Prinzen, vertrieb die Leute mit seinen finsteren Blicken. Jamie war der einzige Magier, der nicht nett zu den Mitgliedern der anderen Zirkel sein musste.
Gelegentlich griff er Nick in die schwarzen Haare und zog seinen Kopf zurück, um ein paar Worte zu ihm zu sagen. Sin bemerkte Nicks straff gespannte Kehle und das Kräuseln um seine Mundwinkel, wenn er den Kopf zurücklehnte. Er antwortete Jamie nie.
Sie blieben allein sitzen, bis die Tür zum Ballsaal aufging und Mae hereinkam.
Auch sie trug WeiÃ, ein schimmerndes Kleid, das so fest saà wie eine Bandage, aus der ihre bloÃen Schultern hervorsahen. Sie ging ein wenig wackelig auf den höchsten Absätzen, die Sin je gesehen hatte. Die Schuhe schienen nur aus Glas und Silberfäden zu bestehen.
Mae wurde damit genauso gut fertig wie mit ihren pinkfarbenen Haaren, die glänzend und perfekt gebürstet waren und gleichermaÃen lächerlich wie attraktiv und würdevoll aussahen.
Maes Selbstvertrauen war genauso himmelhoch wie ihre Absätze, daher konnte sie in einen Raum voller Magier schreiten, ohne auch nur rennen zu können.
Oh du tapfere, dumme Touristin , schalt Sin sie leise.
Jetzt musste sie zwei Mädchen hier herausholen.
Mae ging zu Jamie hinüber und stellte sich wie ein Wachposten neben seinen Stuhl.
Sin krallte die Finger in den Balken, dass sich die Splitter in ihre Hände bohrten. Mae konnte nicht gut schauspielern. Und jetzt spielte sie gar nicht, sie beugte sich liebevoll und fast schützend über ihren Bruder.
Was, wenn das echt war?, dachte Sin mit Schrecken. Sie hatte das Gefühl, als müsse sie vom Balken fallen, obwohl sie sich gar nicht bewegt hatte. Was, wenn sie den Markt, und sei es auch nur vorübergehend, in den Händen einer Verräterin gelassen hatte?
Mae liebte Jamie, das war offensichtlich. Sin wusste nicht, was sie selbst tun würde, wenn Lydie von der Magie so verändert und so davon besessen wäre. Sie konnte nicht einmal darüber nachdenken, denn jeder Gedanke wurde zu einem Albtraum, einer schwarzen Wolke, die sie nicht zu fassen bekam, sondern die sich in ihrem Kopf festsetzte und alles verdunkelte.
Jetzt erst, wo Mae vermittelte, kamen die Leute auf Jamie zu. Lächelnd schüttelte Mae ihnen die Hände und unterhielt sich kurz. Sin konnte ihr Verhalten nur als kultiviert bezeichnen.
Sie vermutete, dass Mae das von ihrer Mutter, einer beeindruckenden Schuldirektorin, oder jemand anderem in ihrer reichen Welt gelernt
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