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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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ich früher als Kind drinnengehockt habe, während die anderen draußen tobten, habe ich oft gegen mich selbst Schach gespielt. Nur ganz selten gelang es mir, einen der anderen Einzelgänger des Schulhofes, Jungs, die genauso einsam und von der Gemeinschaft ausgeschlossen waren wie ich, zu mir nach Hause zu locken. Bei diesen seltenen Gelegenheiten habe ich dann aber immer gewonnen.
    Beim Schach geht es darum, mehrere Schritte im Voraus zu bedenken – obgleich man nicht weiß, wie der Gegner agieren wird.
    Der FBI-Agent, bei dem ich eine Audienz habe, ist skeptisch und gestresst. Vor ihm liegt der Faxstapel von Interpol. Er liest von den drei Morden. Und von dem Geiseldrama in Rom. Währenddessen schielt er immer wieder zu mir rüber, als könnte er nur schlecht verdauen, weshalb ein kurzsichtiger Albino aus Norwegen zu seinem Problem gemacht worden ist.
    Heimlich beobachte ich ihn. Sein Adamsapfel springt bei jedem Schlucken vom Brustbein bis unters Kinn.
    Zu guter Letzt bringe ich die magischen Worte vor: »Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um islamistische Terroristen.«
    Die Expressbewegungen des Adamsapfels lassen darauf schließen, dass meine Worte ins Schwarze getroffen haben. Er tippt die Information in seine Computertastatur ein. In der Datenbank werden sie wie eine Zeitbombe ticken.
    Zögerlich rüstet er mich mit einem Personenschutzalarm mit GPS-Sender und panic button aus. Der Agent erklärt mir, wie der Panikknopf funktioniert, aber bei dem Wortschwall, der sich über mich ergießt, bekomme ich nicht richtig mit, ob dann das FBI, der United States Marshals Service oder die Washington Metropolitan Police alarmiert werden. Trotzdem gibt es mir ein Gefühl von Sicherheit, dass irgendjemand väterlich zu Hilfe eilt, wenn ich den Knopf drücke.
     
    An diesem Abend gehen Laura und ich aus und essen in einem der hippen vegetarischen Restaurants von Washington. Der Kellner scheint sich auf eine Rolle als Modell für eine Statue aus handbehauenem Granit vorzubereiten. Laura bestellt ein Gemüsegericht, das nach etwas Fleischigem klingt und ihrer Aussage nach auch interessant schmeckt. Ich ziehe ein Spargelgericht vor, das nicht vorgibt, etwas anderes zu sein als mild gedünsteter Spargel. Wir trinken kalifornischen Wein und Quellwasser, das sich Voss nennt, obgleich es aus Vatnestrøm kommt.
    Vor dem Restaurantfenster verläuft eine Straße, auf deren anderer Seite ein schwarzes Auto mit verdunkelten Scheiben steht. Ich bilde mir ein, dass dahinter jemand sitzt und uns durch ein Fernglas observiert. Vielleicht machen sie ja Fotos von uns. Also lächele ich und winke. Laura fragt, mit wem ich flirte. Mit meinem Spiegelbild, antworte ich.
    Das Auto steht noch immer dort, als wir eine Stunde später das Restaurant verlassen.
    Wir schlendern die hektische Straße entlang. Laura hat ihre Hand unter meinen Arm geschoben. Wir haben so viel Wein getrunken, dass sie mir von ihrem letzten Liebhaber erzählt. Er hieß Robbie. Und er war nicht bereit, sich zu binden. Das Ende dieser Beziehung war für sie Grund genug, das Angebot des SIS anzunehmen und nach London zu ziehen.
    Immer wieder werfe ich einen Blick über die Schulter und kontrolliere, ob das Auto uns folgt.
    Tut es nicht.
    Dazu sind sie zu gerissen.

4
     
    Am nächsten Tag fahren wir mit der Jagd auf den Brief fort.
    Mitten in einer alphabetisch geordneten Textsammlung über die Festnahme von Christoph Kolumbus stoße ich auf eine Reihe von Schriftstücken über norwegische Siedlungsplätze in Nordamerika. Am interessantesten sind Helge und Anne Stine Ingstads Funde von Wikingersiedlungen auf L’Anse aux Meadows auf Neufundland. Ich lese außerdem etwas über strittige Runensteine, von Steintürmen, die an norwegische Rundkirchen erinnern, und über den Fund einer Münze aus der Zeit Olav Kyrres in einer indianischen Siedlung in Norumbega , Norwegen. Im 16. Jahrhundert wiesen die Kartographen Abraham Ortelius und Gerardus Mercator nach, dass der Name Norumbega von norwegischen Siedlungen der Wikinger stammte. Als Giovanni da Verrazano 1524 die Ostküste von Florida bis nach Neufundland kartierte, schrieb er Normanvilla , norwegisches Land, über die Landstriche, die etwa in gleicher Höhe mit New York lagen.
    Lange bevor Kolumbus in die Karibik segelte, hatten sich norwegische Abenteurer weiter südlich entlang der amerikanischen Ostküste niedergelassen.
    Laura und Miranda arbeiten langsamer als ich. Während ich blättere und suche,

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