Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
Gesicht und lächelte, mit schrecklich vielen Zähnen.
Er wird mich töten, das wusste Jack. Er konnte es in seinem Grinsen sehen. Du hast es versprochen, Jack, sagte der Mann.
Nein. Nein, ich wollte nie etwas versprechen.
Aber der Mann lachte nur.
Dann klärte sich sein Blick. Nur noch eine kleine Weile, dachte er ... nur noch so lange, bis sie in Sicherheit sind ... bis sie in Sicherheit ist ... die Farbkleckse formten das alte, gewohnte Bild der Eingangshalle.
»Ich werde nicht mehr lange leben«, sagte Jack. »Ich weiß es, ich kann es spüren.«
»Jack ...« Miranda legte die Arme um ihn und drückte Jack an sich, den Kopf an seine Schulter gelegt. Sie gingen zusammen durch die große Halle zu den Barrieren hinüber, wo einer der Männer, die sich ihnen angeschlossen hatten, Wache hielt. Die große Standuhr tickte, draußen heulte der Sturm. Jack hörte, wie hinter ihnen John und Bradley den toten Frank Gale aus dem Kaminsaal trugen. »Nein«, sagte Miranda dann, »du wirst nicht sterben. Das werde ich nicht zulassen.«
»Ich habe versagt«, sagte Jack. »Ich konnte mein Versprechen nicht halten, ich hab dich allein gelassen. Wenn Connor den Mann nicht getötet hätte, dann wärst du ...«
Miranda schüttelte den Kopf und legte einen Finger auf Jacks Lippen. »Es ist nichts passiert. Gib dir nicht die Schuld für alles, was hier geschieht. Du hast mehr erreicht als du denkst. Wir haben alle noch Hoffnung, diese Sache zu überstehen. Und das liegt nur an dir.«
»Aber ich bin kein Held, Miranda. Ich weiß noch nicht einmal, ob wir Connor wirklich trauen können. Was geht hier vor sich? Wie konnte er so lange dort draußen überleben? Was ist, wenn wir übersehen, was gerade geschieht? Wenn das nur ein weiterer Versuch der Weißen ist, hier einzudringen?«
Miranda lächelte. »Das kann dir niemand beantworten. Aber Connor wirkt auf mich nicht so, als würde er in der nächsten Sekunde durchdrehen.« Sie blickte zur Fensterfront hinüber. »Es gibt nicht mehr viel, was wir verlieren können. Also wieso finden wir es nicht heraus?«
»Ja.« Jack holte tief Luft. Der Sauerstoff durchfloss seine Lunge, konnte die Kälte aber nicht vertreiben. Das, dachte Jack, konnte nichts mehr. Er spürte, wie Miranda ihre Finger mit seinen Fingern verschränkte. »Ich sagte, es gibt nicht mehr viel, was wir verlieren können. Aber eine Sache, die ... naja, ich glaube diese Sache möchte ich nicht verlieren.«
Jack sah in ihre Augen, in denen sich Mond und Schnee von draußen spiegelten. »Und mir ... mir geht es genauso«, sagte er.
66
Connor saß auf dem Boden im Schneidersitz und blickte ins Feuer. Die Flammen leckten an der gemauerten Steineinfassung des Kamins und zischten als wären sie lebendig. Der Kaminsaal war in ein Halbdunkel getaucht, das flackernde, gelbrote Licht tanzten auf den Wänden. Neben Conner saßen John, Mara und Greg, wie er auf dem Boden, auf der anderen Seite Reverend Hopper, der zur Seite rückte, als Miranda und Jack hereinkamen.
Jack hatte das Gefühl, als würde ihn das große Porträt über dem Kamin, jenes, das Colin Larches, den Gründer zeigte, anstarren. Aber das konnte nicht sein, oder etwa doch?
Jemand hatte den Boden mit Wasser gespült, das Blut war nur noch auf dem Sofa und den Sesseln (sämtliche Sitzmöbel waren zur Seite geschoben worden, denn dort wollte niemand mehr sitzen) zu sehen, wo es allmählich eintrocknete und nur noch matt glänzte.
»Wo ist Frank Gale?«
»Wir haben ihn zusammen mit dem anderen Toten aus dem Speisesaal nach hinten in den Kühlraum gebracht. Das war kein schöner Anblick. Der andere der beiden wurde von dem Weißen getötet«, sagte John, »wir dachten daher, wir sollten ihn nicht mit den anderen in denselben Raum legen. Er ist noch da, wo er bisher war. Niemand hat ihn berührt.«
Connor nickte. »Das ist gut. Der Körper muss in jedem Fall verbrannt werden. Aber wir haben noch Zeit. Er ist gerade erst vom Fluch infiziert worden. Zuerst ...«, er blickte in die Runde, »meine Geschichte.«
Jack sah, wie der Indianer nach dem Lederband griff, das er um den Hals trug. Am anderen Ende des Bandes hing eine kleine, aus dunklem Holz geschnitzte Figur eines Seeadlers.
»Dies ist ein Geschenk meiner indianischen Mutter vom Stamm der Nooksack«, fuhr Connor fort. Er sprach, als säßen sie gemeinsam am Lagerfeuer in einer Sommernacht, nicht in einem Hotel, das von Wesen bedroht wurde, für die es keine Erklärung gab. »Ein Fetisch, dem angeblich
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