Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
ich zu Wulfwin. »Wie sahen sie aus?«
Der Dekan schluckte. »Einer war groß, ungefähr so groß wie er …«, er zeigte auf Eudo, »… während der andere klein war. Ich erinnere mich an die Augen des Großen, durchdringende Augen, die einem bis ins Herz schauen können, mit einer hässlichen Narbe über dem einen …«
»Er hatte eine Narbe?«, unterbrach ich ihn. Darauf hatte ich gewartet. »Welches Auge war das?«
»Welches Auge?« Ein Anflug von Verzweiflung schlich sich in die Stimme des Dekans. Er zögerte einen Moment, bevor er sagte: »Das rechte, wenn man ihn ansieht.«
»Für ihn wäre es also das linke«, murmelte ich.
»Warum ist das wichtig?«, fragte Eudo.
»Es ist wichtig, weil der Mann, der mich in dieser Nacht angegriffen hat, als wir in Lundene eintrafen, eine Narbe über dem Auge hatte. Über dem linken Auge.«
»Es kann Hunderte von Männern mit einer solchen Narbe geben«, sagte Wace. »Wie kannst du sicher sein, dass es derselbe ist?«
»Dieser Mann«, sagte ich zu dem Dekan. »Er war unrasiert und hatte ein breites Kinn?«
Er schaute mich überrascht an. »Das stimmt«, erwiderte er.
»Er war es«, sagte ich an Eudo und Wace gewandt. »Was bedeutet, dass diese Männer Ælfwold schon die ganze Zeit dienten.«
Wenn er sie angeworben hatte, musste er dies schon seit einiger Zeit geplant haben, wurde mir klar. Zumindest bevor wir in Eoferwic aufgebrochen waren, vielleicht sogar noch früher: bevor wir ihm überhaupt begegnet waren. Das bedeutete, dass er uns die ganze Zeit getäuscht hatte. Endlich begann ich zu verstehen, wie alles zusammenpasste. Meine Finger legten sich fester um meinen Schwertgriff. Der Priester hatte mich nicht nur belogen, sondern die Männer, die er angeworben hatte, hatten mich außerdem zu töten versucht.
Ich fluchte laut, und der Raum wurde zu eng für meinen Zorn. Der Dekan wich zurück, bis er mit dem Rücken an der Wand stand. Sein Gesicht war noch blasser als zuvor. Er zitterte, und ich fragte mich, ob er glaubte, dass wir vorhatten, ihn jetzt zu töten, wo wir unsere Antworten hatten.
»B-bitte«, sagte er. »Ich habe Euch a-alles g-gesagt, was ich weiß. Bei Gott und all seinen Heiligen, das schwöre ich.«
»Ist schon gut«, sagte Wace. »Wir streiten uns nicht mit Euch.«
Ich wusste durchaus, dass den Dekan, auch wenn er sich drehte und wand, keine Schuld traf. Er hatte einfach Pech gehabt, in diese Angelegenheit verwickelt zu werden.
»Ihr seid getäuscht worden«, sagte Eudo. »Das waren nicht Malets Ritter, sondern gedungene Schwerter. Und die Anweisungen, die Ihr erhalten habt, kamen nicht von dem Vicomte, sondern von Ælfwold selber. Er ist ein Verräter, und wir versuchen ihn aufzuhalten.«
»Ein Verräter?« Ein wenig Farbe kehrte allmählich in die Wangen des Dekans zurück, aber er wahrte trotzdem noch Distanz. »Und wer seid dann Ihr?«
»Malet hat uns aus Eoferwic geschickt«, sagte ich, obwohl ich wusste, wie dürftig das klang. »Wir sind Ritter aus seinem Gefolge.«
Wulfwin schaute uns der Reihe nach an. »Woher soll ich wissen, ob Ihr die Wahrheit sagt?«
»Das könnt Ihr nicht wissen«, sagte ich. Ich wurde langsam ungeduldig. Je länger wir uns hier aufhielten, desto geringer wurde die Chance, dass wir Ælfwold noch erwischten. »Jetzt sagt uns, wo sie von hier aus hinwollten.«
»Das weiß ich nicht«, jammerte der Dekan. »Ich schwöre, ich hab Euch alles gesagt.«
»Haben sie die Straße genommen?«, fragte Wace.
Wulfwin schüttelte den Kopf. »D-den Fluss. Wir haben den Sarg zum Dorf hinuntertragen lassen, wo er auf einen Lastkahn geladen wurde, den sie für diesen Zweck gemietet hatten. Sie sind stromabwärts gefahren, aber sie haben nicht gesagt, wohin sie wollten.«
»Wohin führt der Fluss?«, fragte ich.
»Er fließt ein kurzes Stück im Osten von Lundene in die Temes.«
»Und sie sind heute Morgen abgefahren?«
Der Dekan nickte zögernd, als habe er Angst, er könne die falsche Antwort geben. »Es war noch dunkel, eine Stunde oder so vor Tagesanbruch.«
»Das heißt, sie haben nur einen halben Tag Vorsprung vor uns«, murmelte Eudo. »Wenn wir uns beeilen, holen wir sie vielleicht ein, bevor sie die Temes erreichen.«
»Wenn das ihr Ziel ist«, sagte Wace mit grimmigem Gesicht.
»Ich glaube nicht, dass wir eine andere Wahl haben«, sagte ich. Wir hatten nur noch ein paar Stunden bis Einbruch der Dunkelheit, und dann wäre es so gut wie unmöglich, ihre Spur zu verfolgen. Ich wandte mich an den Dekan, der
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