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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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schaute nach links.
    Bett. Kein Bett. Wasser.
    Ein kleines Mädchen war neben ihr, dann löste sich eine weitere Gestalt aus dem Schatten hinter ihr: eine Frau mit blonden Haaren, deren Gesicht jetzt zum ersten Mal sichtbar war, seit ich sie in der Küche gefunden hatte, und wo einst nur Blut und Knochen gewesen waren, war jetzt die Frau, die ich geliebt hatte, so wie sie war, bevor die Klinge ihr grausiges Werk an ihr vollbracht hatte.
    Licht. Kein Licht.
    Ein leerer Flur. Ein Flur, der nicht mehr leer ist.
    »Nein«, wisperte die dunkelhaarige Frau. Sie setzte das Magazin ein und wollte auf mich schießen, aber anscheinend fiel es ihr schwer zu zielen, so als werde sie von Gestalten behindert, die ich nur teilweise erkennen konnte. Eine Kugel schlug einen halben Meter links von mir in die Wand ein. Ich konnte kaum die Augen offen halten, als ich in meine Hosentasche griff und spürte, wie sich meine Hand um das kompakte Gerät schloss. Ich zog es heraus und richtete es auf die Frau, die ihre Waffe schließlich losgerissen hatte und mit der linken Hand um sich schlug, um etwas abzuwehren, das hinter ihr war.
    Bett. Kein Bett. Eine stürzende Frau. Susan. Ein kleines Mädchen neben Samjaza, das an ihren Hosenbeinen zieht, nach ihrem Bauch krallt.
    Und Samjaza, wie sie wirklich war, ein buckliges dunkles Ding mit rosigem Schädel und Schwingen: Hässlichkeit mit einem schrecklichen Rest von Schönheit.
    Ich hob meine Waffe. Für sie sah sie wie eine Taschenlampe aus.
    »Du kannst mich nicht töten«, sagte sie. »Nicht damit.«
    »Das. Will. Ich. Auch. Nicht«, sagte ich und feuerte.
    Der kleine Taser C2 konnte sie aus der Entfernung nicht verfehlen. Die mit Widerhaken bewehrten Elektroden trafen sie an der Brust, und sie ging zuckend und wie von Krämpfen geschüttelt zu Boden und ließ die Waffe fallen, als fünfzigtausend Volt durch ihren Körper schossen.
    Bett. Kein Bett.
    Frau.
    Meine Frau.
    Tochter.
    Dunkelheit.

35
    Ich entsinne mich der Stimmen. Ich kann mich daran erinnern, wie man mir die Kevlar-Weste ausgezogen und jemand einen Gazebausch auf die Wunde an meinem Hals gedrückt hat. Ich sah Samjaza, die mit ihren Häschern rangelte, und meinte einen der jungen Männer wiederzuerkennen, der bei Epstein gewesen war, als wir uns diese Woche getroffen hatten. Jemand fragte mich, ob mit mir alles in Ordnung sei. Ich zeigte ihm das Blut an meiner Hand, sagte aber nichts.
    »Die Kugel hat keine Arterien getroffen, sonst wären Sie schon tot«, sagte der gleiche Sprecher. »Sie hat eine Höllenschramme gerissen, aber Sie werden es überleben.«
    Man bot mir eine Tragbahre an, aber ich lehnte ab. Ich wollte auf den Beinen bleiben. Wenn ich mich hinlegte, dessen war ich mir sicher, würde ich wieder das Bewusstsein verlieren. Als man mir nach unten half, sah ich Epstein, der neben dem am Boden liegenden Hansen kniete, während zwei Sanitäter mit ihm beschäftigt waren.
    Und ich sah Maser, dessen Arme auf den Rücken gefesselt waren und an dessen Körper vier Taser-Elektroden hingen, auf dem Boden sitzen. Angel und Louis standen neben ihm. Epstein erhob sich, als ich hinuntergebracht wurde, und kam zu mir. Er berührte mein Gesicht, sagte aber nichts.
    »Wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen«, sagte einer der Männer, die mich stützten. In der Ferne waren Sirenen zu hören.
    Epstein nickte, schaute an mir vorbei die Treppe hinauf und sagte dann: »Einen Moment noch. Das will er sehen.«
    Zwei weitere Männer brachten die Frau herunter.
    Ihre Hände waren mit Plastikfesseln auf den Rücken gebunden, die Beine an den Knöcheln verschnürt. Sie war so leicht, dass sie sie hochgehoben hatten, obwohl sie sich immer noch zu wehren versuchte. Dabei bewegte sie die Lippen und wisperte etwas, das wie eine Beschwörung klang. Als sie näher kam, konnte ich es deutlich hören.
    »Dominus meus bonus et benignitas est.«
    Als sie am Fuß der Treppe war, ergriff jemand anders ihre Beine, so dass sie waagerecht zwischen ihren Häschern hing. Sie blickte nach rechts und sah Maser, aber bevor sie etwas sagen konnte, trat Epstein zwischen die beiden.
    »Verdorben«, sagte er, als er auf sie hinabblickte. Sie spie nach ihm, und der Speichel hinterließ einen Fleck auf seinem Mantel. Epstein trat beiseite, so dass sie Maser wieder sehen konnte. Er versuchte sich aufzurichten, aber Louis ging zu ihm, setzte einen Fuß an seine Kehle und drückte seinen Kopf an die Wand.
    »Na los, schaut euch an«, sagte Epstein. »Das ist das

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