Der Pakt
ihre nackten Schultern waren mit Gänsehaut bedeckt. Immer neue, langsame Schauer durchliefen sie, als hätte sie nicht damit aufgehört, seit sie hereingekommen waren.
Nick stand am Fenster und beobachtete beide.
»Ich glaube, du weiÃt gar nicht, was du getan hast«, sagte Alan zu Mae, als Sin auf der Schwelle stehen blieb.
»Ich tat, was ich tun musste«, erklärte Mae und reckte das Kinn vor. »Ich werde die Konsequenzen auf mich nehmen.«
»So wie du die Waffe an dich genommen hast?«, forschte Alan. »Ich muss wohl nicht erst fragen, wer sie dir gegeben hat. WeiÃt du noch, als Geralds erster Anführer noch am Leben war, jemand, den er genauso wenig mochte wie Celeste? Ich kam herein und schoss und die Magier gerieten in Panik. Gerald geriet nicht in Panik. Er erschuf auch kein Licht oder versuchte jemanden zu beruhigen oder einen Vorschlag zu machen. Er legte sich einfach auf den Boden und lieà alles geschehen, bis Arthur tot war, so wie er es wollte. Alle Mitglieder von Geralds ursprünglichem Zirkel waren mit einem Zauber belegt, der sie immun gegen Schüsse machte. Er wusste, dass du einen Groll hegtest, er gab dir eine Waffe, die niemanden verletzten konnte, der auf seiner Seite war, und dann tat er genau dasselbe wie zuvor. Er lieà die Dinge geschehen, bis Celeste tot war, bis alles genau so war, wie er es wollte. Du hast ihm nur das gegeben, was er wollte.«
»Glaubst du etwa, das wüsste ich nicht? Er gab mir genau das, was ich wollte«, erwiderte Mae heftig. »Er hat mir freies Schussfeld auf Celeste geboten. Ich habe es genutzt. Es tut mir nicht leid. Ich wollte Rache und ich wollte dem Zirkel schaden. Und das habe ich auch getan, auch wenn Gerald das noch nicht erkannt hat. Der Markt kann sich nicht mehr auf seine Anführerin verlassen, aber das kann unser Feind jetzt auch nicht mehr. Damit sind wir wieder gleichgestellt.«
Alan rieb sich müde die Stirn. »Und du hast nicht daran gedacht, uns von deinen Plänen zu berichten? Glaubst du nicht, dass es erwähnenswert gewesen wäre, dass du eine Waffe von Gerald Lynch angenommen hast?«
»Wenn man anderen seine Pläne nicht anvertraut, passiert etwas Komisches, Alan«, erklärte Mae überheblich, »sie vertrauen dir ihre auch nicht mehr an. Hättest du mich darum gebeten, hätte ich alles getan, um dir zu helfen. Wenn es darauf ankäme, würde ich für dich sterben. Aber ich habe nicht die geringste Verpflichtung, dir gegenüber ehrlich zu sein, das wissen wir beide.«
»Ja«, gab Alan zu. »Das tun wir. Es tut mir leid, Mae.«
»Du wolltest nur sicher sein, dass ich weiÃ, was ich tue«, gab Mae trocken zurück. »Na ja, meistens weià ich das. Vertrau mir.«
»Ich werde es versuchen.«
Er erhob sich vom Sofa und ging so ungelenk, dass Sin erkennen konnte, wie müde er war. Natürlich war er es gewesen, der die Kinder ins Bett gebracht hatte, als sie nach Hause gekommen waren.
Leise schlüpfte sie zurück ins Dunkle und lieà ihn in sein Zimmer gehen, ohne sich um die nächste Person kümmern zu müssen, bei der er es für seine Pflicht hielt, ihr zu helfen.
Als sich die Tür zu Alans Zimmer leise schloss, betrat Sin wieder das Wohnzimmer.
Sie hatten ihr den Rücken zugewandt. Mae hatte ihren Sessel leicht herumgedreht, und Nick saà zu ihren FüÃen, wie sie es ihn schon bei Jamie und Alan hatte tun sehen. Es schien sein Ding zu sein.
»Ich würde dich ja fragen, wie du dich fühlst«, sagte Nick. »Aber ich habe Angst, du könntest es mir erzählen. Und furchtbare Angst, du könntest weinen.«
»Ich werde nicht weinen.«
»Ich bin überwältigt vor Erleichterung.«
Mae nahm ihre riesigen Ohrringe ab und legte sie in einem glitzernden Haufen auf die Armlehne. Dann trat sie die hochhackigen Schuhe von sich und rollte sich auf dem Sessel zusammen, als würde Nicks kühle Stimme sie beruhigen und sie könnte jetzt entspannen.
Also würde heute Abend niemand irgendwelche Pläne schmieden. Genau wie Sin hatte keiner die leiseste Ahnung, was sie tun sollten, und alle waren müde.
»Schon okay«, sagte Mae. »Ich habe es nicht gerne getan. Ich dachte, dass es dieses Mal vielleicht so sein würde, aber ich werde es nie gerne tun. Und das ist eigentlich eine Erleichterung. Denn wenn ich es gehasst habe, selbst dieses Mal, als ich eigentlich
Weitere Kostenlose Bücher