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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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viel kleiner als ich. Eins seiner Augen liegt hinter einem milchigen Schleier.
    »Auf dem linken Auge bin ich blind. Aber mit dem rechten sehe ich dafür umso besser, wie ein Troll!«
    Als junger Mann hat sich Luigi in eine schwach glimmende Zigarre verbissen, die er seither nicht mehr hergibt. Er beteuert, in gewisser, wenn auch nicht gerader Linie von Leonardo da Vinci abzustammen. Mir erscheint es wahrscheinlicher, dass er der Abkömmling eines spanischen Mauren ist, der es mit einem Esel getrieben hat.
    Er sagt: » Momento, meine Herren«, läuft zur Tür, zieht ein Rollo herunter und schließt das Geschäft.
    Mit der Passion eines stolzen Liebhabers führt er uns in seinem Antiquariat herum. Alles ist nach einem thematischen Muster geordnet, das ich nicht recht durchschaue. Er zieht seltene Buchausgaben heraus – eine Version von Le Avventure di Pinocchio mit der Signatur des Autors Carlo Collidi, eine illustrierte Ausgabe aus dem 18. Jahrhundert von Dante Alighieris La Divina Commedia , eine Erstausgabe von Machiavellis Il Principe und einen Korrekturauszug aus dem Jahre 1979 von Umberto Ecos Il nome della rosa mit handschriftlichen Korrekturen des Autors.
    Luigi breitet seine Arme aus und zieht voller Genuss an seiner Zigarre: »Ich habe hier Zehntausende der besten Bücher der Welt, und jedes davon sehnt sich danach, gelesen zu werden.«
     
    In der zweiten Etage, in die man über eine Wendeltreppe gelangt und die mit einer dünnen Kette abgesperrt ist, an der das Schild Riservato hängt, liegt Luigis Wohnung.
    Sie unterscheidet sich nicht groß vom Laden. Auch hier stehen und liegen überall Bücher. In der Mitte des Raumes hat er etwas Platz für ein Ledersofa und einen Salontisch gelassen, auf dem sich italienische Zeitungen und Magazine stapeln.
    Er holt eine Kanne Kaffee aus der Küche.
    »Wie ich dir schon am Telefon berichtet habe«, sagt er zu Stuart, während er Kaffee eingießt, »sind die Fragmentkopien von Asims Manuskript über die Reise in das Land im Norden seit dem 19. Jahrhundert gefragte Objekte auf dem Sammlermarkt. Wir wissen nicht, woher diese Kopien stammen, aber einige davon haben den Weg in das Archiv des Vatikans gefunden. Bei den Kopien handelt es sich um unvollständige Fragmente, aber alle scheinen von dem gleichen Urmanuskript abzustammen, das vermutlich verloren gegangen ist.«
    »Wollen Sie damit andeuten«, frage ich, »dass alles, was im Vatikan zu finden ist, bereits irgendwo in Umlauf ist?«
    »Nein, nein, ganz und gar nicht. Das Archiv des Vatikans ist unerschöpflich. Es kommt bloß darauf an, wie man sucht und welche Referenzen einen bei der Suche unterstützen. Obwohl Forscher und Sammler das Archiv durchstöbert haben, wusste niemand wirklich, wonach er suchen sollte. Übersehen Sie auch nur ein einziges zufälliges Dokument, verpassen Sie möglicherweise den einzigen Querverweis und verlieren daraufhin den roten Faden, der sie ansonsten zum Ziel geführt hätte. Außerdem beginnen die Informationsbruchstücke erst jetzt« – er sieht mich wieder an – »einen Sinn zu ergeben.«
    »Auf was können wir hoffen?«
    »In einem der Fragmente ist von einem Angriff auf Asims Tempel die Rede. Ein anderes erscheint wie ein Brief von einer Reise in den Abgrund der Zivilisation.«
    »An den Vorposten der Zivilisation«, korrigiert ihn Stuart.
    »An den Vorposten, natürlich. Es gelang dem Vatikan bereits im 12. Jahrhundert, diesen Vorposten als Norwegen zu lokalisieren, das Problem war nur, dass niemand wusste, wo genau in Norwegen.« Er sieht mich fragend an, und ich zucke mit den Schultern. »Ein anderes Problem war es, die Dokumente zu identifizieren, die nachweislich mit dieser Sache zu tun haben.«
    »Die meisten scheinen doch markiert zu sein.«
    »Markiert? Inwiefern?«
    »Mit drei Symbolen: dem ägyptischem Anch, dem Runenzeichen Ty und einem Kreuz.«
    Luigis Blick wendet sich von mir ab. » Cazzo ...«, platzt er heraus, dann konzentriert er sich wieder auf uns: »Ich denke, dass Asims Reisebrief längst von jemandem gefunden worden wäre, wenn er sich im Vatikan befunden hätte.«
    »Wir brauchen nicht unbedingt die komplette Version«, sagt Stuart. »Jeder noch so kleine Hinweis könnte für uns von Bedeutung sein.«
    »Und einen solchen Hinweis hofft ihr im Archivum Secretum Apostolicum Vaticanum , im geheimen Archiv des Vatikans, zu finden?«
    »Wenn man uns denn Zutritt gewährt.«
    »Das Archiv ist nicht mehr so geheim, wie es der Name vermuten lässt. Es gibt

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