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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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spüre ich mein Herz schlagen.
    Nach einer halben Minute hat Hassan die Tür aufbekommen. Sie rennen unter mir durch den Flur, doch sie warten nicht auf den Aufzug, sondern rasen wie eine Lawine die Treppe nach unten.
    Kurzatmig bleibe ich stehen und warte.
    Die erste Polizeistreife ist nach fünf Minuten da. Die zweite, mit der auch Ragnhild kommt, erscheint ein paar Minuten später.
    Hassan ist verschwunden. Er hat sich auf einer der Anliegerstraßen in Grefsen in Luft aufgelöst.

2
     
    Mein Kumpel Terje holt mich ein paar Stunden später auf dem Polizeipräsidium ab.
    Von den Gangstern keine Spur. Trotzdem nehmen wir diverse Umwege in Kauf und fahren dabei so schnell, dass Terje damit nicht nur seinen Führerschein, sondern gleich auch seinen bescheidenen Monatslohn aufs Spiel setzt.
    Ich erzähle ihm, was sich in Bergen zugetragen hat, aber durch die Zeitungen weiß er schon beinahe alles. Die Entdeckung der Grabkammer im Lysekloster war ein ziemliches Problem für die kulturhistorischen Behörden. Zuerst waren sie begeistert. Eine intakte Grabkammer? Aus dem 12. Jahrhundert? In einem Brunnen unterhalb des Lyseklosters? Dann wurde ihnen bewusst, dass ich die Ausgrabung eigenhändig und ohne die offiziellen Formalitäten durchgeführt hatte. Ich hatte weder eine Ausgrabungsgenehmigung beantragt noch jemanden über mein Vorhaben unterrichtet. Im Gegenteil: Ich war wie ein simpler Grabräuber vorgegangen. Ein Vandale! Das Zentralinstitut für Denkmalpflege und eine Reihe aufgebrachter Professoren wollten mich anzeigen, doch zum Glück wurde der Kultusminister eingeschaltet, der um jeden Preis einen Skandal vermeiden wollte. Immerhin hatte der Fund der Grabkammer international Aufsehen erregt. Zu guter Letzt darf ich meinen Arbeitsplatz gnadenhalber behalten, bin aber suspendiert, bis eine Kommission die gesamten Vorgänge unter die Lupe genommen hat. Das ist in Ordnung. Schließlich habe ich gegen alle Regeln verstoßen, die es gibt. Und dabei habe ich noch nicht einmal den Runenstein erwähnt, den ich aus der Grabkammer habe mitgehen lassen.
     
    In dieser Nacht schlafe ich auf dem Sofa in Terjes Wohnzimmer. Mein Handy, das ich aus der Uni geholt habe, klingelt mehrmals. Eine unbekannte Nummer. Ich nehme das Gespräch nicht an. Im Zentrum von Oslo dürfte es ihnen kaum gelingen, mein Handy aufzuspüren.
    Hilfsbereit, wie er ist – vielleicht aber auch, um das Ziel eines möglichen Bombenangriffs aus seiner Wohnung zu bekommen -, bietet Terje mir das Sommerhäuschen der Familie bei Spro auf Nesodden an, eine halbe Stunde von Aker Brygge mit der Fähre über den Fjord entfernt. Ein Ort, an dem man praktisch nicht aufzuspüren ist, auch nicht von jemandem, der sich um jeden Preis, auch den meines Lebens, den Runenstein sichern will.

3
     
    Es regnet Bindfäden. Der Oslofjord liegt kalt und dunkel da. Ich feuere den schwarzen Holzofen an.
    Der Runenstein liegt draußen im Wald. Ich habe ihn in eine Strickjacke eingeschlagen, mit einer Plane umwickelt und in eine Hockeytasche gestopft, die ich in einer Senke zwischen zwei Felsen versteckt und mit lauter kleinen Steinen zugedeckt habe.
    Vor mir auf dem Schreibtisch, der vor dem Fenster zum Fjord und Langåra steht, liegt ein Foto des Steins in Originalgröße. Ein Kollege aus dem Geologischen Institut hat sich die Edelsteine angeschaut, die in den Stein eingelassen sind. Sie allein sind viele Millionen wert.
    Abgesehen von Øyvind, Terje und dem Geologen weiß niemand von der Existenz dieses Runensteins. Wobei sich die fleißigen Arbeitsbienen bei der Untersuchung der Grabkammer sicher bald fragen werden, was es mit der leeren Aussparung am Marmorsockel auf sich hat.
     
    Der Runenstein ist nicht schwer zu deuten.
    Die altnordische Inschrift ist in Runen verfasst. Aber nicht codiert. Ich konnte die fünf Zeilen Wort für Wort übersetzen. Der Text ist eine religiöse Huldigung an den heiligen Olav mit Bezügen zur nordischen, ägyptischen und christlichen Mythologie. Laut Runenschreiber gingen Odin, Osiris und der christliche Gott vor Urzeiten einen Pakt ein, auf dass ihre Völker in Frieden und Harmonie miteinander leben sollten. Jaja.
    Die Einleitung des Runentextes lautet wie folgt:
    Geheiligt du seiest, Sankt Olav, unser König gut
Führtest Christi Schwert, gnadenlos und gläubig im Mut
König o König, Ehre sei dir, Heiliger aller Heiligen
Ruhe in Frieden, du Furchtloser, es seien mit dir
Odin, Osiris und der Christen Gott
    Der Text ist rätselhaft wie die

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