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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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dachte, dann ahnte er, dass sie mehr waren, als bloße instinktgetriebene Raubtiere.
    Aber all die Spekulation half nicht. Es gab keine andere Möglichkeit, als abzuwarten und sich für den Kampf bereit zu halten. Was auch immer da kommen würde, sie würden es sehen. Das hoffte Jack zumindest.
    Eine Stunde verging. Draußen kletterte die Sonne jetzt über den St. James. Durch die Spalte zwischen den einzelnen Platten des Rollladenpanzers fielen schräge Lichtstrahlen herein, in denen der aufgewirbelte Staub funkelte und tanzte. Die gläserne Zwischentür schimmerte matt. Hopper hatte sich nicht mehr gezeigt, aber Jack vermutete, dass er noch immer dort draußen saß und Wache hielt. Der Reverend war seltsam, ja zugegeben, und er flößte auch ihm eine gehörige Portion Respekt ein, aber er stand auf ihrer Seite. Wir brauchen jeden Mann und Frau. Jeden, der versteht, wie wichtig die Verteidigung ist. Dass Hopper dies wusste, reichte Jack, um ihm zu vertrauen.
    Der Sturm hatte nur wenig von seiner Kraft verloren, aber Jack ließ sich nicht täuschen. Sobald der Tag wieder zur Neige ging, würde er wieder mit neuer Kraft zuschlagen. Aber auch seine derzeitige Stärke war der eines kleinen Orkans jederzeit ebenbürtig.
    Nach ungefähr einer weiteren Stunde (so schätzte Jack) regte sich Miranda. Jack beobachtete, wie sie den Kopf hob und zuerst unsicher und benommen umherschaute, als wüsste sie nicht, wo sie war, dann erkannte sie ihn. Jack lächelte.
    »Was ... ist die Nacht vorbei?« Ihre Stimme war heiser.
    »Die Sonne ist aufgegangen. Also ja, die Nacht ist vorbei. Wir sollten nach unten gehen.«
    Miranda erschauderte. »Ja. Du hast natürlich recht.« Sie zögerte. »Jack?«
    »Ja?«
    »Ich wollte nur ... ich wollte mich nur dafür bedanken, dass ...«
    »Schon gut. Das musst du nicht.«
    »Doch. Danke, dass du mich beruhigt hast. Ich hätte die Nacht sonst nicht überstanden.«
    »Jederzeit, Miranda.« Jack stand auf und streckte sich. Seine Knie knackten. »Ich hoffe dennoch, dass der Irrsinn bald vorbei ist, auch wenn ...«
    »Jack?« Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. »Wieso dennoch und auch wenn?«
    »Was?«
    »Du hast gesagt, du hoffst
dennoch
, dass der Irrsinn bald vorbei sei, auch wenn ... was?«
    »Nichts, Miranda. Wir sollten jetzt wirklich gehen. John macht sich bestimmt Sorgen.«
    »Okay.« Sie legte eine Hand an Jacks Wange. »Danke, dass du für mich da warst.«
    Sie gingen hinaus, Jack hatte den Rucksack geschultert. Der Reverend war nicht mehr da, sein Stuhl stand verlassen vor der Tür, aber er war nicht weit weg - Jack konnte ein unmelodisches Summen draußen im Hotelflur hören.
    »Reverend Hopper? Andrew?«
    Sie fanden ihn vor einem der hohen Fenster, kniend, eine dunkle Silhouette vor dem gleißend hell hereinfallenden Licht. Hopper hatte eine aufgeschlagene Bibel in der Hand und murmelte und summte leise vor sich hin.
    »Kommen sie nur heran. Ich bin schon fertig. Sie stören nicht.«
    »Wie halten Sie das nur so lange ohne Nahrung aus?« Im Sonnenlicht (auch wenn es grau statt goldgelb war) war sein ausgezehrter Körper noch schrecklicher anzusehen.
    »Ich bin es gewöhnt. Es ist hilfreich, um einen klaren Kopf zu bewahren.« Er schloss die Bibel mit einem leisen
Plopp
. »Haben Sie gut geschlafen, Ms. Reiley?«
    Miranda nickte. Sie hielt Abstand, Jack sah ihr an, dass sie dem Reverend noch immer nicht traute.
    »Gehen wir nach unten? Ich bin jetzt bereit, mich euch anzuschließen.«
    »Wieder etwas gesehen?«
    »Nichts neues.«
    »Eine Sache will ich noch überprüfen«, sagte Jack. Er ging den Korridor hinab in Richtung des Kamins. Die Eisenstäbe waren kalt wie das Eis dort draußen. Aber sie waren so fest verankert, dass sie Jack (selbst als er sich mit Gewicht gegen sie lehnte) nicht bewegen konnte.
    »Das Hotel versucht alles gegen uns einzusetzen. Es wird jede Nacht mehr, wenn wir die Weißen nicht aufhalten.«
    »Es wird also in der nächsten Nacht nicht beim Klappern der Eisengitter bleiben?«
    »Vermutlich nicht«, sagte der Reverend. »Gehen wir nach unten.«
    Dort unten erwartete sie John, der jetzt Bradleys Jagdgewehr um die Schulter geschlungen hatte. Sie lebten alle noch, wie Jack feststellte, als er ihre kleine Truppe bei den Barrikaden sah.
    »Kein Angriff letzte Nacht. Es war ruhig, vom Sturm abgesehen.«
    Jack stellte ihnen den Reverend vor. »Es ist auf unserer Seite.«
    »Gut. Freut mich, Reverend.«
    Der Priester lächelte. »Wenn Sie erlauben, werde ich einige

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