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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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mir, wir stehen ... auf der selben Seite.«
    »Mr. Hopper, was ist mit Ihnen passiert?« sagte Miranda. »Wann haben Sie das letzte Mal etwas gegessen?«
    »Das ist Tage her. Ich ... war ohnmächtig. Das glaube ich jedenfalls. Ich bin nicht nur Priester. Ich ... kann sehen, was geschehen wird. Man nennt es die Gabe des Zweiten Gesichts.«
    Jack zündete frische Kerzen an und legte einige Holzscheite nach, ohne Hopper aus den Augen zu lassen. Wenn Hopper in die Zukunft sehen konnte, was hatte er gesehen? War dies überhaupt möglich? Jack erinnerte sich an Johns Worte: Nichts in diesem Hotel würde ihn mehr verwundern. Natürlich, John, hatte dies im Scherz gesagt, aber doch, es lag Wahrheit darin. Und nun war ein Hellsichtiger aufgetaucht. Es gab keinen Grund dies nicht zu glauben. In die Zukunft blicken zu können, war nicht unwahrscheinlicher, als dass sich klauenbewehrte Wesen um ein Hotel sammelten, um die Gäste aufzufressen. Verschwommen kehrte die Erinnerung zurück, dass Hopper sie alle schon einmal gewarnt hatte. Vor zwei Tagen war es gewesen, als er wie von Sinnen geschrien hatte. Wie war das noch? Ein Verräter im Hotel, der sie an die Weißen ausliefern wollte? So ähnlich waren seine Worte gewesen.
    »Sie haben uns gewarnt«, stellte Jack fest.
    »Ja. Aber es hat nicht viel genutzt ... wie ich sehen musste.« Er brach in heftiges Husten aus. Hopper griff mit zitternden Fingern in seine Hosentasche und zog ein zerfleddertes Taschentuch hervor, mit dem er den Anfall erstickte. »Sie hätten Floyd töten müssen. Als letzten Ausweg. Es hätte nicht zu dieser Spaltung kommen dürfen.«
    »Was?«
    »Er hätte nicht ... gewinnen dürfen.«
    »Floyd hat nicht gewonnen.«
    »Die Verteidigung ist zu wichtig. Floyd macht einen Fehler. Wir sind jetzt viel zu wenige, um uns gegen den Ansturm zu wappnen. Er hat einen Sieg davon getragen.« Die Stimme des Reverends wurde klarer. »Das haben Sie auch gesehen, nicht wahr, Jack? Sie können sie sehen, jene die draußen im Sturm warten.«
    »Ich ... ich weiß nicht, wieso ich sehe, was ich sehe, aber ja. Es ist so. Vielmehr - ich konnte sie sehen. Aber es wird alles verschwommener. Wie bei einem schlecht eingestellten Radio.«
    »Ich verstehe. Dann haben Sie auch die Gabe, aber sie ist weit weniger ausgeprägt als bei mir. Ich kann sie sehen, so klar, wie sie beide gerade vor mir stehen.«
    »Aber wieso das alles? Ich weiß, dass sie versuchen, ins Hotel einzudringen. Sie wollen uns töten. Soviel ist mir klar. Aber wozu?«
    Reverend Hopper senkte den Kopf. »Ich kann nur sagen, was ich glaube, aus dem Gesehenen schließen zu können. Jene Wesen, die ihr die Weißen nennt, Jack, verfolgen nur ein einziges Ziel: Die Zerstörung jedes lebenden Wesens innerhalb dieser Wände. Aber es ist nicht der Hunger oder der Hass auf die menschliche Rasse, die sie anzutreiben scheint. Es sind die Seelen.«
    Stille. Draußen tobte der Sturm und brüllte boshaft. Im Hotelflur war etwas anderes, Jack konnte es spüren. Und doch kümmerte ihn in dieser Sekunde weder der Sturm noch das, was draußen im Flur war. Er starrte den Reverend an. Ihm war, als könnte er die drei Herzen, die in diesem Raum schlugen, mit einem Mal hören.
    »Das ... das ist nicht möglich«, sagte Miranda mit brüchiger Stimme. »Das kann nicht sein.« Jack spürte, wie sie seinen Arm mit aller Kraft umklammerte. »Nein, nein, nein.«
    »Unsere Seelen? Sie wollen unsere Seelen? Deshalb töten die Weißen uns?«
    »Das ist, was ich vermute.« Der Reverend schüttelte den Kopf, als glaubte er selbst nicht, was er da erzählte. »Ich konnte sehen, was mit denen, die in den Schnee gegangen sind, geschehen ist. Das Ehepaar Forster. Das Ehepaar O'Brian. Die Hotelangestellten. Sie haben sie nicht nur getötet. Haben Sie sich nie gefragt, warum die arme Linda solche Verletzungen hatte, als sie von ihrem Freund zurück ins Hotel gezerrt wurde? Sie töten nicht nur, sie ... fressen. Sie nehmen die Seele in sich auf.«
    »Oh Gott«, stieß Miranda hervor. Sie presste beide Hände gegen ihre Ohren. »Halten Sie den Mund!«
    Jack schüttelte den Kopf. War es ein Traum? Stand Hopper wirklich vor ihnen und erzählte von Dingen, die so unwirklich schienen, als gehörten sie in eine andere Zeit ... eine andere Dimension? Und doch, er hatte sie auch gesehen. Er hatte die Wunde gesehen, die sie Linda zugefügt hatten. Keine Klauen. Es waren die Spuren von Zähnen gewesen.
    »Das klingt ... verrückt.«
    Reverend Hopper hustete wieder,

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