Der Pakt
aus Sins Blickfeld. Einen Augenblick später stand auch Seb auf. Klar und kalt hörte Sin Celestes Stimme, die sich zusammen mit ihren Schritten durch den Gang entfernte.
»Dann musst du dir etwas anderes ausdenken, mit dem du deinen Fehler wieder gutmachen kannst.«
Sin wagte sich nicht aus ihrem Versteck, solange die Magier das Schiff nach ihr absuchten. Wenn sie hinausging, lief sie Gefahr, entdeckt zu werden. Die Frage war jedoch, ob Seb sie verraten würde?
Trotz ihrer Zweifel, wie lange sein Mut wohl reichen würde, und trotz ihres Wunsches, etwas zu tun, blieb sie. Es war ihre beste Chance, und das bedeutete, dass es auch Lydies beste Chance war.
Sie zählte die Sekunden, als ginge es um eine Ãbung und sie müsse eine Position innehalten, damit sie nicht mit der Zeit durcheinander geriet. Ein paar Mal verzählte sie sich, aber sie wusste, dass sie über eine Stunde im Dunkeln gewartet hatte, bevor der Lärm drauÃen leiser wurde und sich an einem Ort nicht weit von ihr konzentrierte.
Wahrscheinlich machte man sich für die Party bereit. Die Frage war nur, ob Lydie dabei sein würde oder nicht. War ein verängstigtes Kind eine Trophäe oder eine Peinlichkeit?
Sie wünschte, Alan wäre da oder Mae oder irgendjemand, der Pläne schmieden konnte.
Das Einzige, was Sin einfiel, war nachsehen zu gehen.
Also stieà sie vorsichtig die Tür mit dem Fuà auf, ganz langsam, damit sie nicht knarrte, und lauschte auf jedes Geräusch. Wie ein Aal glitt sie aus dem Schrank, das Messer in der Hand.
Sie vermisste ihre Wurfmesser.
Der Gang war leer. Sin schlich ihn entlang und die Treppe hinunter, dann wartete sie mit einer Hand am Türknauf, das Messer in der anderen und mit angehaltenem Atem.
Direkt hinter der Tür war nichts zu hören. Sin berührte sie nur mit der Handfläche und die Tür glitt auf, erst einen kleinen Spalt, dann ein wenig weiter.
Dahinter lag der Speisesaal im Dunkeln, nur die Lichter oben an der gegenüberliegenden Seite verbreiteten ein wenig Licht.
Offensichtlich waren Ballsaal und Speisesaal früher ein riesiger Raum gewesen, den man erst kürzlich geteilt hatte. Die Zwischenwand war nur provisorisch und die groÃen Deckenbalken erstreckten sich von einem Raum in den anderen.
Der Tisch war für ein Abendessen gedeckt, kleine Sandwiches, die wie Soldaten in Reih und Glied lagen, dazwischen standen glitzernde Gelees. Sin betrachtete die ordentlich unter den Tisch geschobenen Stühle und fand, dass ihre geschnitzten Rückenlehnen stabil aussahen.
Sie klappte das Messer zusammen und verstaute es sicher unter dem Bügel ihres BHs. Sie konnte nicht riskieren, dass es ihr aus einer Tasche fiel.
Sie nahm Anlauf, sprang auf den Stuhl und schwang sich von seiner Rückenlehne aus mit einem Salto in die Luft. Hinter ihr schwankte der Stuhl gefährlich auf zwei Beinen, bevor er wieder auf alle viere fiel.
Das Haar fiel ihr ins Gesicht, sie spürte den Luftzug, ohne Atem holen zu können, und war sich nur zu sehr der Tatsache bewusst, dass, wenn sie stürzen sollte, sofort die Magier aus dem Nebenzimmer angelaufen kommen würden.
Sie traf den Deckenbalken mit den Kniekehlen, hakte sich ein und schwang wie ein Pendel, bevor sie ihn mit den Händen zu fassen bekam und sich darauf hinaufzog, bis sie flach auf dem Balken lag. Sie atmete tief durch.
Doch sie hatte keine Zeit zu verlieren. Sie drehte sich auf den Bauch und mit dem Gesicht nach unten, die Nase fest ans Holz gepresst und die Finger um den Balken gekrallt, schob sie sich langsam in den anderen Raum.
Das Licht der Kronleuchter war so grell, dass es sie einen Augenblick lang blendete. Wärme und Lärm drangen von unten zu ihr herauf und trafen sie wie ein Schlag. Sin schluckte, schloss die Augen und hielt sich einen Augenblick lang nur fest.
Als sie die Augen wieder aufmachte, konnte sie trotz der Lichtflecken, die vor ihren Augen tanzten, wieder etwas sehen, und glitt langsam weiter voran.
Durch die heiÃen, blendenden Lichter und das Gewirr von Farben und Bewegungen unter ihr kam es ihr vor, als würde sie von einem äuÃerst schlechten Platz auf eine Theaterbühne blicken. Einen Moment lang sahen die Menschen unter ihr aus wie Farbkleckse auf einer Palette, die zu bunten Schlieren verwischt wurden.
Dann begannen die Farben Gestalt anzunehmen und sie konnte die Magier des Aventurin-Zirkels erkennen. So weit sie sehen konnte, trugen
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