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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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gemacht.«
    »Und?«
    »Ich bin, ehrlich gesagt, nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Kann sein, dass es sich um einen Spaß oder kompletten Nonsens handelt. Vielleicht hat sich irgendein ketzerischer Mönch oder Schreiber einen Scherz erlaubt, indem er die Bibel umgeschrieben hat? Und selbst wenn sich nachweisen ließe, dass es sich um eine schluderige Übersetzung der Bücher Mose handelt, wissen wir nicht, wie wir uns dazu verhalten sollen.«
    »Wieso?«
    »Wäre die Abschrift tausend Jahre älter, könnten wir von einer Weltsensation sprechen. Septuagintaen – die vorchristliche Übersetzung des Alten Testamentes – wurde zwischen dem dritten und ersten Jahrhundert v. Chr. in Alexandria in Ägypten geschrieben. Der Codex Vaticanus – eins der ältesten erhaltenen Bibelmanuskripte der Welt – stammt aus dem vierten Jahrhundert nach Christus. Die Bibelversion des Codex Sinaiticus wurde zwischen 330 und 350 kopiert. Vulgata , die erste autorisierte Bibelübersetzung der römisch-katholischen Kirche ins Lateinische, entstand um 400 n. Chr. Und die Kopien der Thingvellirrollen, Bjørn, stammen aus der Wikingerzeit. Natürlich ist auch eine Bibelkopie aus dem 11. Jahrhundert von akademischem Interesse, aber mehr auch nicht. Sie oder ich können uns mit solchen Forschungsprojekten jahrelang beschäftigen, aber vergessen Sie nicht – das ist die Abschrift eines Textes, der bereits über tausend Jahre alt war, als er kopiert wurde. Spannend genug für einen Forscher, aber sonst wird sich da kaum jemand für interessieren.« Er legt eine kurze Pause ein. »Umso unverständlicher, wieso Snorri diese Kopie in einer Höhle in Thingvellir versteckt hat.«
    »Die Frage ist ja wohl, welcher Originaltext der Kopie zugrunde liegt?«
    »Und das werden wir niemals erfahren.«
    Ich erzähle ihm von meinem Besuch bei Adelheid. Die nächsten Minuten reden wir über Heilige Geometrie. Unsere Argumentation führt uns nach Ägypten und zur ägyptischen Altertumswissenschaft und mythologischen Pseudowissenschaft. Doch die diversen Verbindungslinien lösen die Verwirrung nicht gerade auf. Was zum Teufel hat Ägypten mit norwegischer Wikingergeschichte oder Snorri zu tun? Wenn ich an Ägypten denke, sehe ich Kleopatra im Schatten der Pyramiden vor mir. Aber als Kleopatra sich verführerisch in die Weltgeschichte hineinblinzelte, waren die Pyramiden von Gizeh rund zweitausendfünfhundert Jahre alt und Ägypten eine vor dem Untergang stehende Weltmacht. Die Ägypter hatten bereits vor fünftausend Jahren eine Staatsorganisation. Über einen Zeitraum von dreitausend Jahren regierten Pharaonen, die inzwischen längst vergessen sind, und andere, mächtigere Herrscher, deren Namen in unseren Köpfen weiterleben. Wazner, Iry-Hor, Qa’a, Hotepsekhemwy, Kaba, Keops, Mentuhotep, Kamose, Amenhotep, Thutmosis, Hatschepsut, Ramses, Seti, Xerxes … Die Führer und Halbgötter ihrer Zeit. Das Ägypten der Pharaonen schwand unmittelbar vor Jesu Geburt dahin. Julius Caesars Adoptivsohn Oktavian fiel 30 v. Chr. in Ägypten ein. Kleopatra nahm sich das Leben. Im selben Jahr wurde Ägyptens letzter Pharao, Kleopatras siebenjähriger Sohn Caesarion, hingerichtet. Von da an lenkten Ausländer die Geschicke des Landes. In der Mitte des 7. Jahrhunderts fielen muslimische Araber in Ägypten ein und lösten die Byzantiner und Perser ab. In der Wikingerzeit war Ägypten ein islamisches Kalifat.

9
     
    In den folgenden Tagen durchkämme ich Snorris Text auf der Jagd nach den Anweisungen, von denen Adelheid gesprochen hat. Aber ich kann nichts entdecken.
    Mein Bodyguard wurde abgezogen, offiziell wegen »Ressourcenknappheit« und »Einschätzung der Gefahr«, wahrscheinlich aber auch, um den armen Kerl vor dem Tod aus Langeweile zu bewahren.
    Morgens schleiche ich aus Terjes Wohnung durch diverse Kellereingänge, vergessene Treppenhäuser und Flure über andere Stockwerke in mein zeitlich begrenztes Büro.
    Ich höre Klickgeräusche in der Telefonleitung und bekomme Spammails, vermutlich um Spionageprogramme auf meinem PC zu installieren, die dann Einblick in alles gewähren, was ich auf dem Rechner gespeichert oder zum Frühstück gegessen habe. Ich erhalte kryptische SMS von einer Telefonnummer, die nicht existiert, sicher aber GPS-Signale an irgendwelche Satelliten der Gangster weiterleitet.
    Ich versuche, meine Verfolger zu vergessen und mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, habe aber wenig Erfolg damit.
    Terje und Adelheid haben mir gezeigt,

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