Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
Vom Netzwerk:
geht es drunter und drüber, als ob die letzten Tage dieser Welt angebrochen wären –«
    »Wo ist dieser Wulfwin?«, fiel Wace ihm ins Wort. »Wir müssen ihn jetzt sprechen.«
    »Er ist im Augenblick in seinem Haus mit den anderen Stiftsherren, aber wenn Ihr freundlicherweise ein wenig wartet, wird er Euch sicherlich bald empfangen.«
    »Diese Angelegenheit kann nicht warten«, sagte ich. »Tretet beiseite.«
    »Mylords«, sagte er und richtete sich so hoch auf, wie er nur konnte, was angesichts seines krummen Rückens nicht so viel war. »Dies ist ein Bezirk Gottes. Ihr könnt nicht einfach herkommen und verlangen, eingelassen zu werden.«
    »Falls Ihr uns nicht vorbeilasst«, sagte Eudo, »werdet Ihr unsere Schwerter zu spüren bekommen.«
    »Mylord!«, protestierte der Mann, dessen Gesicht blass wurde. Ich richtete meinen Blick fest auf ihn und ließ mein Pferd langsam vorwärtsgehen. Er machte einen Schritt zurück, packte seinen Stab fester und beobachtete mich, während das Tier Nebelwolken in sein Gesicht schnaubte.
    »Lasst uns vorbei«, sagte ich.
    Ich sah den Kloß in seinem Hals, als er schluckte, und dann schlurfte er endlich zu einer Seite. Ich wartete keinen Moment länger und spornte mein Pferd an, vorbei an dem Buckligen in den Kirchenbezirk. Wir hatten keine Zeit zu verlieren; solange auch nur die kleinste Chance bestand, Ælfwold zu erwischen, mussten wir alles tun, was in unserer Macht stand.
    »Kommt mit«, rief ich über die Schulter, und Wace und Eudo folgten mir und ließen den Torwächter stehen, der in unserem Rücken immer noch protestierte. Ich wusste, dass es eine schwere Sünde war, einen solchen Bezirk bewaffnet zu betreten, aber wir hatten ein höheres Anliegen, und ich vertraute darauf, dass Gott uns am Tag der Abrechnung vergeben würde.
    Eine Gruppe von rund einem Dutzend Häuser stand im Süden der Kirche, und von ihren Dächern stieg Rauch auf. Sie waren von Feldern umgeben, auf denen Männer und Jungen Saatgut ausstreuten oder sich um Schafe und Rindvieh kümmerten. Alle unterbrachen, was sie gerade taten, und starrten uns an, als wir vorbeiritten: Ritter waren ohne Zweifel ein seltener Anblick auf dem Gelände des Münsters.
    Ein Haus stand abseits von den anderen. Es befand sich auf der Nordseite des Bezirks und war mit der Kirche durch einen Kreuzgang verbunden, und ich vermutete, dass der Dekan in diesem Haus wohnte. Die Regenfälle der letzten Wochen hatten den Boden durchweicht, und der Fischteich neben dem Haus war über die Ufer getreten. Wir ließen die Pferde an seinem Rand stehen und betraten den Kreuzgang durch einen schmalen Torbogen. Eine Reihe von Steinsäulen, die weiß, rot und gelb bemalt waren, lief um ihn herum, während in der Mitte eine Eibe ihre Äste ausbreitete.
    Während wir uns der Tür zum Haus des Dekans näherten, begann ich eine Stimme zu hören, die einige Worte auf Lateinisch intonierte. Es klang wie etwas aus der Heiligen Schrift, auch wenn ich die genaue Stelle nicht erkannte.
    »Das hier muss es sein«, sagte ich zu Wace und Eudo, als wir vor der Flügeltür ankamen. Sie war weder verriegelt noch verschlossen, und ich riss die Türflügel auf. Beide schlugen zur gleichen Zeit gegen die Steinwände, und der Lärm hallte durch den im Kerzenschein liegenden Raum.
    Am gegenüberliegenden Ende stand ein kahlköpfiger Mann mit rundem Gesicht hinter einem Pult, auf dem eine aufgeschlagene Bibel mit dickem Einband lag. Seine Wangen waren rötlich, und seine Ohren standen seitlich von seinem Kopf ab, und aus irgendeinem Grund kam er mir bekannt vor, obwohl ich nicht wusste, woher.
    Er hatte aufgehört zu lesen, und sein Mund stand offen. Weitere zwölf Stiftsherren, die alle schwarz gekleidet waren, saßen auf Holzbänken am Rand des Raums. Alle schauten hoch; zwei von ihnen standen auf und setzten sich rasch wieder, als sie unsere Kettenpanzer und die Schwertscheiden an unseren Gürteln sahen.
    »Dekan Wulfwin?«, fragte ich.
    »Ich bin Wulfwin«, sagte der Mann mit zitternder Stimme, als er von der Bibel zurücktrat. »Wer seid Ihr? Was ist geschehen?«
    Und plötzlich erinnerte ich mich daran, woher ich ihn kannte. Er war der Priester, den ich in der Nacht in Lundene gesehen hatte, in der ich überfallen worden war – vor so langer Zeit, wie es schien, dass ich es bis zu diesem Moment fast vollkommen vergessen hatte. Der kahle Kopf, die roten Wangen, die abstehenden Ohren: Es fiel mir jetzt alles wieder ein, und so deutlich, als stünde ich immer

Weitere Kostenlose Bücher