Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
noch da.
Was bedeutete, dass derjenige, mit dem er gesprochen hatte, Ælfwold gewesen sein musste. Alles andere ergab keinen Sinn; es wäre sonst ein zu großer Zufall gewesen. Jetzt erkannte ich, wie dumm ich gewesen war. Wenn ich nur meinen eigenen Augen getraut hätte, anstatt mich von ihm hinters Licht führen zu lassen, hätten wir uns vielleicht diesen ganzen Ärger sparen können. Aber ich hatte natürlich damals nicht all das über Eadgyth und Harold gewusst, was wir jetzt wussten. Ich hoffte nur, dass es nicht zu spät war, die Scharte auszuwetzen.
Ich starrte den Dekan an. »Ihr«, sagte ich. »Ihr wart vor vier Wochen in Lundene.«
Vielleicht hatte er zu viel Angst oder hatte einfach keine Antwort darauf, denn er sagte nichts.
Ich ging über den Fliesenboden auf ihn zu. »Wollt Ihr das abstreiten?«
»W-w-woher …«, begann Wulfwin und geriet ins Stocken. »Woher wisst Ihr das?«
»Ich habe Euch neben St. Eadmund gesehen. Ihr habt mit dem Priester Ælfwold gesprochen und mit ihm gegen Guillaume Malet, den Vicomte von Eoferwic, und gegen den König konspiriert.«
Unter den versammelten Stiftsherren, die bisher still gewesen waren, erhob sich ein Murmeln, und aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie Blicke miteinander wechselten. Sie kümmerten mich nicht. Ich war nur daran interessiert, die Wahrheit herauszufinden.
»Nein«, sagte der Dekan, der zur Wand zurückwich. »Das ist nicht wahr. Ich würde n-nie etwas gegen den König unternehmen, das schwöre ich!«
»Der Dekan ist ein treuer Untertan von König Guillaume«, sagte einer der Stiftsherren. »Ihr habt kein Recht, hier hereinzukommen und auf diese Weise mit ihm zu reden, ihn solcher Dinge zu beschuldigen.«
Ich drehte mich zu dem Mann um, der gesprochen hatte: ein sehniger Bursche, der nicht viel älter war als ich. Er schrak unter meinem Blick zurück. »Wir werden erst gehen, wenn wir die Antworten haben, die wir suchen«, sagte ich. Dann wandte ich mich an alle. »Geht. Wir werden mit dem Dekan allein sprechen.«
Er schaute mich an, dann Eudo und Wace, die ihre Hand zur Warnung auf ihre Schwerter gelegt hatten.
»Geht, Æthelric«, sagte Wulfwin. »Der Herr wird mich schützen.«
Der Æthelric genannte Mann zögerte, aber schließlich gewann seine bessere Einsicht die Oberhand, und er gab den anderen Stiftsherren ein Zeichen. Ich schaute zu, wie sie hintereinander den Raum verließen. Als der Letzte draußen war, schloss Wace die Tür und legte den Balken vor. Ich hielt es für unwahrscheinlich, dass einer von ihnen versuchen würde, uns zu stören, zumal da sie wussten, dass wir alle Schwerter trugen, aber ich hatte keine Lust, zu solchen Drohungen zu greifen, wenn es sich vermeiden ließ.
Während des Auszugs der anderen hatte sich der Dekan nicht gerührt, als ob seine Füße irgendwie Wurzeln geschlagen hätten. Er schaute mich mit großen Augen an, als ich auf ihn zuging.
»Dann sagt mir doch«, forderte ich ihn auf, »was Ihr getan habt, wenn es keine Verschwörung war?«
»Ich h-habe nur die Anweisungen befolgt, die Malet mir durch seinen Kaplan Ælfwold geschickt hat. Er wollte die sterblichen Überreste Harolds an einen anderen Ort bringen lassen.«
»Er wollte sie verlagern?«, fragte Eudo, aber ich gab ihm ein Zeichen, er solle still sein. Ich würde mich darum kümmern.
»B-bitte«, sagte der Dekan. »Ich habe nur getan, was der Vicomte von mir wollte. Ich schwöre, ich habe nichts Unrechtes getan.«
»Wo ist die Leiche des Usurpators jetzt?«, fragte ich. »Ist sie noch hier?«
Wulfwin schüttelte den Kopf. »Die Männer haben sie mitgenommen. Der Kaplan und zwei von Malets Rittern kamen gestern Abend, um sie abzuholen. Ich musste veranlassen, dass der Hochaltar versetzt und der Kirchenboden aufgerissen wurde. Der Sarg war darunter begraben …«
»Wartet«, sagte ich, als mir eine lange begrabene Erinnerung plötzlich bewusst wurde. »Diese beiden Ritter. Beschreibt sie mir.«
Ein verwunderter Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Beschreiben soll ich sie?«
»Dafür ist jetzt keine Zeit, Tancred«, sagte Wace. »Was hat es schon für eine Bedeutung, wie sie aussahen?«
Der Dekan warf einen Blick auf ihn, dann wieder auf mich, unsicher, was er tun sollte. Ich schaute Wace böse an. Wir waren seit vier Tagen unterwegs. Ich hatte am Tag vor der Schlacht zum letzten Mal richtig geschlafen, und ich war nicht bereit, mich hier herumzustreiten, während Ælfwold sich immer weiter von uns entfernte.
»Denkt nach«, sagte
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