Der Pakt der Wächter: Roman
schnell, dass es in meinen Ohren pfeift.
Was werden sie tun, wenn ich um Hilfe schreie? Werden sie mich erschießen?
Zwei von ihnen greifen mir unter die Arme. Die anderen beiden halten Laura diskret fest.
Selbst ein ungeübtes Auge würde nicht merken, dass wir belästigt werden.
Die Männer führen uns in Richtung Independence Avenue . Sie sind so diskret und trainiert, dass ein zufälliger Augenzeuge wahrscheinlich aussagen würde, er hätte eine undercover -Festnahme gesehen. Wenn er überhaupt etwas bemerkt hätte.
Ein schwarzer Van mit verdunkelten Scheiben hält mit quietschenden Reifen vor uns. Laura und ich werden auf den Rücksitz geschoben. Zwei Männer gesellen sich zu uns, die anderen beiden setzen sich vorne neben den Fahrer.
Dann rast der Wagen los.
Sie sagen keinen Ton, als sie mit uns durch die Straßen im Zentrum fahren.
Ich frage sie, wer sie sind. Und was sie vorhaben. Als wüsste ich das nicht ganz genau. Aber sie antworten mir nicht. Fordern mich nicht einmal auf, den Mund zu halten.
Ich zittere am ganzen Körper. Laura ringt keuchend nach Atem.
Der Fahrer lenkt den Wagen durch den dichten Verkehr. Dann biegt er plötzlich rechts in die Garageneinfahrt eines Hotels ein.
Laura und ich werden zu einem Fahrstuhl gebracht, der uns in die dritte Etage fährt. Der Fahrer steckt die Schlüsselkarte in den Türschlitz. Ein grünes Lämpchen leuchtet auf. Wir treten ein.
7
Hassan sitzt in einem Ohrensessel und erwartet uns schon.
Selbst sitzend ist er ein Riese. Ein bedrohlicher Riese.
Meine Knie zittern. Gott weiß, was Hassan alles anstellen kann, wenn er schlecht gelaunt und ungeduldig ist.
Er sieht mich an wie ein Therapeut, der unangemeldet Besuch von einem Patienten bekommt.
Zwei Männer unterziehen uns einer gründlichen Körpervisite. Als sie den Personenschutzalarm finden, werfen sie ihn weg, ohne ihn genauer zu untersuchen. Sie scheinen das Gerät für ein Handy zu halten.
Dann wird Laura von zwei Männern zu einem Sofa geführt. Ich will hinter ihr her hinken – in dem eitlen Vorhaben, sie zu beschützen -, werde aber von einem der Gangster zurückgehalten.
Laura ist den Tränen nahe. Mit ängstlichen Augen sieht sie mich an.
» Ms. Kocherhans «, sagt Hassan. »Ich freue mich, dass Sie eine Gelegenheit gefunden haben, uns mit Ihrem Besuch zu beehren.«
Laura schluchzt.
8
Die Suite ist das größte Hotelzimmer, in dem ich jemals gewesen bin. Ich zähle drei geschlossene Türen, die aus dem Wohnzimmer führen.
Zwei Männer greifen mir unter die Arme, ein dritter nimmt meine Krücken.
Halb führen, halb schleppen sie mich in einen der angrenzenden Räume.
Zu Stuart Dunhill.
Mit einem Blick schickt Stuart die Gorillas aus dem Zimmer.
Stille.
»Freut mich, dich wiederzusehen, Bjørn.«
Er bittet mich, zu einer Sitzecke am Fenster zu gehen. Ich lehne die Krücken an einen Polstersessel und lasse mich auf das Sofa fallen.
»Tut mir leid, dass ich Rom verlassen habe, ohne mich von dir zu verabschieden.« Ich gebe mir Mühe, meine Stimme hart klingen zu lassen. Dabei hört es sich wohl eher so an, als wolle ich jeden Moment losflennen. »Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich nicht auf der gleichen Liste stehe wie Luigi.«
»Du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich Luigi mochte.«
»Gerade genug, um ihn zu töten.«
»Nicht ich, Bjørn, nicht ich. Ich bin nur ein kleiner Goldfisch unter Haien. Luigi... wurde etwas zu überheblich. Er wurde gierig. Du weißt, wie das ist. Er hat ein doppeltes Spiel gespielt. Luigi wusste genau, was er tat und welches Risiko er einging, indem er den Scheich herausforderte. Er wurde dummdreist und hat verloren. Das Textfragment, das er dir verkaufen wollte, hatte er bereits dem Scheich versprochen. Aber es kamen noch andere Dinge hinzu. Er hatte den Scheich schon mehrfach hintergangen, so dass dieser allmählich die Geduld verlor. Schließlich war er überzeugt davon, Luigi würde mit dir über den Preis der Thingvellirrollen verhandeln.«
»Quatsch.«
»Du weißt das. Ich weiß es. Aber der Scheich ist misstrauisch.«
»Du gibst also zu, dass du für ihn arbeitest?«
»Scheich Ibrahim...«
Die Frage hängt unbeantwortet zwischen uns in der Luft.
»Ende 1970 waren er und das SIS die Einzigen, die mich unterstützt haben. Als alle über mich lachten und niemand mehr mit mir zusammenarbeiten oder meine Artikel veröffentlichen wollte, als ich am Abgrund stand, da hat Scheich Ibrahim mich gerettet. Gemeinsam mit dem
Weitere Kostenlose Bücher