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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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eine gewisse Kälte in den Gängen, einen eisigen Luftzug von irgendwoher, was aber auch an meiner Einbildung liegen konnte. Sogar Ælfwold machte, wenn er mich besuchen kam, einen schwermütigeren Eindruck als zuvor.
    Während der ersten paar Stunden nach dem Eintreffen der Männer des Burgvogts hatte es eine große Verwirrung gegeben. Ein Bote wurde zur Münsterkirche geschickt, um Malet die Nachricht zu überbringen, der in gebotener Eile zurückkehrte. Am gleichen Nachmittag hatte er alle normannischen Lords, die in Eoferwic waren, in seinen Saal kommen lassen, wo sie einige Stunden lang beratschlagten. Alles, was ich davon wusste, war das, was der Kaplan mir später zutrug: dass Malet die Verantwortlichkeiten des Burgvogts übernehmen sollte, womit auch die verbliebenen Männer Lord Richards seinem Befehl unterstellt wurden.
    Der Feind rückte näher; daran konnte wenig Zweifel bestehen. Manche von ihren Stoßtrupps hatten die Use stromaufwärts von der Stadt überquert, und nachts war der Horizont vom Feuerschein der Dörfer erleuchtet, die sie in Brand gesteckt hatten. Aber obwohl sie allmählich dreister wurden, marschierten sie immer noch nicht auf Eoferwic selbst zu.
    Vielleicht hofften sie, uns nach draußen zu locken, oder vielleicht warteten sie auf etwas, obwohl niemand wusste, was das sein könnte. Manche sagten, sie warteten darauf, dass sich ihre volle Streitmacht sammelte, und in dem Fall wäre es sinnvoll gewesen, jetzt einen Angriff auf sie zu unternehmen. Aber Malet hatte weitere Streifzüge verboten, wahrscheinlich zu Recht, weil wir es uns nicht leisten konnten, noch mehr Männer zu verlieren. Wir hatten nicht mehr als sechs- oder siebenhundert Mann in Eoferwic, und obwohl der König in Lundene benachrichtigt worden war, konnte man unmöglich wissen, wie lange Verstärkung bis zu uns unterwegs sein würde. Und den Berichten zufolge, die von unseren Kundschaftern hereinkamen, bemaß sich die Zahl unserer Feinde auf drei- bis viertausend, womit ihre Heerschar größer wäre als irgendeine andere, der wir seit Hæstinges gegenübergestanden hatten.
    Und aus diesem Grund warteten wir darauf, dass die Engländer zu uns kamen. Während wir warteten, wurde mein Bein immer kräftiger, und ich verbrachte weniger Zeit in meiner Kammer und immer mehr draußen im Hof, wo ich mit Eudo und Wace zur Übung Schwertkämpfe austrug. Nachts träumte ich von Schlachten: von Streifzügen zu Pferde, um den Feind zu stellen, vom Töten derer, die Lord Robert ermordet hatten – und Oswynn. Falls der Feind uns angriff, wollte ich bereit sein, gegen ihn zu kämpfen.
    Der Kaplan war nicht damit einverstanden, aber inzwischen ging es mir so gut, dass ich seine Erlaubnis nicht brauchte. Auf alle Fälle war es mehr als zwei Wochen her, seit ich ein Schwert in der Hand gehalten hatte – vierzehn Tage, in denen meine Glieder viel von ihrer Kraft verloren hatten. Jeden Nachmittag übte ich mehrere Stunden mit egal welchem Gegner, um meine Schläge, meine Paraden und Stöße wieder zu vervollkommnen.
    Es war kurz vor Sonnenuntergang an einem dieser Nachmittage, während ich mit zwei von Malets Küchenjungen trainierte, als ich Beatrice erblickte, die neben dem Saal stand – und mich beobachtete, wie es schien. Ich wollte gerade ihren Namen rufen, aber in diesem Augenblick rannten die Jungen auf mich zu, schrien und lachten, als sie mit ihren Holzschwertern zuschlugen. Ein Schlag prallte von meinem Schild ab, den anderen wehrte ich mit meinem eigenen Knüppel ab, und dann drehte ich mich zur Seite und bewegte mich tänzelnd aus ihrer Reichweite, sodass ihre Stöße ins Leere gingen.
    Was ihnen an Fertigkeit fehlen mochte, machten sie allerdings durch Begeisterung wett. Sie gingen wieder auf mich los, und dieses Mal machte ich einen Schritt nach hinten, damit ich mit dem Schwertarm ausholen konnte, als ich mit der Rückseite meiner Beine gegen etwas Hartes stieß. Aus dem Gleichgewicht geraten, stolperte ich rückwärts, und ich bemühte mich immer noch darum, auf den Beinen zu bleiben, als der nächste Angriff erfolgte. Ich wehrte den ersten Schlag ab und den zweiten, aber der dritte traf mich an der Schulter und sorgte dafür, dass ich der Länge nach hinschlug, und plötzlich lag ich auf dem Rücken und starrte in den Himmel.
    Ich war leicht benommen und konnte es noch nicht ganz fassen, was geschehen war; als ich nach oben schaute, sah ich die zwei Jungen über mir stehen. Der größere der beiden, blond und

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