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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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das spröde Dokument hielt, das augenblicklich abgefackelt sein musste wie knochentrockenes Zigarettenpapier.
    Luigi muss geahnt haben, wie wichtig das Skáholt-Fragment war. Mit seiner letzten Tat auf Erden hat er verhindert, dass der Scheich es in die Hände bekommt.
     
    » Mister Belto .«
    Ich erstarre so vollständig zur Salzsäule, dass ein Arzt wahrscheinlich eine Paralyse diagnostiziert hätte. An meinen Füßen hängen schwere Bleigewichte. Ich weiß, dass ich mich umdrehen sollte. Aber ich kann nicht. Mein Körper ist wie in schnell trocknenden Beton gegossen.
    Irgendwann lässt die Lähmung nach. Mühevoll drehe ich mich zu der Stimme um.
    Sie sind zu zweit und sitzen auf einem Diwan, der halb hinter einem Tisch mit wackeligen Buchstapeln versteckt steht.
    Sie haben auf mich gewartet.
    Ich habe die beiden noch nie gesehen. Araber. Beide in schicken Anzügen. Beide mit dem selbstzufriedenen Ausdruck, den Männer so gerne aufsetzen, wenn sie am längeren Hebel sitzen. Beide hocken lässig nach hinten gelehnt da.
    Die Musketiere des Scheichs.
    »Der Boss verliert allmählich die Geduld«, sagt der eine in gebrochenem Englisch. The boss .
    »Er will das Manuskript haben«, sagt der andere.
    »Sofort!«
    Ich habe eine solche Angst, dass es mir nicht schwerfällt, den Trottel zu spielen. »Welches Manuskript?«
    »Die Thingvellirrollen«, sagt der Erste.
    »Wie viel war Luigi Facchini bereit, dafür zu zahlen?«
    »Das ist ein Missverständnis...«
    »Wo sind sie?«
    In diesem Augenblick geht mir auf, dass ich neben dem Treppengeländer mit dem eingelassenen Alarmknopf stehe.
    » Wo? «
    Meine Hand fährt über die Schnitzerei, bis ich den Knopf unter den Fingerkuppen spüre.
    »Sie sind nicht hier«, sage ich, als ich den Alarmknopf drücke.
    Ich dachte, es handele sich um einen stillen Alarm, der die Polizei diskret informiert. Aber nichts da. Jetzt ahne ich, wieso Luigi nicht einmal versucht hat, den Alarm auszulösen.
    Eine Sirene fängt an zu heulen. Unten im Erdgeschoss scheppert es ohrenbetäubend.
    Die beiden Araber springen auf. Glücklicherweise scheint keiner von beiden zu kapieren, dass ich den Alarm ausgelöst habe.
    » Hurry !«, ruft der eine und schiebt mich über die Wendeltreppe nach unten. Etwas zu schnell. Sie schubsen mich vor sich her, Füße und Stufen haben nicht den gleichen Takt, so dass es mich rasend schnell nach unten zieht. Im gleichen Augenblick, in dem ich sehe, dass sich das Gitter vor der Tür geschlossen hat, verliere ich den Halt unter den Füßen.
    Ich versuche mich abzufangen, falle aber ungünstig. Ein stechender Schmerz schießt durch meinen Fuß, als er in einem scharfen Winkel auf den Boden trifft.
    Der Knochen bricht.
    Ich schreie vor Schmerz, Panik, Angst.
    Die Araber packen mich ungeduldig an der Jacke und ziehen mich hinter sich her. Wie einen nassen Sack schleifen sie mich über den Boden. Mithilfe des gesunden Beines versuche ich mich aufzurichten.
    Dann wird mir schwarz vor Augen.
    Als ich kurz darauf wieder zu mir komme, rütteln die Araber an dem Gitter vor der Tür und lamentieren lauthals miteinander.
    Plötzlich stehen sie da. Zwei Polizisten. Sie müssen weiter oben in der Straße geparkt haben. Wahrscheinlich haben wir die Sirene wegen des heulenden Alarms nicht gehört.
    Sie schauen verwundert in den Laden. Sehen mich auf dem Boden liegen und die beiden Araber mit den gezogenen Pistolen.
    Im nächsten Moment sind sie wieder verschwunden.
    Gleich darauf verstummt der infernalische Lärm. Aber auch ohne den Alarm ist Rom voller Sirenen.
    Ich schluchze. Kann nichts daran ändern.

3
     
    Für Maler und Buchdrucker ist Schwarz eine Farbe. Für den Physiker steht Schwarz für die Abwesenheit von Farbe. Es heißt, wir Menschen empfänden auf unterschiedliche Weise Schmerz. Dass Männer niemals in der Lage wären, die Schmerzen während der Geburt auszuhalten. Ich stimme dem voll und ganz zu. Wir Männer ertragen ja noch nicht einmal eine simple Erkältung.
    Mein Bein tut weh. Es fühlt sich an, als hätte mir jemand einen Eiszapfen in den Fuß gerammt und bis zur Hüfte hochgezogen. Ich wimmere wie ein kleines Kind und werde immer wieder für kurze Momente ohnmächtig. Aber der Schmerz und die in Wellen über mich kommende Übelkeit holen mich wieder zurück.
    Draußen sehe ich in einiger Entfernung Polizisten in Uniformen. Sie beobachten uns mit Spiegelvorrichtungen an langen Stangen. Die Araber diskutieren aufgeregt. Sie packen mich unter den Armen und an den

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