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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Stimmen, die sagen, secretum sei mit dem Begriff abgesondert zu übersetzen und nicht mit geheim . Schon 1881 wurde das Archiv in gewissem Umfang für einen begrenzten Publikumsverkehr geöffnet. Man muss zwar einen Antrag auf Zulassung stellen, aber inzwischen wird das Archiv Jahr für Jahr von tausendfünfhundert Wissenschaftlern besucht.«
    »Das ist doch alles hoffnungslos. Sowohl dieser Antrag als auch die Suche.«
    »Oh, sagen Sie das nicht. Einige der dort tätigen Archivare gehören meinem, nennen wir es so, bibliophilen Kreis an. Sie schulden mir den ein oder anderen Gefallen. Ich werde euch Zutritt verschaffen und einen ganz besonderen Archivar zur Seite stellen, der weiß, wo ihr suchen müsst.«
    Dankbar drücke ich ihm die Hand.
    »Das Interesse an Asims Manuskripten und Karten wurde nicht gerade geringer, nachdem Stuart 1977 seinen aufsehenerregenden Fund gemacht hatte«, sagt Luigi. »Aber mit der ihnen eigenen Arroganz überließen die Wissenschaftler mal wieder alles den eher privaten Kreisen.«
    »Er meint illegale Sammler«, erklärt mir Stuart.
    »Sagten Sie Karten ?«
    »O ja, wussten Sie das nicht? Es soll mindestens eine Karte geben, die Asim nach Ägypten geschickt hat und auf der verzeichnet sein soll, wo in Norwegen die Mumie und die Schätze versteckt sind. Es ist gut möglich, dass sich eine Version davon im Vatikan befindet, aber wie auch immer. Diese Karte hat den Schatzsuchern bisher auch nichts genützt.«
    »Sie haben hier also auch Karten?«
    »Das will ich doch meinen! Warten Sie, warten Sie.« Er stürmt die Wendeltreppe nach unten und kommt gleich darauf wieder zurück, den Arm voller Papierrollen und Aktenordner. Vorsichtig legt er sie vor uns auf den Tisch.
    »Karten sind mindestens so wertvoll wie handgeschriebene Dokumente, geht es doch um das Verständnis der Welt! Um die Ehre der großen Entdecker. Marco Polo. Christoph Kolumbus. Vasco da Gama. Hudson. Nansen. Amundsen. Heyerdahl.«
    Er breitet eine Karte vor uns aus.
    »Das ist ein Faksimile von Mercators Weltkarte aus dem Jahr 1569. Hier sehen Sie Skandinavien, die Nordspitze Schottlands, Island und Teile Grönlands, vieles beruht aber noch auf freier Fantasie. Mercators Wissen basierte auf einer mittelalterlichen Überlieferung eines übers Meer fahrenden Mönchs, der im 14. Jahrhundert das Buch Inventio Fortunata geschrieben hat. Leider ist dieses Werk verloren gegangen. Vinland ist schriftlich zuerst von dem Geographen und Historiker Adam von Bremen erwähnt worden. Er schreibt um das Jahr 1075 in seinem Buch Descriptio insularum Aquilonis darüber. Also etwa hundert Jahre, nachdem Leif Eriksson dort an Land gegangen ist. Papst Urbans Karte aus dem Jahr 1367 deutet die Existenz großer Inseln – die Küste Amerikas – weit im Westen des Atlantiks an. Die umstrittene Vinlandkarte, Mappa Mundi , ist angeblich eine der ersten Karten Amerikas. Das Pergament kann auf das 15. Jahrhundert datiert werden, aber die Wissenschaftler können sich nicht über das Alter der Tinte einig werden. In Sir Thomas Phillips’ Sammlung findet sich eine Karte aus dem Jahr 1424, die Details der amerikanischen Ostküste zeigt bis hinunter in die Gegend von Georgia und Florida.
    »Das fehlt mir noch!«, stöhne ich. »Amerika! Bleiben wir doch lieber auf unserem eigenen Kontinent.«
    »Wie Sie wollen.«
    Ich nippe an dem superstarken Kaffee und frage Luigi, ob er keine Angst vor Ladendieben habe. »Schließlich könnte ein Dieb hier wertvollere Schätze abräumen als in einer Bank.«
    »Wie wahr, wie wahr.« Luigi tritt ans Treppengeländer. In die Schnitzerei eines Holzpfostens ist ein Knopf eingelassen. »Davon habe ich gut fünfzehn Stück überall im Laden. Der Alarm ist direkt mit der Polizei verbunden. Sie ist in wenigen Minuten hier. In den wertvollsten Büchern habe ich überdies elektronische Sensoren versteckt, die einen Alarm auslösen, sobald sich ein Dieb damit der Tür nähert.« Er klopft an die Scheibe zur Gasse. »Panzerglas. Die kriegen Sie nicht einmal mit einem Hammer kaputt. Wer durch dieses Fenster einsteigen will, braucht schon Sprengstoff.«
    »Wenn ich das richtig sehe«, sagt Stuart vorsichtig, »hattest du schon einmal Kontakt zu Scheich Ibrahim?«
    Luigi blickt auf wie ein Tier, das Gefahr wittert. »Jeder, der international in der Welt alter Bücher und Manuskripte eine Rolle spielt, hatte schon einmal Kontakt mit Scheich Ibrahim.«
    »Wie gut kennst du ihn?«
    »Niemand, der behauptet, den Scheich gut zu kennen,

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