Der Pakt
wie dieser ihn.
Er hob die Hand, und ein Blitz zuckte durch die Nacht, umfloss den Silberring an seinem Finger und lieà ihn schimmern.
»Ich glaube, der Zirkel des Aventurin kann lernen, stattdessen diesem Symbol zu folgen«, meinte er. Seine Stimme hallte und er schien fast lachen zu wollen.
Die Magier in Weià knieten, noch während er sprach, und Gerald wandte sich an Nick.
»Hnikarr«, sagte er, »ich habe einen kleinen Test für dich.«
»Die Macht ist dir wohl nicht genug?«, fuhr Nick auf.
»Nichts ist je genug«, erklärte Gerald. »Töte sie!«
Sin presste ihren Körper an das Deck, als könne sie so der Entdeckung entfliehen, doch dann merkte sie, dass Gerald gar nicht von ihr sprach.
Er deutete auf Phyllis.
Sie stand in einem rasch gröÃer werdenden Kreis, da sich die Magier und Boten gleichermaÃen schnell von ihr zurückzogen. Plötzlich sah sie sehr einsam aus und ihre Schultern waren unter der Last der Furcht noch gebeugter als sonst.
»Diese Frau ist als Spionin wertlos«, behauptete Gerald. »Sie hat uns vielleicht eine Magierin gebracht, aber ihre höchste Loyalität gilt dem Jahrmarkt der Kobolde. Jetzt hat sie endlich einen Verwendungszweck. Ich will sehen, wie du sie auf meinen Befehl tötest.«
Phyllis hatte Lydie dem Zirkel des Aventurin ausgeliefert.
Aber sie hatte es getan, um Sin wieder zum Jahrmarkt der Kobolde zu bringen. Sin kannte Phyllis schon ihr ganzes Leben lang.
Nick kannte Phyllis, seit er fünf Jahre alt war.
Sin hatte geglaubt, dass kein Magier so vollständig Macht über einen Dämonen haben konnte, sie hatte geglaubt, dass Nick wenigstens zum Teil selbst entschieden hatte, sich mit Jamie zu verbünden, sie hatte sonst was geglaubt, nur um zu verhindern, dass sie von Furcht und Verzweiflung übermannt wurde.
Doch Furcht und Verzweiflung kamen nichtsdestotrotz und überwanden all die schwachen Barrieren, die sie dagegen errichten konnte.
Sie konnte Phyllisâ Gesicht nicht sehen, nur Nicks, und das sagte ihr nichts.
»Tu es langsam«, verlangte Gerald.
Nick hob die Hand und Phyllis begann zu weinen.
Er tat es langsam.
Als es vorbei war, lag Phyllis zusammengekrümmt an Deck. Sin taten alle Knochen weh, weil sie so lange auf den glitschigen nassen Planken zusammengekrümmt gelegen hatte, und der eiskalte Abdruck ihrer Messer zeichnete sich auf ihren Handflächen ab. Die Magier waren gegangen, um weiter zu feiern. Gerald und Jamie waren einträchtig nach unten gegangen. Seb hielt sich dicht an Jamies Seite. AuÃer Sin waren nur noch der Dämon und die Toten an Deck.
Nick sah Sin an, als sie sich aus ihrem Versteck unter der Ablage hervorrollte. Er sprach sie nicht an.
Sie wusste nicht, was sie zu ihm sagen sollte. Er war zum Sklaven des Aventurin-Zirkels gemacht worden, er war von seinem Freund verraten worden, hatte soeben ohne Mitleid oder Zögern getötet. In Phyllisâ wirrem grauem Haar klebte Blut, aber nicht an Nicks Händen.
Sie warteten zusammen, bis das Boot langsam ans Ufer gedriftet war, bis sie die Stufen zur StraÃe erreichten.
Als sie die Queenâs Corsair verlieÃen, fiel der Regen immer noch durch die Dunkelheit in Celeste Drakes offene Augen.
12
Stürme
A ls Nick und Sin nach Hause kamen, schliefen Toby und Lydie bereits. Trotzdem legte sich Sin eine Weile auf ihr Bett und schlang fest die Arme um Lydie.
Dann ging sie duschen. Ihre Handgelenke schmerzten vom Gewicht der Ketten und die Muskeln in ihrem Rücken brannten. Nach ihren Akrobatikübungen im kalten Wasser zu liegen hatte ihnen nicht sonderlich gut getan.
Doch die Dusche verfügte über einen erstaunlich hohen Wasserdruck, und es tat gut, sich den Strahl auf den Rücken trommeln zu lassen. Danach fühlte sie sich ein wenig besser, trocknete sich ab und lieà ihr Haar in einem feuchten Knoten auf dem Rücken hängen. Sie schlüpfte in den blauen Morgenrock, den Mae ihr gekauft hatte. Die Seide fühlte sich auf ihrer heiÃen Haut kühl an und sie war für diesen kleinen Trost dankbar.
Als sie das Wohnzimmer betrat, erkannte sie, dass Nick es ihnen schon erzählt haben musste. Die kleine Gruppe schien wie gelähmt. Alan wirkte blass und angestrengt, fast krank, und Sin fragte sich, ob es schlecht für sein Bein war, im Regen herumzulaufen. Sie wusste es nicht und wusste auch nicht, wie sie danach fragen sollte.
Mae schauderte,
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