Der Pakt
hatte. Sie wünschte sich, so etwas auch zu können, und bezweifelte, dass sie es je schaffen würde, denn hinter den besten schauspielerischen Leistungen musste echte Ãberzeugung stecken.
Nachdem wieder jemand gegangen war, lehnte sich Jamie auf seinem Stuhl weiter zurück und sagte etwas zu Mae. Mae zögerte einen Augenblick und trat dann zurück, eine Hand immer noch an der Stuhllehne, als sei das alles, was sie aufrecht hielte.
Als sie sie endlich loslieÃ, ballte sie die Hand zur Faust und hielt die andere Nick hin. Nick sah zu ihr auf und richtete sich ganz langsam auf.
Er ragte dunkel und groà über Mae auf wie ein finsterer Schurke in einer Pantomime, der sich gleich auf ein unschuldiges Opfer stürzt, doch er schien ein Schurke zu sein, der sein Stichwort vergessen hatte. Er stand einfach da und wirkte durch seine völlige Untätigkeit geradezu hilflos.
Mae streckte beharrlich weiter die Hand aus. Als Nick ihr ganz langsam seine eigene mit der Handfläche nach oben darbot, legte sie die Finger hinein, und er zog sie näher an sich.
Sie begannen zu tanzen und bewegten sich langsam in die Mitte des Raumes. Durch ihre turmhohen Absätze war der GröÃenunterschied zwischen den beiden nicht mehr ganz so gewaltig, sodass sie einander bequem in die Augen sehen konnten.
Ihre Gesichter konnte Sin nicht erkennen, aber es war ein fast feierlicher Augenblick und die Musik war leiser als zuvor. Nicks Hand lag auf ihrer strahlend weiÃen Taille und ihre Hand hielt sich an der Schulter seines schwarzen T-Shirts.
Die versammelten Magier starrten sie an.
Jamie löste sich aus seiner hingegossenen Haltung, stand auf und schlüpfte durch die Menge.
Auch Sin entschied, dass es Zeit für sie war, zu gehen. Hier waren zwar viele Leute, aber Lydie war nicht dabei.
Vorsichtig zog sie sich auf dem Balken zurück, indem sie rückwärts kroch. Einmal schätzte sie ihre Bewegung falsch ein, da sie nicht sah, wohin sie kroch, und ihr Bein ragte über den Balken hinaus. Schnell zog sie es zurück, fand das Gleichgewicht wieder und bemühte sich, nicht in Panik zu geraten. Dann riskierte sie einen Blick nach unten.
Offensichtlich hatte keiner der Magier etwas bemerkt.
Nach den heiÃen Lichtern und den vielen Menschen war es eine ungeheure Erleichterung, den dunklen, relativ ruhigen Raum wieder zu erreichen. Einen Moment lang schloss sie die Augen und atmete tief durch.
Als sie sie wieder öffnete, sah sie, dass unter ihr in der Dunkelheit jemand war.
Adrenalin schoss durch ihre Adern, lieà sie sich strecken und sprungbereit machen. Die Gestalt unter ihr trug einen langen Kapuzenumhang. Sin konnte nicht sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Dann bemerkte sie eine leichte, verräterische Bewegung unter dem Umhang.
Sie lieà den Balken los und streckte einen Arm aus und wickelte ein Stücke Kette um den Balken. Sie sprang ab, sodass die Kette sich im gleichen Moment spannte, als sie auf einer Stuhllehne aufkam und das Gewicht gleichmäÃig verteilt wurde.
Vorsichtig wickelte Sin die Kette ab und sprang leichtfüÃig zu Boden. Sie verursachte kaum ein Geräusch, nur das leiseste Klingeln wie von fernen Glöckchen.
Die Gestalt wandte sich um.
»Alan, was tust du hier?«, fragte Sin leise.
Alan schob die Kapuze zurück. Im Dunkeln wirkte sein verstrubbeltes lockiges Haar fast schwarz.
»Dich retten?«, vermutete er mit schiefem Lächeln.
»Wie nett von dir«, lächelte Sin zurück.
»Ist gelogen«, gab er zu.
Sin zog die Brauen hoch. »Ich bin schockiert.«
»Ich wollte dir die hier bringen«, sagte Alan und zog mit jeder Hand ein Messer hervor. »Ich weià ja, dass man normalerweise Blumen und Pralinen mitbringt, aber â¦Â«
»Ich nenne sie Blume und Praline«, behauptete Sin und nahm das eine Messer, dessen Gewicht sie angenehm in der Hand spürte. »Das hier ist Blume.«
»Nick hat mir eine SMS geschickt, dass sie Lydie in einer Kabine ein Stück von den Wohnquartieren entfernt untergebracht haben. Die erste Tür an Deck.«
»Nick«, begann Sin nervös. »Alan, weiÃt du â¦Â«
Ãber seine Schulter hinweg nahm sie eine Bewegung wahr und sah einen Magier an der Tür, der sich zurückziehen wollte. Sie hatte keine Zeit nachzudenken und ein Messer bereits in der Hand.
Also warf sie ohne zu überlegen. Dem Magier fuhr das Messer in die Kehle und er
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