Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
die Furcht in ihren Augen, bevor sie wieder den Berg hinablief.
Der Gesang wurde lauter, als wir den höchsten Punkt der Kopparigat erreichten. Nach rechts ging die Straße zum Fluss hinunter, aber der Lärm kam von links, aus der Richtung des Markts und des Münsters. Ein Stück vor uns ritten Männer in Kettenhemden, und die Hufe ihrer Pferde verspritzten Schlamm nach beiden Seiten. Fähnchen flatterten an aufgerichteten Lanzen, Fähnchen in Rot und Blau und Weiß und Grün, und ich dachte, obwohl ich nicht sicher sein konnte, dass ich unter ihnen auch eines in Schwarz und Gold gesehen hätte, in Malets Farben.
Es kam ein Ruf von hinten, und ich drehte mich gerade rechtzeitig um: Ein halbes Dutzend Engländer kam mit gezückten Waffen aus der Menge auf uns zu. Sie waren jung, vielleicht fünf Jahre jünger als wir, aber alle waren stämmig gebaut. Jeder von ihnen trug ein Messer von einer Länge, dass es fast ein Schwert war. In ihrer Sprache nannten sie es einen seax , einen Sachs.
»Wace!«, rief ich, als ich mein Messer aus der Scheide zog. »Eudo!«
Sie drehten sich um und zückten ihre Schwerter, als die Engländer auf uns losgingen. Keiner von ihnen trug ein Kettenhemd oder irgendeinen Harnisch, aber das taten wir auch nicht, und sie waren zu sechst gegen uns drei.
»Bleibt beieinander«, sagte Wace, der sein Schwert vor sich ausgestreckt hielt.
Zwei von ihnen stürmten auf mich zu: einer groß und schlank, der andere klein und mit Armen wie ein Schmied. Der Kleine ging zuerst auf mich los, sein Hiebschwert wild durch die Luft schwingend. Ich parierte den Schlag: Stahl traf auf Stahl, aber in diesen Armen steckte große Kraft, und ich war plötzlich gezwungen zurückzuweichen. Im Winkel meines Auges sah ich den großen Mann vorwärtseilen, und ich wusste, dass ich etwas tun musste, bevor er auch bei mir war.
Ich stieß dem Kleinen das Knie in die Leistengegend. Er schrie vor Schmerzen und krümmte sich, worauf ich ihm mit dem Heft meines Messers auf den Hinterkopf schlug. Er brach zusammen, und als ich mich umdrehte, kam der andere mit im Sonnenlicht blitzender Klinge auf mich zugerannt. Er stieß damit gegen meine Brust, und ich versuchte nach einer Seite auszuweichen, aber die Straße war glitschig durch den Schlamm, und einen Augenblick lang verlor ich meinen Halt. Ich gewann ihn gerade rechtzeitig wieder und hob meine Klinge, um seine abzuwehren.
Der Schweiß troff mir von der Stirn und stach mir in den Augen, und einen Moment lang war ich blind, als er wieder zuschlug. Diesmal hatte er sich allerdings zu weit von dem Schlag mitreißen lassen, und als er damit beschäftigt war, seinen Sachs zurückzuziehen, sah ich meine Chance. Ich sprang nach vorn und hoffte, mein Messer tief in den Bauch des Engländers zu treiben, aber ich traf ihn nur in die Seite. Das war genug. Die Klinge schnitt durch seine Jacke und durchbohrte die Haut, und er schrie vor Schmerzen. Er ließ seinen Sachs fallen und griff mit den Händen nach der Wunde.
Der Rest seiner Freunde war geflohen, alle bis auf den einen, den ich niedergeschlagen hatte, und einen anderen, der zwischen Eudo und Wace auf dem Boden lag, sich wand und schrie und einen Arm umklammerte. Ich wandte mich wieder dem Engländer zu und hob mein Messer, als ich auf ihn zuging. Sein Gesicht, das wenige Augenblicke zuvor so voller Wut gewesen war, zeigte jetzt nur noch Angst, während er meine Klinge anstarrte, und dann drehte er sich plötzlich um und rannte hinunter zum Fluss.
Er verschwand in der Menge. Ich warf Eudo und Wace einen Blick zu, die ihre Schwerter schon wieder weggesteckt hatten. Keiner von beiden sah aus, als wäre er verletzt worden.
Eudo wies mit der Hand auf den Kleinen, den ich auf den Kopf geschlagen hatte; er lag auf der Seite und bewegte sich nicht. »Ist er tot?«
Ich trat ihn in die Rippen. Er bewegte sich nicht, aber dann sah ich, dass seine Brust sich hob und senkte. »Er wird bald aufwachen«, sagte ich.
Wir gingen die Straße hoch. Die Ritter, die ich vorhin gesehen hatte, waren verschwunden, aber als wir uns dem Marktplatz näherten und nach rechts abbogen, auf das Münster zu, kamen ihre Lanzenfähnchen, die in der Brise flatterten, wieder in Sicht. Es waren mindestens fünfzig von ihnen, vielleicht sogar siebzig, und es schlossen sich ihnen rasch noch mehr Reiter an. Ihnen gegenüber auf der anderen Seite des Marktplatzes, mit der Münsterkirche im Rücken, stand bereits eine Horde von Engländern, so viele, dass ich sie
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