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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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aus dem alten Rom, unter anderem das Schwert des ersten christlichen Römerkaisers, Konstantin des Großen, und die Lanze von Karl dem Großen. In den Sendungen befanden sich auch Gegenstände und Manuskripte aus Marcus Antonius’ Hinterlassenschaft, der nach Caesars Tod Kinder mit Königin Kleopatra hatte. Zwischen den Manuskripten lagen eine Papyrushandschrift und eine Karte. Die Handschrift und die Karte sollten zu einer Grabkammer führen, in der sich die wertvollsten Schätze, heilige Schriften und eine ewig ruhende Gottheit befanden. Niemand am Hof hatte die ägyptischen Schriftstücke bemerkt. Aber Håkon wollte wissen, was es damit auf sich hatte. Mithilfe einiger schriftkundiger Mönche an Adalsteins Hof ließ er eine Kopie der Karte anfertigen und übersetzte die schriftlichen Anweisungen ins Angelsächsische. Noch immer nahm niemand Notiz von dem Inhalt. Wie einer der Mönche höhnisch bemerkte: In Tausend und einer Nacht gibt es auch die unterschiedlichsten Schätze. Håkon ließ sich nicht davon abhalten, die Übersetzung mit zurück nach Norwegen zu nehmen, als er heimkehrte, um zusammen mit dem Bischof von Glastonbury Norwegen zu christianisieren. Es heißt, Håkon habe zu jener Zeit Angelsächsisch wie ein Engländer gesprochen und fast seine Muttersprache verlernt. Aus unbekannten Gründen verlor Håkon das Interesse für die Anweisungen aus dem alten Ägypten. Die Kopie der Mönche verschwand in der Sammlung von Håkons Familienschatz. König Olav war acht Jahre alt, als seine Mutter Åsta ihm das angelsächsische Pergament und die Karte des Flusses zeigte, der zu der Schatzkammer führte. Ich fragte den König: Und diese Kopie und die Karte hast du dabei? Olav nickte und sagte: Ich halte die Zeit für reif herauszufinden, wie viel Wahres an dieser Geschichte ist. Und wenn jemand in der Familie das Zeug dazu hat, dann ich!
    Noch am selben Abend stießen wir in einer der engen Gassen im Hafen von Karlsra 5 mit einem Mann zusammen, der anders als alle Menschen aussah, die uns bisher auf der Welt begegnet waren. Seine Haut war blauschwarz, er war klein von Wuchs, mit einer kunstvollen Frisur und einem Gewand, das an ein Frauenkleid erinnerte. Ein Blåmann. Der Mann und sein Gefolge weigerten sich, Olav Platz zu machen, der nach seinem Nachmittagsschlaf mürrisch und ungeduldig war. Olavs Gefolgsmänner stachen mehrere Männer aus dem Gefolge des Blåmannes mit ihren Schwertern nieder, ehe sie sich ergaben und um Gnade flehten. Da zog Olav sein Schwert, um den aufsässigen Blåmann niederzustechen, worauf dieser auf die Knie fiel und in seiner unverständlichen Sprache um sein Leben flehte. Einer seiner Diener übersetzte seinen Redeschwall ins Lateinische und einer der Schriftkundigen in unserem Gefolge wiederum ins Norwegische. Als Olav mitbekam, dass der Blåmann Ägypter war, bekam er diesen unverkennbaren Ausdruck in den Augen. Der König sagte: Ihr kennt das Wüstenland, Ihr sprecht die Sprache, Ihr könnt uns helfen. Aus diesem Grund ließ Olav den Blåmann am Leben und legte ihn in Ketten.

     
    Einen Tag später setzten wir die Segel und nahmen Kurs auf das Land, das sie Ägypten nannten. Mehrere Tage fuhren wir nach Südosten. Mit günstigem Fahrtwind aus Norden wurden wir von der Hitze verschlungen.

     
    Das Licht der Sonne flimmerte, die Luft war warm und feucht, und die meisten von uns hatten sich ihrer Hemden entledigt. Schultern und Rücken glühten rot in der Hitze. Die Männer standen an Deck der Schiffe, die Blicke starr an Land gerichtet. Vor uns, auf einer Insel vor einer Stadt, die der Blåmann Alexandria nannte, erhob sich ein Leuchtturm, der so gigantisch und hoch war, dass wir unseren eigenen Augen nicht trauten. Der Turm war aus weißen Steinen gemauert und streckte sich schnurgerade dem Himmel entgegen. Wie hoch mag der Leuchtturm gewesen sein? Ich kann es nicht einmal schätzen. Noch immer erfüllt mich die Erinnerung daran mit Ehrfurcht. Ich machte mich daran, die übereinanderliegenden Fensterluken zu zählen, aber mit jeder Welle musste ich wieder von vorne anfangen. Der Fuß des Turmes befand sich im Innenhof einer niedrigen, rechteckigen Burg, der breiter und länger als jedes Haus war, das ich je gesehen hatte. Auf der Spitze des himmelhohen Gebäudes saß ein kleinerer, achteckiger Turm, auf dem wiederum ein noch schmalerer, runder schlanker Turm thronte. Ganz oben blinkte und blitzte ein Spiegel, der die Sonnenstrahlen einfing. Selbst Olav, der sich selten

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