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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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arbeiten gegangen war oder ob es bedeutete, dass sie verschwunden sein sollte, bevor er zurückkam. Sie musste Toby in seine neue Tagesstätte bringen, Lydie zur Schule bringen und selbst hingehen.
    Die Northern Line der U-Bahn hatte Verspätung, was bedeutete, dass sie selbst zu spät zur Schule kam, nachdem sie ihre Geschwister abgeliefert hatte. Als sie aus der Station kam, standen ihre statisch aufgeladenen Haare in alle Richtungen ab, weil sie sich durch die Menge im Waggon hatte drängeln müssen.
    Sie war jedenfalls nicht in der Stimmung, draußen auf Mae zu treffen.
    Maes Haar war glänzend und glatt. Ihr T-Shirt mit der Aufschrift Ich bin kein Model – ich bin echt passte ihr im Gegensatz zu Sins eigener Uniform aus dem Secondhandladen perfekt. Und Sin war es leid, über all dem zu stehen.
    Â»Was willst du jetzt schon wieder?«
    Mae schrak vor ihrem Tonfall zurück.
    Â»Ich habe mich nur gefragt, wann du zum Markt zurückkehren willst«, sagte sie kühl.
    Â»Was?«, fragte Sin. »Erlaubst du mir gnädig, wieder zurückzukommen? Vielleicht solltest du dich mal mit der Tatsache befassen, dass du eine Touristin bist, die den Markt leitet, bevor du übereilte Entscheidungen triffst.«
    Â»Was?«, fragte Mae. »Moment mal!«
    Sin hatte eigentlich keine Zeit, aber sie blieb trotzdem mitten im Londoner Morgenverkehr stehen und stellte fest, dass sich Maes braune Augen erstaunt weiteten.
    Â»Sin«, fragte Mae vorsichtig, »hast du Celestes Perle? Denn ich habe sie nicht.«
    Â»Ich habe dich doch gesehen …«, begann Sin, aber dann fiel ihr wieder ein, wie dunkel es im Sturm gewesen war. Sie hatte Mae so dicht vor sich gesehen, und Celestes nackte Kehle. Sie hatte es einfach angenommen.
    Mae nickte. »Ich dachte, du hättest sie. Und du hast offensichtlich geglaubt, ich hätte sie.«
    Plötzlich ergab Maes niedergeschlagene Stimmung vom gestrigen Abend mehr Sinn. Sie sah eigentlich immer noch niedergeschlagen aus und darüber hinaus verletzt.
    Â»Würdest du mich hassen, wenn ich sie hätte?«, wollte sie wissen.
    Sin betrachtete sie, von den glänzenden Haaren bis zu den teuren Turnschuhen und wieder zurück zu den Augen.
    Â»Ja«, erwiderte sie dann lächelnd. »Aber nicht sehr lange.«
    Als Antwort ließ Mae ihre Grübchen aufblitzen. »Gut zu wissen. Allerdings sieht es nicht so aus, als ob eine von uns beiden die Perle in nächster Zeit in die Finger bekommen würde.«
    Â»Das hört sich an, als ahnst du, wo die Perle ist«, meinte Sin langsam.
    Â»Wer war der Einzige an Deck, dem wir nicht vertrauen können?«, fragte Mae. »Ich will es nicht gerne glauben – aber es scheint möglich, dass Seb die Perle an sich genommen hat. Er könnte sie als Beweis nutzen, dass er auf der Seite der Magier steht, falls seine Loyalität in Zweifel gezogen wird. Er könnte zeigen, dass er die Perle in Sicherheit gebracht hat.«
    Sin dachte an Jamie, den Magier, der Nick dem Zirkel ausgeliefert hatte und der aussah, als hätte er Perlen als Augen. Sie dachte an Nick, den Dämon, und an Alan, den Lügner. Alan, der seine eigenen Pläne verfolgte und dem es egal war, wie grausam er sich verhielt.
    Wer war der Einzige an Deck, dem sie nicht trauen konnten?
    Sie war sich nicht sicher, ob es so einfach war. Aber Maes Argument schien logisch.
    Â»Könnte sein«, meinte sie schließlich. »Ich komme zu spät zur Schule.«
    Wenn Mae recht hatte, selbst wenn nicht, dann war die Perle in weitere Ferne gerückt denn je. Wenn sie bei einem Magier war, genauso weit wie an Bord eines Schiffes.
    Jetzt wurde niemand von ihnen mehr dorthin eingeladen. Mae hatte es nichts genutzt, dass sie eine Botin geworden war und bei den Magiern verkehrt hatte, dass sie die Waffe abgefeuert hatte. Es hatte ihr die Perle nicht eingebracht. Sie tat Sin ein wenig leid.
    Aber es tat Sin nicht leid, dass Mae noch nicht die Leiterin des Marktes war.
    Sin hatte sich keine sehr überzeugende Geschichte ausgedacht. Sie murmelte etwas von einem Notfall in der Familie und wünschte sich, sie hätte früher daran gedacht, in der Schule anzurufen. Die Direktorin hatte ihre Frisur und die sackige Uniform mit einem Blick bedacht, der sowohl Missbilligung, als auch Abscheu und Ungläubigkeit ausdrückte.
    Es war ihre eigene Schuld, sie war völlig aus dem Gleichgewicht, und ihre Vorstellung war

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