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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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registrieren und katalogisieren sie jeden einzelnen Band. Mühsam tippen sie alle zugänglichen Informationen über die Bücher und Schriften in ein Spezialprogramm der Datenbank der Kongressbibliothek ein.
    Am Ende des Tages fahren Laura und ich gemeinsam im Taxi ins Hotel. Ich habe den Geschmack von Druckerschwärze im Mund, als hätte ich eine ganze Zeitung gegessen, und bin so erschöpft und leer, dass ich Laura nicht einmal mehr sage, dass ich das Gefühl habe, beschattet zu werden. Sie würde mich doch nur auslachen. Wenn ich mich umdrehe, sehe ich niemanden. Aber das sind Profis. Und ich weiß, dass sie da sind.

5
     
    Am dritten Tag finden wir den Brief.
    Das Pergament liegt zusammen mit dem Umschlag, der an den Erzbischof Erik Valkendorf von Nidaros im Reich Noriga adressiert ist, zwischen den Seiten dreihundertdreiundvierzig und dreihundertvierundvierzig eines spanischen Buches aus dem 17. Jahrhundert über die Entdeckung Amerikas.
    Unter den Symbolen Anch, Ty und Kreuz steht eine bekannte Kombination aus Runen und Buchstaben. Ich bin mir vollkommen sicher, dass sie von dem gleichen Wächterorden stammen, der dreihundertfünfzig Jahre zuvor die Verschlüsselungen in den Stabkirchen versteckt hatte.
    Ich pfeife, um Laura auf mich aufmerksam zu machen. Ihr Mund öffnet sich in einem stummen Japsen.
    Einen Augenblick lang denke ich darüber nach, das Pergament mitgehen zu lassen. Schließlich gehört es zu all den anderen Funden, die wir gemacht haben. Aber im gleichen Moment schiebe ich den Gedanken auch schon wieder von mir. Ich weiß, wo meine Grenze verläuft. Schließlich geht es um den Inhalt und nicht um das Pergament als solches.
    Nachdem ich mit meiner Digitalkamera mehrere Fotos von dem Pergament gemacht habe, rufe ich Miranda.
    »Ich habe es gefunden.«
    » Oh. My God . Das Pergament?«
    »Es ist verschlüsselt. Dieses Dokument beweist ein für alle Mal, dass bereits Nachfahren der norwegischen Wikinger auf dem amerikanischen Kontinent gelebt haben, als Kolumbus mit dem Wind angesegelt kam.«
    »Verstehen Sie etwas von dem Text?«, fragt Laura.
    »Nicht die Bohne.«
    Mit roten Wangen läuft Miranda mit dem Pergament in einer Pappschachtel davon.

6
     
    Alle Furcht rührt daher, dass wir etwas lieben, sagte der Dominikanermönch Thomas Aquinas. Was mich angeht, möchte ich hinzufügen: Die Angst vor Schmerz und Tod steht noch weiter oben auf der Liste.
    Als Laura und ich aus der Kongressbibliothek treten, schlägt uns ein kalter Windstoß entgegen, der eine Staubwolke aufwirbelt. Trotzdem entdecke ich sie.
    In Afrikas sengender Steppe entwickeln Gazellen einen Tunnelblick, wenn sie von Löwen angegriffen werden. In diesem Moment weiß ich genau, wie sich diese Tiere fühlen müssen. Ich mache vier Gestalten aus. Vier Männer, die schlendernd ihre Posten verlassen. Wie wärmegesteuerte Missiles nähern sie sich ihrem Ziel. Jeder aus seiner Richtung.
    »Schneller!«, sage ich zu Laura – obgleich ich es bin, der kaum mit ihr Schritt halten kann. Ich umklammere die Handgriffe meiner Krücken noch fester. So habe ich wenigstens etwas, womit ich mich verteidigen kann.
    Sie sind noch zehn, fünfzehn Meter entfernt. Hassan ist nicht dabei. Aber der andere große Kerl. Es sind Araber. Und sie tragen Anzüge.
    »Laura...«
    Sie wird langsamer.
    »Lauf, Laura! Lauf!«
    Laura verdreht die Augen. »Bjørn! Also ehrlich!«
    Ich muss stehen bleiben, um die Hand in die Jackentasche zu stecken. Meine Finger schließen sich um den Personenschutzalarm.
    Laura sieht sich demonstrativ um, um sich und mich davon zu überzeugen, dass ich mir etwas einbilde. Dann sagt sie, ich hätte zu viele Actionfilme gesehen.
    Sie bemerkt sie nicht einmal.
    In ihren eleganten Anzügen, weißen Hemden und straff gebundenen Schlipsen bewegen sie sich getarnt wie Chamäleons fast unsichtbar auf uns zu.
    Ich drücke den Panikknopf.
    »Lauf!«, zische ich ihr noch einmal zu.
    »Was soll der Unsinn?«
    Noch fünf Meter. Ich umfasse beide Krücken fester, muss aber einsehen, dass eine hohle Krücke aus Leichtmetall eine jämmerliche Waffe ist.
    »Brrr, ist das kalt.« Laura wickelt sich fester in ihren Mantel.
    Erst als die Männer uns eingeholt haben und uns mit ihren verborgenen Pistolen anstoßen, geht ihr auf, dass manchmal sogar ein Paranoider recht haben kann.
    Ihr Gesicht versteinert.
    » Please «, sagt einer der Männer mit einem Akzent wie aus einer schlechten Gangsterparodie. »Kommen Sie bitte mit!«
    Mein Herz schlägt so

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