Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
Vom Netzwerk:
aussandte, um festzustellen, was sie in Erfahrung bringen konnten. Sie kehrten am Abend mit der Nachricht zurück, dass Malet immer noch aushielt, denn sie hatten die schwarz-goldene Fahne vom Burgfried wehen sehen. Aber das war kein großer Trost, denn die Zahl der Rebellen wurde immer größer; es hieß, dass mehr als fünfhundert Männer von der Fyrd aus Lincoliascir sich ihnen angeschlossen hätten. Aber falls das stimmte, waren sie die einzigen Engländer aus dem Gebiet südlich des Humbre, die sich dafür entschieden hatten. Der Rest hatte sich geweigert, für eine der beiden Seiten in die Schlacht zu ziehen, weil sie einerseits nicht bereit waren, gegen Männer zu marschieren, die ihre Landsleute waren, und andererseits nicht gewillt, sich einem König zu widersetzen, der ihr rechtmäßig gekrönter, von Gott ausgewählter Lehnsherr war. Ich vermutete, dass sie am allermeisten Angst vor Repressalien hatten, falls sie sich für die falsche Seite entschieden, und daher hofften, wenn sie sich keiner anschlössen, würden sie sich jeglicher Bestrafung entziehen. Zumindest verweigerten sie Eadgar Männer, die er sinnvoll einsetzen könnte.
    Der Feind hatte natürlich seine eigenen Kundschafter, und hin und wieder erblickten wir die dunklen Gestalten auf den Hügeln in der Ferne. Sie flohen jedoch schnell in den Wald, wenn einer unserer Trupps ausgesandt wurde, um sie abzufangen. Der Ætheling wusste also, dass wir kamen.
    Spät am sechsten Tag wurde von vorne der Befehl durchgegeben, anzuhalten und ein Lager aufzuschlagen. Ich kannte die Gegend hier, denn dies war dieselbe Straße, die wir vor nicht ganz zwei Monaten auf unserem Weg nach Dunholm genommen hatten, und ich wusste, dass wir nicht weit von Eoferwic entfernt sein konnten – nicht mehr als einen halben Tagesmarsch, dachte ich.
    Gegen Sonnenuntergang rief der König alle führenden Edelleute in sein Zelt, ohne Zweifel, um mit ihnen zu besprechen, wie man die Stadt am besten angriff. Robert gehörte als Sohn des Vicomtes zu ihnen, und er nahm Ansculf und zwei andere Männer mit sich. In ihrer Abwesenheit saßen wir auf dem Boden vor unseren Zelten, schärften unsere Schwerter und säuberten unsere Kettenpanzer. Ein paar aßen, die meisten tranken. Alle wussten, dass uns der Kampf nahe bevorstand: Ob nun morgen oder am Tag danach oder am übernächsten Tag, er würde kommen, und daher mussten wir diese Zeit genießen, solange wir konnten. Roberts Männer erzählten Geschichten von Schlachten, die sie geschlagen hatten, von Feinden, die sie getötet hatten, und im Gegenzug erzählten Eudo und Wace und ich ihnen von Mayenne und Varaville und anderen, die uns einfielen.
    Inzwischen war die Sonne untergegangen, und im ganzen Lager brannten die Feuer hell in der Dunkelheit. Bald verstummten wir, und dann war nur noch das Kratzen von Stein gegen Stahl und das Knistern der Flammen zu hören, bis Eudo seine Flöte hervorholte und zu spielen begann.
    Seine Finger tanzten geschickt über die Flötenlöcher, während das Lied leise begann, dann lauter und wieder leiser wurde, zunächst langsam und fast trauervoll, bevor es sich zu einer furiosen Kaskade steigerte – wie das Geklirr von Schwertern in der Schlacht, die uns bevorstand, dachte ich. Und dann ließ es genauso plötzlich wieder nach, der Rhythmus wurde wieder langsamer, während es auf einem letzten, lieblichen Ton ausklang, den Eudo hielt, bis ihm die Luft ausging und alles um uns herum wieder still wurde.
    »Wo hast du das gelernt?«, fragte ich. Obwohl er aufgehört hatte, schien dieser letzte Ton immer noch in der Luft zu hängen.
    »Das Lied hat mir jemand beigebracht, als ich ein Junge war«, sagte Eudo. »Ein fahrender Sänger, der bei unserem Osterfest aufspielte. Er hat mich immer gemocht, gab mir sogar eine seiner Flöten zum Üben. Jedes Jahr, wenn er wiederkam, hat er mir ein neues Lied beigebracht, bis zu meinem zwölften Geburtstag, als ich wegging, um Lord Robert zu dienen. Damals war er schon alt, ich vermute, dass er längst tot ist. Das hier ist das einzige seiner Lieder, an das ich mich erinnere.«
    Von irgendwo nicht weit weg wehte der Klang einer Harfe zu uns herüber, vielleicht Eudos Beispiel folgend. Männer sangen betrunken zu der Melodie, die ich allerdings nicht kannte, und brachen zwischendurch sogar in Gelächter aus.
    »Wir sollten jetzt gegen sie losmarschieren«, knurrte einer von Roberts Rittern, der Urse hieß. Er war kräftig gebaut und hatte eine kurze Nase mit großen

Weitere Kostenlose Bücher