Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
ist ... eine Nebenwirkung, wie es scheint«, sagte Connor.
»Erstaunlich. Und jetzt sind wir hier«, sagte Jack. »Uns bleibt nicht viel Zeit. Wir suchen den Nachfahren von Colin Larches, jenem netten Menschen, der hier hängt und uns zusieht. Hat jemand eine Idee?«
Bradley räusperte sich mit dem Klang einer alten Motorsäge mit falsch eingestelltem Benzinzufluss. »Also im Ernst, wir glauben was der Indianer gesagt hat? Ein Pakt mit dem Leibhaftigen? Ein Nachkomme von Colin Larches, der seit hundert Jahren tot ist? Wirklich, Jack? Ich dachte nur, wir wollten uns auf die Verteidigung des Hotels konzentrieren.«
»Zuerst möchte ich nur darüber sprechen. Mehr nicht.«
»Bist du der Nachkomme, Greg?«, fragte John, aber niemand stimmte in sein Lachen ein. Bradley verstummte, aber Jack sah, dass ihm die Sache nicht gefiel. Ihm selbst gefiel die Sache auch nicht - ganz und gar nicht.
»Wenn der Nachkomme weiß, dass er den Pakt zu erfüllen hat, was würde er dann tun? Ich denke, er würde sich an einem Ort verstecken, an dem er sicher ist, sollte jemand herausfinden, wer er in Wirklichkeit ist. Außerdem wissen wir nicht, was die Weißen mit dem Nachkommen tun, wenn er ihnen gegenüberstehen würde. Vielleicht muss er sich genauso in Acht nehmen, wie wir.«
»Der Keller ist ein sicherer Ort«, sagte Connor.
»Und wer hat sich in den Keller zurückgezogen, um uns hier oben alle verhungern zu lassen?«
»James Floyd« sagte Miranda.
»Exakt«, sagte John. »Das passt.«
»Das passt haargenau. Er wollte Mara den Weißen opfern, gerade vor wenigen Stunden. Wir haben ihn und seine Leute zurückgeschlagen, sie lecken ihre Wunden, aber wenn sie wiederkommen, dann werden sie versuchen, uns härter zu treffen. Wir dachten, Floyd hätte einen anderen Grund für sein Verhalten, aber jetzt ist es klar ...« Jack spürte, wie sein Herz gegen seine Rippern hämmerte, wie ein eingesperrtes Tier, das ausbrechen wollte oder wie eingesperrtes Tier, das seinen letzten Todeskampf führte ... wie zum Teufel hatten sie das übersehen können?
»Es muss Floyd sein«, sagte Hopper. »Ich kann ihn nicht sehen. Seit Tagen nicht mehr. Ich bemerkte zwar, was er plant, wenn er dies den anderen dort unten mitteilt, aber nicht, was er selbst tut. Wenn er der Nachfahre ist und wir ihn töten müssen ...«
»Und das müssen wir«, fügte John hinzu.
»... dann haben wir ein Problem. Der Keller ist mittlerweile eine Festung. Wie sollen wir dort reinkommen?«
»Es gibt nur eine Lösung«, sagte Jack. Er blickte in die Runde und spürte, wie die Kälte der Weißen durch seine Adern floss. »Für Verhandlungen bleibt keine Zeit. Wir werden sie dort heraustreiben. Mit Feuer ... und mit Rauch.«
»Rauch?«
»Greg?«
»Machbar. Hinten im Lager ist ein Brandbeschleuniger und einige andere lustige kleine Dinge, die - wenn man sie richtig mischt - mehr Rauch erzeugen, als das Hotel überhaupt fassen kann.«
»Gut.«
»Und die Kinder?«
»Wenn sie klug sind, kommen sie heraus. Rechtzeitig.«
70
Die Vision traf ihn schlagartig.
Die Frau kauerte in einer Ecke, die schlanken Beine an den Körper gezogen und die Arme um den Bauch geschlungen. Ihr Kopf wiegte leicht vor und zurück, während sich ihr Mund unablässig bewegte. Sie flüsterte. Ihre Wangen waren feucht vor Tränen.
Er erkannte sie. Mara. Mara Larssen. Aber wo waren die anderen? Wer stieß jene Schreie aus, die die Eingangshalle und das Glas hier oben erzittern ließen?
Der Reverend sah sich selbst. Er stand am Fenster, vor das ein Vorhang gezogen war. Nur ein Spalt war offen, durch den er hinausblickte. In den Händen - er erschrak und staunte zugleich - hielt er ein Gewehr mit langem Doppellauf. Wieso hatte er es von John erhalten? Er sich selbst, wie er dastand, als würde er Wache halten. Er trat um seinen eigenen Körper herum - eine äußerst außergewöhnliche Erfahrung im Übrigen, wie er wusste, lobet den Herrn! - und blickte in sein eigenes Gesicht.
Dort war nichts als Angst.
Angst vor dem Schnee. Angst vor dem, was dort draußen lauerte.
Angst vor denen, die im Hotel waren. Sie waren hier, ja, er konnte sie spüren. Und er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde. Dieser Raum, er würde bald dort sein.
Aber wieso?
Reverend Hopper konnte es nicht verstehen.
Die Vision veränderte sich, das Bild zerfloss und setzte sich neu zusammen.
Sie saßen wieder um das Lagerfeuer. Connor hielt die kleine Adlerfigur zwischen den Fingern, drehte sie immer wieder und
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