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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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meisten Runeninschriften, und langsam, wie ich bin, brauche ich zwei Tage, bis ich den versteckten Hinweis finde. Der Schlüssel ist in die rechte Ecke des Steins geritzt:
    Ein umgekehrtes U, gefolgt von zwei senkrechten Strichen: ∩ ∣ ∣. Ich halte das zuerst für eine Art magische Beschwörung. Dabei ist es einfach nur die ägyptische Ziffer für die Zahl 12.
    Ich versuche mich in den unterschiedlichsten Richtungen an der Zahl, und es gelingt mir schließlich, das Rätsel zu lösen. Zählt man vom linken Rand aus zwölf Zeichen und liest dann von oben nach unten, ergibt sich der Name eines Ortes:
    Geheiligt d U seiest, Sankt Olav, unser König gut
Führtest Ch R isti Schwert, gnadenlos und gläubig im Mut
König o Kö N ig, Ehre sei dir, Heiliger aller Heiligen
Ruhe in Fri E den, du Furchtloser, und seien mit dir
Odin, Osiri S und der Christen Gott
    Urnes.
    Die Stabkirche von Urnes in Sogn und Fjordane wurde etwa 1130 gebaut, es ist die älteste heute noch erhaltene Stabkirche Norwegens. Der Bau des Lyseklosters wurde 1146 begonnen, sechzehn Jahr später.
    Natürlich kann das ein Zufall sein. Ebenso gut kann aber auch ein Zusammenhang bestehen.
    Im 12. Jahrhundert wurde über ganz Norwegen verteilt eine ganze Reihe von Kirchen und Klöstern errichtet. Das Land war gerade erst christianisiert worden und bereit, seinen neuen Gott anzubeten.
    Die Regentropfen ziehen über die Scheibe nach unten. Etwas entfernt sehe ich durch das beschlagene Fenster ein Segelboot, das dem Gegenwind trotzt. Es ist eine Marotte von mir, mich in allem wiederzuerkennen, sogar in einem Segelboot, das sich seinen Weg ertrotzt gegen Wellen und Wind.

4
     
    Am späten Abend – ich beobachte gerade ein Lastschiff, das nach Süden über den Fjord stampft – höre ich eine himmlische Fanfare mit Pauken und Trompeten. Mit anderen Worten: das Handy, das ich mir von Terje geliehen habe. Die Nummer habe ich nur meinen engsten Vertrauten gegeben.
    Auf dem Display erkenne ich Øyvinds Handynummer. Er berichtet mir, dass sie das Nordende des Tunnels freigelegt haben, an dem wir auf die Wand gestoßen sind. Von dort seien die Archäologen in eine bisher unbekannte Kellerpartie des Lyseklosters vorgedrungen. Erst glaubten sie, es mit einer vollgelaufenen Kornkammer zu tun zu haben, doch heute hätten sie entdeckt, dass diese große Kammer wahrscheinlich ein Becken war.
    »Ein Becken?«
    »Ja, und von diesem Becken aus konnte man den gesamten Tunnel fluten.«
    »Eine Wasserfalle!«
    Øyvind beschreibt, wie die Mönche im Lysekloster mithilfe eines Mechanismus eine Unterwasserschürze öffnen und schließen und so den Wasserstand zwischen Becken und Brunnen regulieren konnten. Auf diese Weise war es ihnen möglich, die gesamte Grabkammer zu versiegeln und die Eindringlinge, falls nötig, zu ertränken.
    »Deshalb liegt die Grabkammer also auf einem höheren Niveau als der Tunnel«, sage ich.
    »Ein perfekter Schutz. Solange das Kloster betrieben wurde, war der Tunnel unter Wasser. Die eigentliche Grabkammer lag sicher und trocken ein paar Meter über dem Wasserspiegel.«
    »Glaubst du, die Mönche wussten, was sie da schützten?«
    »Die wenigsten, vermutlich. In Klosterschriften aus dem 13. und 14. Jahrhundert wird angedeutet, dass sie ein göttliches Geheimnis bewahren. Aber die Historiker und wohl auch die meisten Mönche haben das für eine religiöse Metapher gehalten. Mit den Jahren muss die Kenntnis der Grabkammer dann aber in Vergessenheit geraten sein. Nicht einmal die letzten Äbte des Klosters scheinen davon gewusst zu haben. Als die Mönche 1536 das Kloster verließen, ahnten sie wohl kaum, dass sie eine Grabkammer zurückließen, der zu Ehren man das Kloster vierhundert Jahre zuvor überhaupt erst gebaut hatte.«
    »Und der Runenstein und der Leichnam des Bischofs wurden sich selbst überlassen.«
    »Ist das nicht fantastisch, Mann?«
    »Das, Øyvind, ist nur der Anfang.«
    Er verstummt. »Der Anfang?«
    »Die Grabkammer im Lysekloster ist das erste von fünf Heiligtümern.«
    »Fünf?«
    »Jede der fünf Spitzen des Pentagramms deutet auf eine Grabkammer hin.«
    »Das heißt, es gibt noch vier andere?«
    »Die im Lysekloster ist noch nicht einmal die wichtigste. Sonst hätten wir Olav den Heiligen gefunden und nicht Bischof Rudolf. Niemand würde Sira Magnus töten und mich wegen eines Bischofsgrabs überfallen oder um in den Besitz eines Runensteins zu gelangen. Da steckt mehr dahinter, da draußen gibt es noch etwas anderes

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