Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland

Vom Netzwerk:

Form eines Wikingerschiffes an. Oder die Runenreihen. Wenn die Wikinger wichtige Landmarken setzen wollten, hielten sie sich an die Geometrie der heiligen Linien und Formen.«
    »Aber im Großen und Ganzen ist das doch eigentlich ein ziemlicher Wirrwarr aus Linien und Koordinaten«, sage ich und zeige auf die Karte.
    »Ich gehe davon aus, dass sich in dem Text eine etwas präzisere Ortsangabe versteckt.« Kleinlaut starre ich auf den Text. Ich habe ihn mir so oft angesehen und kann mir schlicht nicht vorstellen, dass es dort irgendeinen versteckten Code gibt, auf den ich nicht gestoßen sein sollte. Aber natürlich irre ich mich.

7

    Im Zug zurück nach Oslo finde ich acht nicht angenommene Anrufe und vier Sprachmeldungen auf meinem Handy. Ich hatte den Ton ausgestellt. Ich kann es nicht leiden, mich zum Sklaven meines Handys zu machen.
    Alle Anrufe kommen von der gleichen Nummer. Ragnhild.
    Ich rufe sie an und höre förmlich ihre Erleichterung: »Bjørn! Wo haben Sie gesteckt?«
    »Ist was passiert?«
    »Ich muss mit Ihnen reden. Sofort. Wo sind Sie? Wir kommen und holen Sie ab!«

    Im Polizeipräsidium in Oslo-Grønland erwartet Ragnhild mich bereits mit einer besorgten Furche auf der Stirn.
    »Wir haben einen der Araber identifiziert«, sagt sie und zeigt mit dem Zeigefingernagel auf den größeren Mann auf dem isländischen Bild aus der Überwachungskamera.
    »Der hat mir den Finger gebrochen.«
    »Interpol hat eine ganze Bibliothek über ihn. Sein voller Name lautet Hassan ibn Abi Hakim.«
    »Hassan …«
    Sie schiebt einen Stapel Fotos von Hassan auf meine Seite des Schreibtisches. Auf mehreren trägt er eine Militäruniform, auf anderen exklusive Anzüge, die garantiert speziell für seinen kolossalen Körper angefertigt wurden.
    Auf einem Schwarzweißfoto thront er – mit einem stolzen Grinsen – vor einem Massengrab.
    »Iraker.« Ragnhild reicht mir die Übersetzung eines Interpol-Berichtes über den Tisch. »Das ist ein sogenannter I-24/7 vom Interpol Criminal Data Access Management System .«

    **INTERPOL**
**Autoradiogramm**



Radiogrammnr.:
Datum:
14:13:48
7562
2007-11-17
Von Station: LYON
ABs.nr.: SN
S.Datum: 171107
S.Zeit:
Priorität:
An Zone:
14:13:48
URGENT
OSLO
Von: »I-247_G° 14«
An: »NORWAY«


    Betreff: Our ref: 1711/07 GD/VG/OKK


    INTELLIGENCE MESSAGE NR. 26/11 REGARDING Hassan ibn Abi Hakim

    Name d. Objekts: Hassan ibn Abi Hakim
    Evtl. Rufnamen: Unbekannt
    Geburtsdatum: Unbekannt
    Geburtsjahr: 1963
    Wohnort: Unbekannt

    Von 1985 bis 2003 war Hassan ibn Abi Hakim Offizier in Saddam Husseins Armee, zuerst in der Republikanergarde, ab 1992 in der Spezialeinheit The Iraqi Special Republican Guard .

    Das Objekt war Spezialist und leitete eine Reihe unsauberer Operationen.

    In der Zeit zwischen 1986-1989 war er an Iraks al-Anfal -Kampagne beteiligt. Tausende kurdische Dörfer wurden angegriffen und mehrere hunderttausend Kurden massakriert, unter anderem mit chemischen Waffen.

    Das Objekt war einer der befehlshabenden Offiziere während des Angriffs auf Halabja, bei dem rund 5000 Menschen an den Folgen des Einsatzes von chemischen Waffen starben.

    Laut CIA war das Objekt ein Offizier von al-Anfal .

    Der MI5 schätzt, dass er persönlich in seiner Zeit in der Republikanergarde zwischen 3000 und 4000 Menschen liquidiert hat.

    Seit 2003 verdient das Objekt seinen Lebensunterhalt als »unabhängiger militärischer Berater« mit Basis in Abu Dhabi. Tatsächlich wird angenommen, dass er sich als Söldner und Auftragskiller verdingt.
    Laut französischem Nachrichtendienst La Direction Générale de la Sécurité Extérieure arbeitet das Objekt seit 2006 exklusiv für einen bisher nicht identifizierten Auftraggeber in Saudi-Arabien.

    Israels Nachrichtendienst Ha-Mosad le-Modin’in u-le-Tafkidim Meyuhadim (Mossad) ist es trotz mehrmaliger Infiltration und taktischer Vorgehensweise nicht gelungen, die Identität des Auftraggebers zu bestätigen, bei dem es sich möglicherweise um Scheich Ibrahim al-Jamil ibn Zakiyy ibn Abdulaziz al-Filastini handelt.
    »Jetzt wissen wir wenigstens, wer er ist«, sage ich.
    Ich bin Meister darin, meine Angst hinter einem Anstrich vorgeschobener Gleichgültigkeit zu verbergen. Dabei erschüttern mich die Auskünfte zutiefst. Es würde mir aber nicht im Traum einfallen zu kapitulieren. Im Gegenteil, in mir wächst der trotzige Drang, meine Gegner zu besiegen. Die Unbesiegbaren zu überwinden. Einen Henker