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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Ihre Mitwirkung als nützlich erweisen sollte. Betrachten Sie sich als Ratgeber, als gelegentlicher Berater bei bestimmten Angelegenheiten.«
    »Und wer wird den Weg ebnen? Sie oder ein anderer ›Freund‹ von mir?«
    Ich hörte, wie hinter mir die Tür aufging. Ich drehte mich um. Special Agent Ross kam herein, legte aber weder den Mantel ab, noch kam er zu uns an den Tisch. Stattdessen lehnte er sich einfach an die Ladentheke, verschränkte die Hände und schaute mich an wie ein Sozialarbeiter, der sich mit einem Intensivtäter abgeben muss, an dem er zusehends verzweifelt.
    »Soll das ein Witz sein?«, sagte ich. »Er?« Ross und ich hatten schon miteinander zu tun.
    »Er«, sagte Epstein.
    »Einheit Fünf.«
    »Einheit Fünf.«
    »Bei solchen Freunden …«
    »… braucht man die passenden Feinde«, beendete Epstein meinen Satz.
    Ross nickte. »Das heißt nicht, dass ich jedes Mal, wenn Sie Ihre Schlüssel verlegt haben, Ihr Ansprechpartner bin«, sagte er. »Sie müssen Abstand wahren.«
    »Das dürfte nicht schwer sein.«
    Epstein hob beschwichtigend die Hand. »Meine Herren, bitte.«
    »Ich habe noch eine Frage«, sagte ich.
    »Jederzeit«, sagte Epstein. »Schießen Sie los.«
    »Diese Frau hat irgendwas geflüstert, als sie fortgetragen wurde. Bevor ich weggetreten bin, habe ich gedacht, ich hätte Maser dasselbe sagen gehört. Es klang wie Latein.«
    »Dominus meus bonus et benignitas est« , sagte Epstein. »Mein Herr ist gut und freundlich.«
    »Eddie Grace hat fast die gleichen Worte gebraucht«, sagte ich. »Nur dass er sie nicht auf Latein gesagt hat. Was hat das zu bedeuten? Ist das eine Art Gebet?«
    »Das und vielleicht noch mehr«, sagte Epstein. »Es ist ein Wortspiel. Ein Name ist im Laufe vieler Jahre immer wieder aufgetaucht. In Dokumenten, in Aufzeichnungen. Zuerst dachten wir, es handelt sich um einen Zufall oder um eine Art Code, aber jetzt glauben wir, dass es sich um etwas anderes handelt.«
    »Zum Beispiel?«
    »Wir glauben, dass es der Name des Wesens ist, der herrschenden Macht«, sagte Epstein. »›Mein Herr ist gut und freundlich.‹ ›Gut‹ und ›freundlich‹. So nennen sie denjenigen, dem sie dienen. Sie nennen ihn ›Gutfreund‹.
    Mister Gutfreund.«
    Es sollte lange dauern, bis ich erfuhr, was zwischen Ross und Epstein besprochen wurde, als ich weg war und nur die stumme Frau ihnen im schummrigen Licht des Diners Gesellschaft leistete.
    »Sind Sie sicher, dass es klug ist, ihn ziehen zu lassen?«, fragte Ross, als Epstein mit dem Ärmel seines Mantels kämpfte.
    »Wir lassen ihn nicht ziehen«, erwiderte Epstein. »Er ist wie eine angepflockte Ziege, auch wenn es ihm nicht klar ist. Wir müssen einfach abwarten und zusehen, wer kommt, um sich an ihm gütlich zu tun.«
    »Gutfreund?«, fragte Ross.
    »Irgendwann vielleicht, falls es ihn wirklich gibt«, sagte Epstein, der endlich seinen Ärmel fand. »Oder wenn unser Freund lange genug lebt …«
    Ich verließ New York an diesem Abend, nachdem ich den Toten noch einen Dienst erwiesen hatte, diesmal einen verspäteten. Unter einem schlichten Schild in einer Ecke des Bayside Cemetery legte ich Blumen auf das Grab einer jungen Frau und eines unbekannten Kindes, die letzte Ruhestätte von Caroline Carr.
    Meiner Mutter.

Epilog
    Das Herz bittet um Ruhe –
    Die Tage fliegen einer nach dem andern dahin, jede Stunde trägt
ein Teilchen des Daseins fort, und wir beide
    gedenken gemeinsam zu leben …
    Alexander Puschkin (1799–1837), Es ist Zeit, meine Freundin, es ist Zeit!
    Ich blieb den Rest der Woche allein. Ich sah niemanden. Ich sprach mit niemandem. Ich lebte mit meinen Gedanken und versuchte in der Stille mit all dem klarzukommen, was ich erfahren hatte.
    Am Freitagabend ging ich zum Bear. Dave Evans arbeitete an der Bar. Ich hatte ihm bereits am Telefon mitgeteilt, dass ich den Job nicht mehr machen wollte, und er hatte es gut aufgenommen. Ich nehme an, er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war. Ich hatte bereits eine inoffizielle Bestätigung bekommen, dass ich meine Lizenz als Privatdetektiv innerhalb weniger Tage zurückerhalten würde, genau wie Epstein gesagt hatte, und alle Vorbehalte gegen meine Erlaubnis zum Führen einer Schusswaffe zurückgezogen worden waren.
    Aber an diesem Abend war Dave völlig überlastet. Der Hauptbereich der Bar war so voll, dass es nur noch Stehplätze gab. Ich trat beiseite und ließ Sarah mit einem Tablett voller Biere in der einen und einem Stapel Essensbestellungen in der

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