Der Pakt
sollte!«
Vier glänzende schwarze Linien aus Flusswasser krochen an Geralds Hosenbeinen hinauf und über seine Schulter zu seiner rechten Hand. Das Wasser wand sich um Geralds Finger, die er zu Jamies Gesicht hob.
»Ich könnte dich in ein paar Zentimeter Wasser ertrinken lassen«, sagte Gerald.
Wasserläufe berührten Jamies Gesicht und verschlossen ihm den Mund wie ein transparenter Knebel. Er sah sich nach Hilfe um, doch das Wasser umfloss seinen Hals und hielt ihn fest.
»Er lügt nicht«, erklärte Seb. »Es ist so gewesen, wie er gesagt hat. Er konnte Celeste nicht retten. Und keiner von uns weiÃ, wo die Perle ist.«
Nick trat hinter Jamie und das Wasser löste sich in silbernen Rauch auf.
Geralds erhobene Hand wurde in den Rauch gehüllt. »Es war ein Risiko, dich überhaupt in den Zirkel aufzunehmen«, meinte er. »Gib mir einen Grund, dir zu vertrauen.«
Jamies Stimme klang ein wenig erstickt, und sein Gesicht war nass, als hätte er geweint.
»Wir waren doch einmal Freunde, oder?«
Ãber Geralds Gesicht lief ein Zucken wie das Flackern eines Blitzes hinter den Wolken, das nichts erhellte oder veränderte.
»Das habe ich auch gedacht«, meinte er ein wenig traurig.
»Bedeutet das denn gar nichts?«
Bedauernd schüttelte Gerald den Kopf. »Nicht genug, fürchte ich.«
»Nun«, meinte Jamie. »Für mich bedeutet es etwas. Ich will den Zirkel nicht verlassen und ich will nicht mit dir streiten. Kann ich dir ein Angebot machen?«
»Was für ein Angebot?«
»Was dir am meisten bedeutet, Gerald«, sagte Jamie leise. »Macht. Wie wäre es, wenn ich dir meinen Dämon anbiete?«
Plötzlich stand Nick im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Der Sturm war abgeflaut, aber es regnete immer noch. Nick hatte die Arme über der Brust verschränkt und die Schultern abwehrend unter dem nassen T-Shirt zusammengezogen.
»Jamie«, erklärte er nervös, »es wäre mir lieber, wenn du das nicht tun würdest.«
»Nick«, gab Jamie zurück, »es tut mir wirklich leid.«
Gerald sah Jamie an. »Meinst du das ernst?«
»Verzeih mir wegen Celeste«, bat Jamie. »Vertrau mir wieder, dann gilt die Abmachung.«
»Jamie!«, knurrte Nick.
Jamie rieb sich mit der zitternden Hand über das nasse, blasse Gesicht. »Es tut mir leid. Aber du bist nicht wie ich. Wie sagt man, Dämonen seien aus Feuer gemacht und Menschen aus Erde? Magier werden aus Verlangen gemacht. Wir werden als Menschen geboren, doch dann werden wir zu etwas Anderem, wie Erde, die sich ohne Regen in Sand verwandelt. Wir werden zu etwas, das nach Macht verlangt. Du verstehst das nicht, weil du nicht so bist wie ich. Aber sie sind es.«
Sein strahlend heller Blick durchschnitt die Dunkelheit wie ein Strahl, der zwischen Nick und Gerald hin und her schwenkte.
»Ich will, dass du ihm dein Mal gibst.«
Nick trat vor, und Sin war sich sicher â fast sicher â, dass er eher gewalttätig werden würde, als jemandem zu gehorchen. Gerald warf Jamie einen Blick zu und entschloss sich, entweder ihm zu vertrauen oder dass er die Gelegenheit nicht verpassen durfte, die Macht zu besitzen, die offensichtlich durch Jamies Körper strömte.
Er blieb stehen, die Hand noch erhoben, machte aber keine Anstalten, Nick aufzuhalten.
Nick blieb stehen und nahm Geralds Arm. Er bleckte die Zähne. Sin hatte selten deutliche Anzeichen für Gefühlsregungen in Nicks Gesicht entdecken können, aber dieses Mal war es eindeutig. Nick wollte Gerald liebend gerne töten.
Er zerrte Geralds Arm hoch und presste seinen Mund auf die Innenseite seines Handgelenks.
Geralds Körper verkrampfte sich, er gab einen leisen, gequälten Laut von sich, sodass Sin schon glaubte, dass Nick ihm mit den Zähnen die Schlagadern aufgerissen hätte. Sie sah nur Geralds gewölbten Rücken, der sich vor Schmerz zusammenzog, und Nicks leere schwarze Augen über seinem Handgelenk.
Als Nick Gerald loslieÃ, fiel der Magier auf die Knie. Die anderen Magier zogen sich von ihm zurück. Panik und Nervosität machte sich unter ihnen breit. Nur einer trat vor. Seb, der sich neben Jamie stellte.
Jamie sah Seb an, betrachtete den auf dem Deck knieenden Gerald und lächelte.
Sins letzter Funke Hoffnung erstarb, als sie sah, wie Gerald aufstand und Jamie mit dem gleichen silbrigen, von Magie flirrenden Blick ansah
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