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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Selbstvertrauen. In Begleitung von Torkjell Høye und seinen Männern überquerten

     
    Bård, sagte der König, ich hatte heute Nacht einen seltsamen Traum.
    Draußen, im Sonnenlicht, wirbelte goldener Sandstaub im Wind. Die Menschen, die durch die weiß gekalkten Gassen hasteten, waren in weite Gewänder gehüllt, um sich vor den Nadelstichen des Wüstensturmes aus dem Süden zu schützen. Ich sah meinen Herrn von der Seite an. Olav lehnte mit den Schultern und dem Kopf an der Mauer und hatte die Beine auf dem Bett ausgestreckt. Ich saß auf einem knarrenden Holzstuhl und trank sauren Wein aus einem Tonkrug, der meine Handfläche verfärbte. Durch eine Luke oben an der Wand fiel Sonnenlicht herein. Olav richtete sich auf. Vielleicht war es ein Gott, der im Traum zu mir gesprochen hat, sagte er. Was für ein Gott?, wollte ich wissen. Ich betete zu Odin und den Göttern meiner Väter, aber auf unserer Reise durch Europa hatten wir viel von anderen Göttern gehört, besonders von einem, den sie Christus nannten. Er verwandelte Wasser in Wein, hieß es, und machte aus einem Brot viele Brote. Er heilte kranke Menschen und konnte auf dem Wasser gehen, wozu auch immer das gut sein sollte. Ich hab mich nie ganz auf diesen Christus verstanden. War er ein Gott oder ein Mensch? Wie war es möglich, dass sein Vater, ein Gott, eine Menschenfrau schwängern konnte, ohne ihr beizuwohnen? Und war nicht der Menschensohn einer Gottheit ein Halbgott? Christi Lehre schien mir nur etwas für feige Hunde zu sein. Er soll seinen Jüngern gesagt haben, dass sie ihren Feinden auch die andere Wange hinhalten sollten, statt ihnen die Köpfe abzuschlagen. Schwache Worte von einem Gottessohn! Und dann war dieser Christus auch noch ans Kreuz genagelt worden und den Märtyrertod gestorben, in Palästina. Wäre er ein Gott gewesen, wäre es doch ein Leichtes für ihn gewesen, sich aus den Fängen der römischen Soldaten zu befreien. Es heißt, dass er nach drei Tagen aus seinem Todesschlaf erwacht sei. Na gut. Ich habe im Laufe meines Lebens viele Tote auf den Schlachtfeldern gesehen. Nach drei Tagen in der Wärme möchte ich den Toten sehen, der wieder aufsteht.
    Als der König merkte, dass ich mit meinen Gedanken ganz woanders war, räusperte er sich, um meine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen.
    Im Traum kam ein Mann zu mir, sagte er, ein Mann, der einem gleich auffällt, weil er Feuer im Blick hat. Der Mann sagte zu mir, dass ich nach Hause zurückkehren soll, um in alle Ewigkeit König von Norwegen zu werden. Der König schüttelte den Kopf und sah mich an, um zu sehen, was ich zu diesen Aussichten meinte. Wer war dieser Mann?, fragte ich. Ich wollte noch nicht nach Hause zurückkehren. Ich freute mich darauf, weiter nach Osten zu segeln, durch die Straße von Norvasund 3 , die Europa vom Wüstenland im Süden trennte, Groß-Serkland 4 und weiter aufs offene Meer hinaus bis nach Palästina, wo dieser Christus vor tausend Sommern gelebt hat. Der König lächelte mich an, als hätte er meine Gedanken gelesen, und antwortete: Ich kannte ihn nicht, aber ich habe ihm wahrhaftig geantwortet: Nach Hause werde ich fahren! Und über Norwegen werde ich herrschen! Aber noch nicht jetzt!
    Erleichtert hob ich den Weinkrug. Bård, sagte der König, ich werde dir nun anvertrauen, was unser Ziel sein wird. Palästina?, fragte ich. Er schüttelte den Kopf. Wir werden nach Blåland fahren, sagte der König, in das Wüstenland, das sie Ägypten nennen. Von einem solchen Land, sagte ich, habe ich noch nichts gehört. Dieses Land ist Tausende von Jahren alt, erklärte der König, die Straßen sind mit Gold und kostbaren Schätzen gefüllt, von vergessenen Göttern bewacht, von fremden Herrschern und Stämmen gespalten und von einem Fluss mit dem Namen Nil geteilt. Was haben wir in diesem Land verloren?, fragte ich. Wir wollen dort einen Schatz abholen, antwortete der König. Einen Schatz?, wiederholte ich und merkte, wie mein Herz freudig zu schlagen begann. Einen Schatz, wiederholte der König, verborgen in den Felsen hinter einem Tempel, versteckt in einer Grabkammer hinter einer Grabkammer hinter einer Grabkammer. Ich konnte ihm nicht folgen. Der König meinte, es würde reichen, wenn er verstand. Woher weißt du das alles?, fragte ich. Und der König klärte mich auf:
    Einer seiner Vorväter, Håkon der Gute, Harald Hårfagres Sohn, wuchs bei König Adalstein von England auf. König Adalstein hatte viele Freunde. Die schickten ihm Reliquien und Manuskripte

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