Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
des Schwerts, kein bloßer Botenjunge.
Malet erwiderte meinen Blick mit ernstem Gesicht. »Eine Nachricht.«
Ich erinnerte mich daran, mit wem ich sprach, und versuchte die Fassung zu wahren. »Mylord«, sagte ich und wählte meine Worte mit Bedacht, »Ihr müsst bestimmt andere Männer haben, die für eine solche Aufgabe besser geeignet sind.«
»Das hier ist keine unwichtige Angelegenheit«, sagte der Vicomte. »Ich vertraue sie meinem Kaplan Ælfwold an, mit dem Ihr Euch schon bekannt gemacht habt, wie ich glaube. Es gibt niemanden, dem ich mehr traue als ihm. Aber wir haben unruhige Zeiten, und die Straßen können sich im Winter oft als gefährlich erweisen. Ich darf hierbei nichts dem Zufall überlassen, und deshalb möchte ich, dass Ihr ihn begleitet und dafür sorgt, dass die Nachricht sicher die Abtei in Wiltune erreicht.«
Wiltune war ganz im Süden des Reichs: von Eoferwic tatsächlich ein langer Weg, vielleicht sogar zweihundert Meilen, und bei Weitem mehr, wenn wir zuerst in Lundene Halt machten.
»Ich werde fünf Ritter aus meinem Gefolge mit Euch schicken«, fuhr er fort. »Sie sollen den ganzen Weg mit Euch reiten und werden Euren Anweisungen folgen.« Er machte eine Pause, und als er wieder sprach, hatte seine Stimme einen weicheren Klang. »Ich habe viel über Euer Urteilsvermögen und Eure Fähigkeiten gehört, aber ich weiß auch, dass Ihr ein Mann mit großer Erfahrung seid. Aus diesem und anderen Gründen glaube ich, dass Ihr der beste Mann für diesen Auftrag seid. Ich weiß, wie treu Ihr Robert de Commines gedient habt, und ich hoffe, dass Ihr für mich das Gleiche tun würdet.«
Er war sicherlich großzügig mit seinem Lob, wenn man bedachte, dass er mich erst ein paar Tage zuvor kennengelernt hatte. Und dennoch hatte ich unwillkürlich den Eindruck, dass mehr mit seinem Vorschlag verbunden war.
Ich spürte, dass sein Blick auf mir ruhte, aber ich erwiderte ihn ungerührt. »Und was geschieht, wenn ich ablehne, Mylord?«
»Diese Wahl habt Ihr natürlich. Ich glaube aber, Ihr seid ein ehrenwerter Mann, der seine Schulden bezahlt. Denkt daran, dass ich Euch, während Ihr Euch erholt habt, mit Unterkunft und Viktualien versorgt habe.«
Ich sagte nichts, als ich begriff, was er meinte. Ich stand wegen der Gunst, die er mir erwiesen hatte, in seiner Schuld. Und ich erkannte auch, dass dies keine gewöhnliche Schuld war: Manche würden sogar behaupten, ich schuldete ihm mein Leben, denn ohne die Behandlung, die mir unter seinem Dach zuteilgeworden war, hätte ich durchaus sterben können. Bei dem Gedanken wurde mir ganz kalt, und ich hielt mich nicht länger bei ihm auf. Aber ich wusste, dass er recht hatte. Ich durfte diese Schuld nicht ignorieren.
»Ich bitte Euch nur um diese eine Sache«, sagte Malet. »Wenn Ihr das für mich tut, seid Ihr von allen weiteren Verpflichtungen befreit. Solltet Ihr dagegen ablehnen, werde ich mich nur auf andere Weise um Rückzahlung bemühen.«
Ich überlegte. Ich hatte wenig Geld übrig, abgesehen von dem, das ich für mein Kettenhemd und mein Silberkreuz hätte einlösen können, von denen ich mich nicht trennen wollte. Meinen Münzbeutel würde ich nie wieder sehen, denn ich hatte ihn in Oswynns Hände gelegt, als ich sie in Dunholm zurückließ. Aber ich ahnte, dass es Malet nicht um Silber zu tun war, selbst wenn ich genug gehabt hätte, um ihn zu bezahlen. Er meinte wahrscheinlich, dass er eine längere Dienstzeit von mir verlangen würde – vielleicht ein Jahr oder mehr –, und dazu war ich nicht bereit. Also hatte ich anscheinend keine andere Wahl.
»Was ist mit meinen Kameraden Wace und Eudo?«, fragte ich. »Denen bin ich auch etwas schuldig.«
»Waren das die beiden, die Euch hergebracht haben?« Aber Malet artikulierte eher seine Gedanken, als mir eine Frage zu stellen, und er wartete nicht auf eine Antwort. »Ihre Treue Euch gegenüber steht außer Zweifel. Und ich glaube, ich bin Wace de Douvres bereits begegnet, bei der Ratsversammlung des Königs letztes Jahr Ostern. Er schien ein durch und durch tüchtiger Mann zu sein, und Robert redete Gutes von ihm.«
Er saß einen Augenblick da, als denke er nach, dann schaute er mich an. »Wenn sie bereit sind, Euch zu begleiten, würde ich sie gerne in meine Dienste nehmen. Ich werde dafür sorgen, dass sie für ihre Mühen gut belohnt werden. Aber ich muss ihre Antworten und Eure bis zur Abenddämmerung haben. Ich möchte, dass ihr morgen aufbrecht, spätestens mittags.«
Ich nickte. Also
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