Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
hatte ich nur ein paar Stunden, um meine Entscheidung zu treffen; ein paar Stunden, um mit den anderen zu sprechen und zurückzukehren. Ich erhob mich von meinem Schemel und ging zur Tür.
»Tancred«, sagte Malet, als ich meine Hand auf den Griff legte.
Ich drehte mich um. »Ja, Mylord?«
Er stand ebenfalls auf und schaute mich mit ernstem Gesicht an. »Ich hoffe, Ihr trefft die richtige Entscheidung.«
Zehn
•
D as Wirtshaus, in dem Wace und Eudo übernachteten, war wenig mehr als einen Pfeilschuss vom Burgtor entfernt und lag oben an der Straße, die Kopparigat genannt wurde. Es bedeutete Straße der „cup-maker“, der Bechermacher, wie mir der Kaplan erklärt hatte, als ich ihn nach dem Weg dorthin fragte. An diesem Morgen waren ihre Erzeugnisse allerdings nicht sehr gefragt, denn das Wirtshaus war fast leer.
In der hinteren Ecke saßen zwei Engländer. Sie sprachen mit halblauter Stimme und schauten immer wieder zu uns herüber, als ob wir sie vielleicht belauschten. An dem Tisch neben unserem war ein alter Mann eingeschlafen, die weißen Haare fielen ihm unordentlich übers Gesicht. Die Schänke war feucht und hatte keine Fenster; der säuerliche, scharfe Geruch von Erbrochenem hing in der Luft.
Ich berichtete Eudo und Wace alles, was Malet zu mir gesagt hatte, die Aufgabe, die er für uns vorgesehen hatte, und sein Versprechen, sie zu bezahlen, falls sie beschlossen, sich mir anzuschließen.
»Hat er gesagt, wie viel er uns zahlen will?«, fragte Eudo.
»Es wird mehr sein, als wir verdienen können, indem wir hier bleiben, egal wie viel es ist«, sagte Wace mürrisch und kratzte sich an seiner Narbe, an seinem entstellten Auge. »Wenn du mit irgendeinem Lord in Eoferwic sprichst, wirst du sehen, wie wenig Lord Roberts Name wert ist. Sie spucken aus, wenn er nur erwähnt wird; sie beschuldigen uns, wir wären Deserteure und Eidbrüchige.«
Dann hatte Malet also recht gehabt. Ich erinnerte mich, Gilbert de Gand unter denen gesehen zu haben, die mit ihm erst gestern gesprochen hatten. Ich fragte mich, inwiefern er dafür verantwortlich war, dass Roberts Name in den Schmutz gezogen wurde, obwohl er selber nicht in Dunholm gewesen war.
»Ich dachte, sie wären so verzweifelt, dass sie jeden Mann nehmen, der ihnen in die Quere kommt«, sagte ich. »Besonders wenn der Feind schon anrückt.«
»Offenbar fühlen sie sich schon sicher genug«, murmelte Eudo.
Auf der anderen Seite des Schankraums füllte ein Serviermädchen den beiden jungen Engländern die Becher nach, worauf sich ihre Mienen sofort erhellten. Sie war klein, aber gut ausgestattet mit vollen Brüsten und guten Hüften. Ihr Haar war bedeckt, und es war schwer, ihr Gesicht in dem düsteren Licht zu erkennen, aber es hatte den Anschein, als könne sie kaum jünger als Oswynn sein.
Eudo rief ihr etwas auf Englisch zu. Wace und ich kannten ein paar Wörter, aber er war der Einzige von uns, der die Sprache richtig sprechen konnte. Seine Mutter war wie meine gestorben, als er noch jung war, und sein Vater hatte eine Engländerin geheiratet, gegen die Eudo anscheinend bald eine Abneigung empfunden hatte. Aber sein Vater hatte unbedingt gewollt, dass Eudo mit seiner neuen Frau gut auskam, und deshalb darauf bestanden, dass er Lektionen bei ihrem Kaplan nahm und immer dann Englisch sprach, wenn sie oder ihre Diener zugegen waren, so sehr er es auch hasste.
Das Serviermädchen kam langsam zu uns und hielt den Alekrug fest an ihre Brust gepresst. Warum sie Angst hatte, wusste ich nicht. Wir waren natürlich bewaffnet hereingekommen – ich mit meinem Messer, die anderen mit ihren Schwertern –, aber es kam mir so vor, als gäbe es nur wenige Männer in Eoferwic, ob Normannen oder Engländer, die keine irgendwie geartete Klinge bei sich trugen. Keiner von uns trug Kettenhemd oder Helm, und außerdem bedrohten wir niemanden und saßen für uns.
Trotzdem zitterten ihre Hände, als sie das Ale ausschenkte, und sie hob den Kopf nicht, sondern hielt die Augen fest auf den Krug gerichtet. Ihr Gesicht war rund, ihre Wangen waren rot angelaufen. Sie erinnerte mich an einige der Mädchen, die ich als junger Mann in Commines gekannt hatte, obwohl ich mich bei keiner von ihnen auf irgendwelche Einzelheiten besinnen konnte.
Als sie mit dem Nachfüllen unserer Becher fertig war, hielt Eudo ihr einen silbernen Penny hin. Sie nahm ihn mit einem kurzen Knicks, bevor sie davoneilte.
»Ich wundere mich«, sagte Wace, als sie weg war. »Malet muss sich Sorgen
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