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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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beigelegt werden und den Toten auf seiner Reise ins Jenseits begleiten, wo er als Gott weiterleben würde. Die Volksmenge lief zum Fluss hinunter, drängte sich hinter den Reihen der Wächter und schaute den Booten nach, die den Fluss überquerten. Unbefugte durften die Seite der Toten nicht betreten. Die letzte Ruhestätte des Pharaos befand sich an einem geheimen Ort. Am Westufer wurde der Sarg auf die Leichenbahre gehoben, auch sie geformt wie ein Boot, und auf einen Schlitten gestellt. Die Palastbeamten hatten die ehrenvolle Aufgabe, den Schlitten mit dem Leichnam des Pharaos zu ziehen. Dahinter folgte ein weiterer Schlitten, mit dem die Krüge mit den inneren Organen des Pharaos transportiert wurden. Die nächsten Angehörigen des Pharaos gingen neben dem Schlitten mit dem Sarg. Hinter dem zweiten Schlitten folgten die Diener mit den Schätzen und dem Buch der Toten mit den magischen Formeln und Anweisungen, das dem Verstorbenen auf der Reise durch die Unterwelt den rechten Weg weisen sollte. Durch die Hitze und die Last, die auf dem Schlitten ruhte, entfernten sie sich nur langsam vom Flussufer, überquerten die Ebene und begaben sich schließlich hinauf in die Berge zu der Grabkammer. Das monotone Schlagen der Trommeln hallte von den Felswänden wider ...
    »Das ist alles«, sagt der Museumsleiter, als er bemerkt, dass ich am Ende des Textes angelangt bin.
    Dann dreht er sich zu Stuart um. »Das andere Dokument ist ein Brief aus dem 14. Jahrhundert vom Präfekten des Vatikanarchivs an den ägyptischen Wesir.«
    Er legt das in eine durchsichtige Plastikfolie eingeschweißte Dokument vor uns auf den Tisch.
    »Der Wesir hatte offenbar eine Anfrage an den Vatikan geschickt, ob Briefe oder andere Dokumente von Asim existierten. Der Wesir muss gute Beziehungen gehabt haben, da der Vatikanpräfekt – der ansonsten gern jede Anfrage zur Einsicht in das päpstliche Archiv ignorierte – gewissenhaft geantwortet hat, und das obgleich die Anfrage von dem Wesir eines muslimischen Landes kam.«
    Ich versuche, den lateinischen Text zu deuten.
    »Kurz zusammengefasst, bestätigt der Präfekt in diesem Dokument die Existenz von drei Schriftstücken, die Asim verfasst hat«, sagt der Museumsleiter. »Das älteste Dokument ist ein Brief des Hohepriesters an Eure Hoheit, Kalif Al-Hakim bi-Amr Allah, Herrscher von Gottes Gnaden, alleiniger Kalif über Ägypten ...«
     
    »Eine Kopie davon befindet sich in unserem Institut«, schiebt Stuart ein.
    »…Das zweite Dokument ist die Kopie eines bislang unbekannten Originals, das den Angriff heidnischer Wilder auf den Amon-Ra-Tempel und die Grabkammer schildert. Und das dritte ist eine Fragmentkopie aus einem Reisebrief – möglicherweise aus demselben Text wie der vorige -, in dem Asim seine Reise zu den, Zitat, ›Vorposten der Zivilisation‹ beschreibt...«
    Stuart dreht sich mit einem schiefen Lächeln zu mir um. »Vorposten der Zivilisation...«
    »Damit muss Norwegen gemeint sein.«
    »Heidnische Wilde...« Stuarts Stimme ist belegt. »So würde Asim doch niemals byzantinische Soldaten beschreiben. Er beschreibt Wikinger!«
    »Das heißt also, dass im Vatikan drei Dokumente von Asim zu finden sind.«
    »Dann«, sagt Stuart, »müssen wir wohl dorthin fahren und schauen, ob wir sie finden!«

Der Antiquar
     
    ITALIEN
     

1
     
    Knapp einen Steinwurf vom schlimmsten Touristengewimmel der Piazza Navona entfernt gibt es ein Antiquariat, das laut Schild über der Tür einfach nur Antiquariat heißt. Es liegt zwischen einer Rahmenhandlung und einem Kleidergeschäft in einer engen, versteckten Gasse, die von einer stark befahrenen Querstraße abzweigt. Auf dem Stadtplan von Rom wird diese Gasse, die so stark gekrümmt ist, dass man nicht vom einen zum anderen Ende blicken kann, fälschlicherweise als Sackgasse bezeichnet. Die einheimische Bevölkerung nutzt sie aber als Abkürzung zur Via del Governo Vecchio , während sich die wenigen Touristen, die sich hierherverirren, in eine andere Zeit versetzt wähnen. Die Läden, die hier liegen, sehen aus, als wären sie seit Neros Zeiten kaum je besucht worden, ja, als wäre die Zeit in ihnen stehen geblieben. Bei den verstaubten Büchern, die im Fenster des Antiquariats ausgestellt sind, handelt es sich um längst vergessene ehemalige Bestseller. Nachts, im schwachen Luftzug der Klimaanlage, beginnen die scheintoten Seiten der aufgeschlagenen Bücher gespenstisch zu flattern. Vor der Ladentür, an der ein gelber Zettel mit zierlich

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